Reden wir über:Einsätze im Corona-Winter

Lesezeit: 2 min

Trotz des Lockdowns hatte die Bergwacht viel zu tun

Interview Von Tim Pohl, Lenggries

Der Winter schlägt in diesen Tagen noch mal zu. Vor allem auf den Bergen liegt noch massig Schnee. Das führt immer wieder zu komplizierten Einsätzen für die Bergwacht. Erst vor wenigen Tagen mussten zwei Personen am Brauneck gerettet werden. Einer der beiden hatte sich die Schulter ausgekugelt. Willi Härtle ist Einsatzleiter bei der Bergwacht und erzählt, was am Einsatz so schwierig war und wie die Bergwacht durch den Corona-Winter gekommen ist.

Herr Härtle, was war an diesem einen Einsatz so kompliziert?

Willi Härtle: Die beiden Personen waren an den Achselköpfen unterwegs. Da kann man schon von einem alpinen Gelände sprechen. Mit dem Auto kommt man da nicht hin - vor allem nicht bei den momentanen Schneebedingungen. Wegen den Verletzungsmustern wurde ein Notarzt benötigt. Da mussten wir schnell sein und haben es mit dem Hubschrauber versucht. Wegen des Wetters konnte der Hubschrauber die Unfallstelle aber nicht direkt anfliegen und ein Absetzen der Mannschaft in der Nähe war wegen des Winds auch nicht möglich. Also sind wir mit dem Schneemobil auf den Berg hoch. Ab einem Punkt konnten wir dann nur noch zu Fuß hoch.

Sind solche Fälle für die Bergwacht Ausnahme oder Regel?

Es kommt auf das Wetter an. Wenn das Wetter schlecht ist - und das gibt es ja oft - dann können solche Fälle kompliziert werden.

Durch Corona ist die Skisaison ausgefallen. War der Winter für die Bergwacht ein anderer?

Es war nicht unbedingt weniger los. Teilweise waren die Parkplätze so voll, als wäre der Lift offen. Viele Leute sind Skitouren gegangen oder mit dem Schlitten gefahren. Aber die Einsätze liefern ganz anders ab. Normalerweise warten wir auf der Brauneckhütte auf die Einsätze. Von da fahren wir runter zu den Patienten und bringen sie ins Tal. Am Ende können wir unsere Leute und das Material mit den Liften wieder hochfahren lassen. Das war dieses Jahr anders. Nach den Einsätzen musste alles händisch nach oben gebracht werden. Oft sind wir hochgelaufen.

Schränkt Corona die Einsätze ein?

Im Einsatz kann man oft die Abstände nicht einhalten. Da müssen wir dann die Maske tragen. Da merkt man schon, dass man durch die FFP2-Maske nicht so gut atmen kann. Da gewöhnt man sich aber schnell dran.

Der Winter ist fast vorbei. Froh, dass es ohne den Schnee wieder einfacher wird.

Leichter wird's nicht unbedingt. Das Hinkommen ist ohne Schnee oft einfacher. Da reicht aber auch schon ein normaler Liftbetrieb im Winter, um das zu erleichtern. Im Sommer kommt man zwar vielerorts mit dem Auto hin, die Einsätze sind aber ganz andere. Im Winter gibt es mehr Skiunfälle, im Sommer mehr Leute, die stürzen. Da sind dann die Verletzungsmuster eventuell schwieriger. Einerseits freut man sich natürlich nie, wenn man zu einem Einsatz muss. Andererseits bildet man die Leute ja auch über Jahre hinweg aus. Da ist es schön, dass die mal ihr Know-how anwenden können.

© SZ vom 14.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: