Sachsenkam:Ärger um das Kloster Reutberg

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Ordinariat weist Vorwürfe der Sachsenkamer Gruppe zurück

Von Petra Schneider, Sachsenkam

Im Ordinariat ist man verärgert über die Infoveranstaltung vom Sonntagabend. Man sei nicht eingeladen gewesen, sagt Pressesprecherin Bettina Göbner, und habe keine Gelegenheit gehabt, auf Vorwürfe zu antworten. Die Sachsenkamer Gruppe kämpft für den Erhalt des Klosters auf dem Reutberg, beim Infoabend mit knapp 250 Interessenten waren die Wogen hochgeschlagen. Auch ein "Kompromissvorschlag" wurde von der Sachsenkamer Gruppe vorgestellt: Demnach soll der jetzige Konvent auf dem Reutberg fortgeführt und parallel dazu ein Seelsorgezentrum eingerichtet werden.

Beim Ordinariat äußert man sich verhalten; das Konzept liege noch nicht vor. Nach Ansicht von Göbner fehlen allerdings konkrete Umsetzungsvorschläge. Wie solle etwa der Anschluss an ein anderes Kloster genau aussehen? Wenn Schwestern des Koblenzer Kapuzinerinnen-Klosters auf den Reutberg kämen, müssten die beiden Franziskanerinnen übertreten oder sich zumindest anschließen, sagt Göbner. Wer solle eine externe Ausbildung von Anwärterinnen übernehmen? Die Franziskanerinnen auf dem Reutberg seien eine sehr singuläre Gemeinschaft. "Ich wüsste kein Schwesternkloster, das das übernehmen könnte."

Was die Zukunft von Schwester Maria Faustina und ihrer pflegebedürftigen Mitschwester Maria Augustina betrifft, so hätten die beiden ihre Mitsprachemöglichkeit nicht in Anspruch genommen. Es sei schwer, mit der jüngeren Schwester Faustina "ins Gespräch zu kommen", sagt Göbner. Eine letzte Gelegenheit gebe es noch bis 15. Juni, dann entscheide der Vatikan.

Auch bezüglich der Entpflichtung von Spiritual Josef Beheim, die für Empörung gesorgt hatte, unterscheiden sich die Darstellungen: Laut Göbner habe der Ruhestandsgeistliche im März angekündigt, dass er zum 15. Juni in ein betreutes Wohnheim nach Mainz zurückkehren wolle. Daraufhin habe das Ordinariat zum 31. Mai schriftlich seine Entpflichtung mitgeteilt - in einem "sehr förmlichen Schreiben", wie Göbner einräumt. Anschließend habe Beheim seinen Entschluss wieder revidiert. "Wir sind zurzeit mit ihm im Gespräch."

Am größten ist die Verärgerung im Ordinariat, wenn es um Spekulationen geht, das Kloster solle aufgelöst werden, damit die Kirche das Vermögen einkassieren könne. Das Gegenteil sei der Fall, betont Göbner. Man müsse einen zweistelligen Millionenbetrag, vor allen in den Brandschutz, investieren. Bei einer Auflösung, die der Vatikan anordnen muss, würde das Vermögen des Klosters Reutberg an die Erzdiözese München-Freising übergehen. Im Stiftungsrecht sei aber festgelegt, dass Grundbesitz nur verkauft werden darf, um Geld für die Renovierung des Klosters zu bekommen. "Dass das an einen Investor verkauft wird, der dann Wohnungen baut, ist nicht denkbar. Und das wollen wir auch nicht", betont Göbner.

Der Reutberg solle auch in Zukunft ein geistlicher Ort bleiben, der für kirchliche Zwecke genutzt werde. So sieht es auch das Konzept eines "Seelsorgezentrums" vor, das dem Ordinariat vorschwebt: So soll auf dem Reutberg eine Priestergemeinschaft einziehen, die seelsorgerische Aufgaben in der Region übernehmen könnte. Man sei konkret mit einer Ordensgemeinschaft im Gespräch, sagt Göbner.

Zudem soll es Räume geben, die von kirchlichen Gruppen aus der Umgebung genutzt werden könnten: Etwa Pfarrgemeinderäte, Firmgruppen, Kindergottesdienstkreise. Die Nutzung sei "grundsätzlich offen", der Schwerpunkt liege aber auf katholischen Einrichtungen. Verstärkt werden soll das Familienpastoral, bleiben würden die Angebote der Klosterkirche und die Wallfahrten.

© SZ vom 06.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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