Rückschau:Im Stillen effektiv

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Die Tölzer Jugendförderung galt 2016 vor allem der Integration

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Armin Ebersberger musste sich kurz fassen. Das Eishockeyteam der Tölzer Löwen stand am Dienstagabend im Play-off-Viertelfinale gegen Hannover, deshalb hatte Andreas Wiedemann (FWG) die Referenten im Hauptausschuss des Stadtrats darum gebeten, sich aufs Nötige zu beschränken. Die Arbeit der Tölzer Jugendförderung, über die der kommunale Sozialplaner berichtete, nannte der Zweite Bürgermeister "eine Sache, die im Stillen abläuft, aber effektiv ist". Die Stadt habe einige soziale Brennpunkte, die "in der Wahrnehmung aber nicht auftauchen, weil sie von der Mannschaft der Jugendförderung im Vorfeld bearbeitet werden", lobte Wiedemann, der die Sitzung in Absenz von Bürgermeister Josef Janker (CSU) leitete.

Das Jahr 2016 stellte Ebersberger in der Jugendarbeit unter ein einziges Wort: Integration. Die vier Sozialpädagogen, die dreieinhalb Stellen besetzen, standen vor der Herausforderung, nicht bloß wie bislang Angebote für einheimische Kinder und Jugendliche zu schaffen, sondern auch für junge Flüchtlinge. Beide Seiten hätten sich anfangs kritisch beäugt, dann aber bis zum Jahresende zu einem "positiven, friedlichen Miteinander" gefunden, so Ebersberger. Die Mitarbeiter, zu denen auch zwei Praktikanten und ein junger Mann im Freiwilligen Sozialen Jahr zählten, hätten hier sehr gute Arbeit geleistet. Schließlich hätten sie es mit "einem bunten Mix von Jugendlichen aus unterschiedlichen Ländern, unterschiedlichen Bleibeperspektiven, mit häufig traumatischen Kriegs- und Fluchterlebnissen" zu tun.

Bei den Angeboten der Jugendförderung errechnete Ebersberger im Vorjahr fast 12 000 Nutzungen - "das ist eine ordentliche Hausnummer". Im offenen Betrieb und bei Sonderprojekten zur politischen Bildung zählte er gut 9700 Besuche von Acht- bis 18-Jährigen. Dazu gehörte auch der Workshop "Seven-Eleven" zum Thema Flucht, den die Tölzer Jugendarbeiter zusammen mit der Jugendbildungsstätte Königsdorf für Siebt- bis Elftklässler veranstalteten. Nach zwei Jugend-Asylgipfeln in der Kurstadt sei dies ein neues Format gewesen, so Ebersberger. Jeder Jugendliche musste sich dabei mit der Frage auseinandersetzen, wovor er selbst flüchte. "Das war ein Lieblingsprojekt von mir," sagte der kommunale Sozialplaner. 1622 Besucher zählte er im Übrigen bei 197 Veranstaltungen des Tölzer Kindersommers, 1029 beim "Open House Sport".

Soziales Lernen an der Grundschule, die 20-Jahr-Feier der Jugendförderung und die Eröffnung des neuen Treffs "Welt-Raum" im Kurviertel - auch dies führte Ebersberger in seinem kursorisch gehaltenen Jahresbericht auf. Der "Welt-Raum" ist nach seinem Dafürhalten nicht bloß ein Ort, an dem Flüchtlinge Deutsch lernen, Asylhelfer diskutieren, Integrationsarbeit geleistet wird. Er sei überhaupt "ein großer Treff" für ehrenamtliche Arbeit geworden, auch für Senioren oder in der Kultur, sagte der kommunale Sozialplaner.

Die Flüchtlinge im benachbarten Jodquellenhof werden demnächst ausziehen, ihr neues Heim ist das von der Stadt gebaute Asylheim auf der Flinthöhe. Auf Nachfrage von Martin Harrer (FWG) sagte Ebersberger, dass man sich viele Gedanke mache, wie die Integrationsarbeit im Dreieck Lettenholzsiedlung, Bürgerhaus und Asylheim aussehen soll. "Dazu in Kürze mehr", kündigte er an.

© SZ vom 06.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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