Sanierung des Stadtmuseums:Millionenprojekt in Sachen Tölzer Geschichte

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Bei der Umgestaltung des Stadtmuseums muss die Kommune eine große Kostensteigerung hinnehmen, unter anderem wegen der Hochkonjunktur auf dem Bausektor. Allerdings können die Arbeiten wohl ein Jahr früher als geplant abgeschlossen werden

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Neukonzeption des Tölzer Stadtmuseums kommt erheblich teurer als erwartet. Die Stadt muss für die Umgestaltung voraussichtlich knapp 866 500 Euro zahlen, das sind rund 230 000 Euro mehr als bislang angenommen. Als gewichtigen Grund nannte Kurdirektorin Brita Hohenreiter in der jüngsten Sitzung des Stadtrats, dass sich die ursprüngliche Kostenschätzung der Landesstelle für nicht staatliche Museen von 1300 Euro pro Quadratmeter für die insgesamt 644 Quadratmeter Ausstellungsfläche im Tölzer Stadtmuseum als viel zu gering herausstellte. Das sei ärgerlich, meinte Bürgermeister Josef Janker (CSU). "Aber die Tölzer Geschichte, die sich im Museum vereinigt, muss man dringend unterstützen."

Die Neugestaltung kostet nun 1900 Euro pro Quadratmeter. Die Gesamtausgaben erhöhen sich damit auf gut 1,15 Millionen Euro. Die Landesstelle für nicht staatliche Museen fördert das Projekt mit 20,4 Prozent, was auch für die Preiserhöhung gilt. Deshalb steigt ihr Zuschuss von 200 100 Euro auf nunmehr 286 221 Euro. "Lieber wäre es mir andersrum gewesen, und ich hätte Geld zurückgegeben", so Hohenreiter. Als weitere Ursache für den Kostenanstieg nannte sie die gute Konjunktur im Baugewerbe: An Ausschreibungen beteiligten sich kaum noch Firmen - und wenn doch, verlangten sie hohe Preise.

Auch sonst ging die Umgestaltung des Stadtmuseums nicht ohne Probleme vonstatten. Anfangs trennte sich die Stadt von Ausstellungsmacher Peter Syr, voriges Jahr tauschte sie das Gestaltungsbüro aus. Das Büro "haslbeck schneider gestalter" konnte mangels Personal das vereinbarte Gesamtkonzept für das Stadtmuseum nicht vorlegen, der Terminplan geriet ins Wanken. Deshalb heuerte die Stadt das Atelier Hackel aus München an.

Unter Hochdruck wurden inzwischen einige Räume fertiggestellt, weshalb man 2019 wieder im Zeitplan liegen werde, wie Hohenreiter avisierte: "Die Gestaltung ist lebendig und ansprechend, große Brüche zwischen einzelnen Räumen, wodurch der Wechsel des Gestalters offensichtlich sein könnten, wurden vermieden."

Die Kurdirektorin hatte aber auch eine frohe Botschaft zu verkünden: Die Umgestaltung des Stadtmuseums soll 2020 abgeschlossen sein, ein Jahr früher als bisher geplant. Die Bauabschnitte drei und vier sollen zusammengefasst und bis Ende 2019 fertiggestellt werden. Sie umfassen zum einen die Themengebiete Jagd im Isarwinkel, Adel in Bad Tölz und Bürgertum, zum anderen vor allem das kirchliche Leben mit Leonhardiritt, Hauskapelle, Hinterglasmalerei, Krippen und Sakralobjekten. 2020 soll dann noch der Bauabschnitt fünf mit Thomas Mann und Gabriel von Seidl folgen, außerdem mit Gebirgstrachten und Uniformen, mit Freizeit im Isarwinkel und der Faltbootwerft.

Die Neukonzeption des Tölzer Stadtmuseums ist eine Herkulesaufgabe. Viele der oftmals von Bürgern gestifteten Exponate, die früher in den Räumen in der Marktstraße lagerten, waren gar nicht erfasst. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Stadträte stimmten den Mehrkosten ohne große Debatte zu. Die seien zwar nicht erfreulich, meinte Jürgen Renner (SPD). "Aber wir haben der Konzeption früher schon zugestimmt, und wer A sagt, muss auch B sagen." Andernfalls würde man in "eine ganz katastrophale Entwicklung eintreten".

Im Rathaus freut sich Kämmerer Hermann Forster über die Zeitersparnis von einem Jahr bei der Umgestaltung. "Ich bin froh, dass wir sie straffen und durchziehen können, damit sie herzeigbar ist und beworben werden kann." Schließlich solle das Stadtmuseum ja "ein tolles Aushängeschild" werden, sagt Forster. Zurückhaltender äußert sich Hohenreiter. Die Frequenzbringer im Museum seien die Sonderausstellungen, nicht die Dauerausstellung, sagt sie. Deshalb plant sie Ende 2019 bereits eine Art Zwischeneröffnung. "Damit wir die wichtige Presse in den Fachzeitschriften kriegen."

© SZ vom 28.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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