Reden wir über:Ferne Klänge ganz nah

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Zwei Geretsrieder Musiklehrer führen Künstler digital zusammen

Interview von Marie Heßlinger, Geretsried

Zehn Musikerinnen und Musiker spielen im Youtube-Video des L'ensemble Wegele-Sagner - jeder für sich, und doch fügen sich ihre Bilder auf einem Monitor zusammen und ihre Stimmen zu einem gemeinsamen Lied. Pianist Peter Wegele und Trompeter Florian Sagner haben das Video hochgeladen. Im Lockdown hatten die beiden Lehrer der Geretsrieder Musikschule Zeit, weitere Stücke in ein Album zu packen. "Que Bolà Palermo" soll im kommenden Jahr erscheinen.

SZ: Herr Wegele, wie kamen Sie auf die Idee, ihre Stücke mit Musikern aus der Distanz aufzunehmen?

Peter Wegele: Bei Pop-Produktionen hat man das ja total oft: Aus verschiedenen Winkeln der Erde werden Stimmen aufgenommen und später zusammengefügt, als ob man live zusammengespielt hätte. Ich wollte zuerst mit Annedore Wienert aus Berlin an der Oboe ein Stück aufnehmen, dann kam ein Freund aus Graz dazu. Ich wollte dann noch jemanden dabei haben, der Percussion spielt, so kam der Flo ins Spiel. Dann die Geigerin aus Palermo ... Es war ursprünglich nicht konzipiert für so viele Menschen. Das Ding ist gewachsen.

Wie sind die Lieder entstanden?

Viele Songs habe ich schon lange im Gepäck, ich habe sie vor Jahren geschrieben. 2015 haben wir in Palermo die ersten Aufnahmen gemacht. Ich habe die Stücke zuerst vorproduziert, die Musiker haben sie dann als Playback bekommen und ihre Stimme dazu gespielt und zu Hause oder bei Florian im Studio aufgenommen.

Wie würden Sie die Musik beschreiben?

Sie wird getragen von der Oboe oder dem Englischhorn, welche die Stücke klassisch interpretieren. Dann hat es ein bisschen etwas Brasilianisches, oder Kubanisches, eine Canzone oder ein bisschen balkanisch ist dabei, alles - Weltmusik.

Welche Rolle hat Corona bei der Produktion gespielt?

Dass wir uns nicht alle live zusammengefunden haben, ist nicht Corona geschuldet. Aber der Flo ist sonst sehr beschäftigt und ich wäre auch im November unterwegs gewesen. Jetzt hatten wir die Zeit, das Projekt zu Ende zu bringen. Im November ist die CD fertig geworden, jetzt haben wir sie einem Plattenlabel angeboten. Lelio Giannetto, der Bassist, der mitspielt, ist vier Tage vor Weihnachten an Corona gestorben. Er war ein bisschen älter als ich, 59. Es ist für ihn eine posthume Veröffentlichung.

© SZ vom 31.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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