Schäftlarn:Konzertsaal in der alten Tenne

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Kloster Schäftlarn will Veranstaltungsraum mit Mitteln aus dem Leader-Förderprogramm der EU schaffen

Von Ingrid Hügenell, Schäftlarn

In der früheren Klosterökonomie Schäftlarn gibt es eine alte Tenne, die seit einiger Zeit nicht mehr genutzt wird. Das Kloster möchte den Sichtdachstuhl dieses ehemaligen landwirtschaftlichen Gebäudes ausbauen und in einen Konzert- und Veranstaltungssaal umwandeln. Um sich den Umbau leisten zu können, hofft das Kloster auf Mittel aus dem Leader-Programm der EU. Der Schäftlarner Gemeinderat hat am Mittwoch einstimmig beschlossen, die dazu nötige Mitgliedschaft in der LAG Bad Tölz-Wolfratshausen anzustreben.

Die Grundfläche der Tenne beträgt etwa 700 Quadratmeter. Zum Vergleich: Der Allianz-Hörsaal im Kloster Benediktbeuern ist mit einer Fläche von 232 Quadratmetern viel kleiner, dazu kommen 80 Quadratmeter auf zwei Galerien. Er fasst maximal 200 Personen. Die Wolfratshauser Loisachhalle ist mit 500 Quadratmetern Saal und 200 Quadratmetern Foyer etwa ebenso groß, maximal 1200 Leute passen dort hinein. Eine Bühne mit 100 Quadratmetern gehört ebenfalls dazu.

Im Erdgeschoss der alten Tenne könnten laut der Antragsbegründung, die Klosterverwalter Stefan Rührgartner für den Gemeinderat verfasst hat, Garderoben, Sanitäranlagen und ein Cateringbereich eingerichtet werden. Der Saal könnte laut Rührgartner auch von den Vereinen am Ort für Veranstaltungen genutzt werden. "Ich denke hier zum Beispiel an Konzerte der Blaskapelle Hohenschäftlarn", schreibt Rührgartner. Seit der Saal des Gasthauses zur Post in Ebenhausen geschlossen ist, fehlt ein solcher Saal in Schäftlarn. Allerdings wären in der alten Tenne größere Umbauten erforderlich. So gelangt man derzeit nur über eine Außentreppe in den ersten Stock. Das Kloster ist insgesamt sanierungsbedürftig, 2016 sollen die Arbeiten beginnen. Sie werden etwa 17 Millionen Euro kosten. Den Ausbau der Tenne könnte das Kloster laut Rührgartner nicht ohne eine Leader-Förderung in Angriff nehmen. Was er kosten würde, wollte Rührgartner nicht mitteilen. Da es für den Landkreis München kein Leader-Programm gibt, müsste sich Schäftlarn der Leader-Aktionsgruppe (LAG) mit Sitz in Bad Tölz anschließen. Das zu versuchen, hat der Gemeinderat am Mittwoch nun beschlossen. Die Verwaltung soll die Modalitäten für eine Mitgliedschaft klären und einen Aufnahmeantrag stellen.

Diese Tenne im Kloster Schäftlarn könnte so ausgebaut werden, dass darin ein Veranstaltungssaal entstehen kann. (Foto: Hartmut Pöstges)

Geprüft werden soll auch, ob nur das Kloster allein Mitglied der LAG werden kann - entweder zusätzlich oder eigenständig. Der Mitgliedsbeitrag hat laut Beschluss "in einem angemessenen Verhältnis" zu dem der Landkreisgemeinden zu stehen. Diese zahlen laut Ruhdorfer 50 Euro pro Jahr. Der Schäftlarner Bürgermeister kann sich einen höheren Beitrag vorstellen. Die Gemeinde hofft, auch mit eigenen möglichen Projekten in die Leader-Förderung aufgenommen zu werden.

Die LAG hat bei der Gründung ihr Gebiet allerdings bewusst auf den Landkreis Tölz-Wolfratshausen begrenzt. Das Kloster Schäftlarn führt als Argumente für eine Aufnahme die frühere Zugehörigkeit Schäftlarns zum Altlandkreis Wolfratshausen an, ebenso die Tatsache, dass es kirchlich gesehen nach wie vor zum Dekanat Wolfratshausen gehört. "Gefühlt gehören wir zum Oberland", bekräftigte Gemeinderat Christian Fürst (CSU).

Die Leader-Förderung ist nur eine Anschubförderung. Mindestens die Summe, die als Zuschuss gewährt wird, muss auch als Eigenanteil gestemmt werden. Zuweilen haben die Gemeinden dieses Geld bezahlt, zuweilen wurde es durch Spenden aufgebracht. Und es ist nicht viel Geld, das ausgezahlt wird. In der ersten Förderperiode von 2007 bis 2013 haben 23 Projekte zusammen knapp eine Million Euro erhalten. In der nächsten Periode wird es eine etwa ebenso hohe Summe geben. Das große Thema, mit dem sich die LAG Tölz beworben hat, ist "1111 Quadratkilometer Heimat". In den Projekten soll es laut Leader-Manager Andreas Wüstefeld vor allem um Jugend, Familie und Senioren gehen, das war der Wunsch einer Bürgerbefragung im Internet. Ob der Landkreis Tölz-Wolfratshausen wirklich wieder dabei ist, steht noch nicht fest.

© SZ vom 27.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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