Reichersbeuern:80 Jahre

Die Gymnasiasten haben sich künstlerisch mit der Geschichte ihrer Schule befasst; hier eine Arbeit von Philipp Schmidt und Georgia von Schwerin: Mittelalter und Jetzt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Geschichte einer Schule

Es ist eine bewegte Geschichte, die Schüler des Max-Rill-Gymnasiums in Reichersbeuern mit einer Ausstellung und einem hervorragenden Theaterstück Revue passieren lassen. Ob die Geschichte ihrer Schule aber wirklich erst 80 Jahre andauert, darüber lässt sich streiten. Max Rill hatte sein Landerziehungsheim für Mädchen bereits zwei Jahre vorher in Ambach am Starnberger See gegründet und war 1938 ins Schloss Reichersbeuern umgezogen. Die Zahl der Schülerinnen nahm in der Folge rasant zu. Viele Eltern, darunter auch ranghohe Nazis, wussten um die Abgelegenheit der Schule und wähnten ihre Kinder dort in Sicherheit vor Bombenangriffen. Rill nahm aber auch sogenannte "jüdische Mischlinge" auf, denen seit 1942 der Schulbesuch untersagt war, und protegierte sie. Die Töchter der ranghohen Nazis nutzte er als eine Art Schutzschild gegen den HJ-Obergebietsführer Emil Klein, der als hundertprozentiger Nazi galt und die Schule verstaatlichen wollte. Um das zu vermeiden, schrieb Rill auch eine Denkschrift an den Reichsführer SS Heinrich Himmler. 1943 wurde die Schule verstaatlicht, aber Rill blieb ihr Leiter. 1946 erhielt er ein Berufsverbot, das später aufgehoben wurde. Er starb im April 1963. Heute ist das Max-Rill-Gymnasium eine Ganztagsschule mit Internat. Sie führt einen sozialwissenschaftlichen Zweig mit Schwerpunkt Theater.

© SZ vom 28.07.2018 / emo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: