Sachsenkam:Das Wunder von Reutberg

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Entgegen aller Erwartungen darf das Kloster weiterbestehen

Von klaus schieder, Sachsenkam

Es war schon so etwas wie ein Wunder: Der 400 Jahre alte Konvent im Kloster Reutberg bleibt erhalten. Anfang November entschied die Ordenskongregation im Vatikan zur Verblüffung aller Beteiligten, dass die beiden Schwestern Augustin und Faustina vom regulativen Dritten Orden des Hl. Franziskus auf dem Reutberg bleiben dürfen. Als "Apostolische Kommissarin" mit den Rechten und Pflichten einer Oberin wurde Schwester Benedicta Tschugg eingesetzt, die den beiden Nonnen schon 2017 geholfen hatte, dann allerdings vom Erzbischöflichen Ordinariat München und Freising wieder zurück in ihr Heimatkloster in Koblenz geschickt worden war. "Ich bin freudig erstaunt", sagte Gerald Ohlbaum vom Verein "Freunde des Klosters Reutberg". Er ist Mitglied der Sachsenkamer Gruppe unter Sprecher Ulrich Rührmair, die unverdrossen für den Erhalt des Konvents gekämpft hatte.

Die Pläne der Erzbischöflichen Ordinariats sahen anders aus. Sie beinhalteten die Auflösung des Konvents, der mit lediglich zwei Ordensschwestern ja keiner mehr war, und die Errichtung eines Seelsorgezentrums. Dabei konnten sich die Kirchenoberen in München auf die Religiosenkongregation in Rom berufen, die bereits 2013 das Aus für den Konvent auf dem Reutberg als unvermeidlich deklariert hatte. Vor diesem Hintergrund stießen auch Angebote anderer Orden, einige Schwestern nach Sachsenkam zu entsenden, oder die Aufnahme einzelner Interessentinnen auf Desinteresse in der Erzdiözese. Die Entscheidung im Vatikan sorgte denn auch für Verwunderung in München. Das Dekret aus Rom sei "nicht transparent nachvollziehbar", so Pressesprecher Christoph Kappes.

Für die Sachsenkamer Gruppe um Ulrich Rührmair ist dies hingegen ein Riesenerfolg. Sie hatte zunächst viele Gespräche mit dem Erzbistum geführt. Als sie sich dabei nicht mehr ernst genommen fühlte, sammelte sie 12 000 Unterschriften für den Erhalt des Konvents. Am Ende fuhren einige Mitglieder selbst nach Rom, um ihre Standpunkte in der Causa Reutberg zu erläutern. Über die Gründe für den Sinneswandel im Vatikan konnten auch sie hernach nur Mutmaßungen anstellen. Vielleicht, meinte Rührmair, habe man schlicht überzeugende Argumente vorgetragen.

© SZ vom 27.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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