Reden wir über:Poetry Slam in der Pubertät

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Foto: Manfred Neubauer (Foto: Manfred_Neubauer)

David Schumann und Simon Öttl über dichterische Sinnsuche

interview Von Petra Schneider, Bad Tölz

Am Mittwochabend verwandelt sich die Aula des Gabriel-von-Seidl-Gymnasiums in einen gechillten Club: Lockere Einzeltische, eine Bühne mit Sofa, Musik, von der Decke werden mit Texten beschriebene "Slamellen" baumeln. Christine May und Christina Stadtmüller, Fachschaftsbetreuerinnen für Deutsch, haben Bumillo, einen der bekanntesten deutschen Poetry-Slammer nach Tölz eingeladen. Am Nachmittag nehmen zwölf Mittelstufenschüler an seinem Workshop teil, am Abend werden sie ein gemeinsames Programm gestalten. Für May ist der Poetry Slam eine Möglichkeit, Schüler "zeitgemäß für Sprache und Lyrik zu begeistern". Die beiden Achtklässler David Schumann (15) und Simon Öttl (14) sehen das genauso.

SZ: Habt ihr einen Slam parat?

David: "Ich bin ein Tropfen. Einer von vielen. Ich falle ganz allein und doch in einer Gruppe. Wir fallen gemeinsam. Wenn ich fehle, stört das wenig. Wenn alle fehlen, dann fehlt etwas.

Wow. Ist dir das jetzt spontan eingefallen?

David: Nicht ganz. Das ist ja Thema im Unterricht. Jeder überlegt sich einen Text und performt ihn dann vor der Klasse.

Braucht man da nicht ziemlich viel Mut?

Simon: Ja schon. David ist in einer Band und spielt Theater, der kann Leute gut mitreißen. Mir liegt das weniger. Aber ich finde es gut, dass man einfach eine Geschichte erzählen kann.

Sind Gedichte und Lyrik in eurem Alter nicht irgendwie uncool?

Simon: Nein, wir bewundern ja auch Sänger. Ein Poetry Slam ist wie ein Songtext, nur dass man ihn nicht singen muss.

David: Alle Fähigkeiten der Sprache gehen da ein. Man baut einfach Bilder zusammen. Das kann jeder, da kann man nicht wie bei Mathe sagen, "das verstehe ich nicht". Das ist schließlich unsere Muttersprache, mit der wir arbeiten.

Wie findet ihr eure Themen?

David: Das ist ziemlich schwer. Manchmal geben wir uns gegenseitig Themen vor, manchmal unsere Lehrerin.

Ist Bumillo, Deutscher Box Poetry Slam Meister 2010, ein Vorbild für euch?

David: Wir haben uns im Unterricht ein Video von seinem Auftritt angeschaut: Er reimt und unterlegt das mit Musik. Das klingt nicht gerappt, aber so, dass der Text gut zur Musik passt. Das ist ziemlich cool.

Nervös vor dem Auftritt?

Simon: Wir sind ja im Moment voll in der Pubertät - eigentlich die schwierigste Zeit für so öffentliche Performances. Andererseits aber auch die beste: Wir sind auf der Suche nach uns selbst. Und da kann der Poetry Slam ein Weg sein.

Poetry Slam mit Bumillo, Mittwoch, 1. Juli, 19.30 Uhr, Aula Gabriel-von-Seidl-Gymnasium, Hindenburgstraße 26, Karten im Schulsekretariat und an der Abendkasse, Schüler 5 Euro, Erwachsene 7 Euro.

© SZ vom 30.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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