Reichersbeuern:Eindeutiges Ja zum Trailerpark

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Drei Gemeinderäte trafen sich zur gemeinsamen Sitzung in der Grundschule Reichersbeuern. Auch etwa 50 Bürger kamen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Gemeinderäte von Reichersbeuern, Greiling und Sachsenkam stimmen der Anschaffung von Wohnwagen für 300 Flüchtlinge zu.

Von Julia Schneidawind, Reichersbeuern

"Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen", mit diesen Worten hat Bürgermeister Ernst Dieckmann am Freitagabend die gemeinsame Sitzung der Gemeinderäte von Reichersbeuern, Greiling und Sachsenkam eröffnet. Dabei wurde über die Unterbringung von Asylbewerbern in sogenannten "Mobile Homes" auf dem Gewerbegebiet "Am Kranzer" an der Bundesstraße 13 abgestimmt. Die Abstimmung war eindeutig: Nur drei Greilinger Gemeinderäte stimmten dagegen. Derzeit sind in Reichersbeuern 15 Asylbewerber untergebracht. In Greiling lebt eine fünfköpfige syrische Familie. Sachsenkam erwartet kommende Woche die ersten Flüchtlinge.

Statt eine Traglufthalle zu errichten, sollen 50 "Mobile Homes" aus Frankreich gebraucht gekauft und noch heuer aufgestellt werden. Die Flüchtlinge sollen für zwei Jahre dort wohnen. Dann müsse eine dauerhafte Lösung geschaffen sein, sagte Dieckmann. In jedem der 32 Quadratmeter großen Wohnwägen können sechs Menschen unterkommen. Ein Gemeinschaftszelt ist ebenfalls geplant. Auch Wlan soll den Flüchtlingen zur Verfügung stehen. Eine Buslinie soll an dem Gelände halten. Der Bau eines Radwegs wird geprüft.

Die Bürgermeister der drei Gemeinden, Vertreter des Landratsamts und die Projekt-Planer informierten Gemeinderäte und etwa 50 Bürger über die Details. Dieckmann machte deutlich, dass die Alternative zu den Mobile Homes die Unterbringung in Schulturnhallen wäre. Er räumte ein, dass es sich bei dem Areal an der B13 nicht um einen idealen Standort handle. Das Gelände liegt abseits der Gemeinden. Eine Unterbringung innerhalb der Ortschaften ist laut Dieckmann nicht möglich. Man habe darum gebeten, Leerstände zur Verfügung zu stellen, aber ohne Erfolg. Der Greilinger Bürgermeister Anton Margreiter kann sich nicht erklären, warum die Bereitschaft der Bevölkerung gering ist, Wohnraum zu Verfügung zu stellen: "Die Vermietung ist kein schlechtes Geschäft." Das Areal "Am Kranzer" werde von der Eigentümerin kostenlos zur Verfügung gestellt, sagte Dieckmann: "Würde sie eine Pacht verlangen, wäre das Projekt nicht möglich." Auch der Bürgermeister der Gemeinde Sachsenkam, Johann Schneil, warb wie Margreiter und Dieckmann für die Zustimmung. "Die Turnhallen müssen wieder frei sein. Die Vereine haben die Turnhalle finanziert und können jetzt keinen Sport machen", erklärte Schneil.

Der Greilinger Sascha Rings bezweifelte, dass nach zwei Jahren Schluss sein wird und hält eine Integration von etwa 300 Menschen in die Gemeinden für unmöglich. Dieckmann erklärte, es handle sich um eine klare Begrenzung auf zwei Jahre, die Unterbringungszahlen für das Areal seien gedeckelt: "Wir bieten den Menschen ein Dach über den Kopf für den Zeitraum, in dem das Verfahren läuft. Integration wird erst dann stattfinden, wenn die Leute dauerhaftes Bleiberecht haben und irgendwo ein Zuhause finden." Eine Frau befürchtete gar den Ansturm von 3000 jungen Männern in kurzer Zeit. Dieckmann erklärte, die Siedlung solle lediglich mit Familien mit Kindern im schulpflichtigen Alter belegt werden.

© SZ vom 12.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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