Rekrutierung:Was Betriebe tun müssen

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Heute suchen sich die Lehrlinge die Arbeitgeber aus - und nicht mehr andersherum

Von Pia Ratzesberger, Bad Tölz-Wolfratshausen

Die großen Firmen können es sich leisten: Werbespots im Kino, im Fernsehen, plakatierte Anzeigen in allen Städten, virale Kampagnen im Internet. Ganze Marketingabteilungen arbeiten in solchen Unternehmen daran, dass die klügsten und ehrgeizigsten Absolventen den Weg zu ihnen finden. Man will der Beste auf dem Markt sein, das beste Produkt anbieten - und deshalb auch die besten Mitarbeiter.

Doch kleine und mittelständische Betriebe, die lange nicht so viel Budget für Werbung haben, tun sich oft schwer, den Nachwuchs zu erreichen. Gerade weil sie es gewohnt sind, dass über lange Zeit die Leute zu ihnen kamen, ohne dass sie um diese buhlen mussten. Jetzt aber ist das plötzlich anders - das wird vor allem Betriebe herausfordern, bei denen nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist, was sich hinter dem Firmennamen verbirgt und welche Aufgaben dort auf einen Auszubildenden warten. Die Agentur für Arbeit in Rosenheim rät Unternehmen deshalb, sich schon früh um die zu besetzenden Lehrstellen zu kümmern, in die Schulen zu gehen und die künftigen Absolventen mit ihrem Betrieb bekannt zu machen. "Schnupperpraktika für ein paar Tage oder ein paar Wochen sind ein guter Anfang, weil die Schüler sich ein Bild vom Berufsalltag machen können", sagt Katharina Kristen von der Arbeitsagentur. Viele Aufgaben abseits der klassischen Berufsfelder kennten die Jugendlichen schlichtweg nicht - und suchten deshalb auch nicht danach. "Wer kann sich schon etwas unter der Bezeichnung 'Holzmechaniker/in der Fachrichtung Herstellung von Bauelementen, Holzpackmitteln und Rahmen' vorstellen?", sagt Kristen. Jugendliche müssten solche Berufe ausprobieren, um zu erfahren, was sich hinter den Namen verberge.

Außerdem rät sie Firmen, Bewerber nicht gleich anhand der Zeugnisnoten auszusortieren, sondern auch denen mit schlechteren Zensuren eine Chance zu geben. "Miese Noten in der Schulzeit sagen nichts über das handwerkliche Geschick eines Lehrlings aus", sagt Kristen. Unternehmen sollten lieber mehr Bewerber einladen und im persönlichen Gespräch kennenlernen, als potenzielle Auszubildende direkt per Post abzulehnen. Auch wenn mehr Vorstellungsgespräche mehr Aufwand bedeuteten - am Ende werde sich das wahrscheinlich lohnen.

© SZ vom 07.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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