Ramadama in Icking:Blumentöpfe im Wald, Scherben im Gras

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Am Ickinger Skaterpark, gleich neben dem Beachvolleyballfeld, ist nicht gut Barfußlaufen: Hier holen Helferinnen viele Glasscherben aus dem Gras. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Am Samstag hatten die Landkreis-Kommunen zum Ramadama aufgerufen. Weniger Unrat in Icking

Von Peter Buchholtz, Icking

"Icking ist schon schön, kann aber immer noch schöner werden", sagte Peter Schweiger, zweiter Bürgermeister der Isartalgemeinde, am Samstag. Knapp 20 Freiwillige waren an diesem Tag am Wertstoffhof versammelt, um auszuschwärmen und Straßen, Wege und Grünflächen zu säubern. Die Ickinger waren nicht alleine: Städte und Gemeinde im gesamten Landkreis hatten für diesen Tag zum Ramadama aufgerufen. Engagierte Bürger befreiten die Natur von Unrat, indem sie den Müll anderer Leute beherzt aufräumten.

In Icking freute sich Schweiger besonders über die vielen jungen Helfer, an die Bauhof-Mitarbeiter Stephan Burlein blaue Müllsäcke und Sammelstöcke verteilen konnte. Die örtlichen "Brennpunkte" waren den Freiwilligen bekannt: insbesondere der Bahnhof, die Unterführung und die Skateanlage seien zugemüllt. Das bestätigte Walter Grottke, der im Sommer häufig einen Müllsack mitnimmt, wenn er mit seiner Frau spazieren geht. "Am Ende ist der Sack immer voll", sagte er. Zum Sammeln hatte er am Samstag eine Profi-Müllkralle von Zuhause mitgebracht, mit der er sogar Zigarettenstummel greifen kann. "Man weiß ja nie, wer die im Mund hatte", sagte Grottke lachend.

Als auch die Handschuhe an die Helfer verteilt waren, brachen die Sammeltrupps in alle Himmelsrichtungen auf. "Ab 11 Uhr gibt es eine Brotzeit", gab Burlein noch als Motivation mit auf den Weg. Die Mädchen von der "Plant for the Planet"-Initiative brachen angeführt von Ulrike Viehmann in Richtung Sportplatz auf. Bei den gleichaltrigen Jungs schien der Wecker am ersten Ferientag nicht funktioniert zu haben. Heuer zum ersten Mal dabei war hingegen der 45-jährige Patrick Lange, der seit drei Jahren in Icking wohnt. Er erinnert sich noch gut daran, wie er in den siebziger Jahren mit seinem Vater beim Ramadama geholfen hat. Die Tradition pflegt er weiter und hatte am Samstag seine siebenjährige Tochter mitgebracht. "Ich mach das auch am Berg oder in der Natur, dass ich den Müll aufsammle. Das liegt da sonst noch die nächsten zwanzig Jahre rum, das ist den Leute gar nicht bewusst", sagte er. Trotzdem habe sich die Lage verbessert. In den Siebzigern seien er und sein Vater auf illegale Müllhalden gestoßen. "Da haben die Leute Kühlschränke in den Wald geworfen", erinnerte er sich.

In der Zwischenzeit lasen die Mädchen fleißig Zigarettenschachteln, Zeitungen und Plastikmüll auf dem Parkplatz zwischen Sportplatz und Bundesstraße auf. Am Apfelbaum hinter dem Tor zeigte Viehmann in einem kurzen Gartenbau-Exkurs, wie der Baum im Frühjahr richtig geschnitten wird. Mit Baumpflanzungen macht die Initiative weltweit gegen die Klimakrise mobil.

"Da hinten müsst ihr uns noch helfen, das schaffen wir nicht alleine", erklärte Romy, als sie mit Greta von der Skateranlage zurückkam. Warum so viel Müll in die Landschaft geworfen wird, können die beiden nicht verstehen. "Wie kann man so etwas machen? Es sind ja auch fast überall Mülleimer aufgestellt", sagte Romy. Ihre Schulkameraden würden den Müll immer in die Mülleimer werfen. "Aber wenn ich jemanden sehe, der das macht, würde ich auf jeden Fall etwas sagen", erklärte Greta. Zusammen nahm die Gruppe noch einmal die Skateranlage in Beschlag. Unzählige Scherben fanden sich im Gras rund um den Platz. "Hier sollte man auf keinen Fall barfuß laufen", warnte Viehmann, obwohl nebenan das Beachvolleyballfeld liegt.

Vom Sportplatz ging es anschließend zurück über die Mittenwalder Straße und die Obstwiese der Gemeinde den Schleicher-steig hoch. Nur vereinzelt fanden die Mädchen noch Müll. Den Eindruck haben auch die anderen Helfer, als sich die Grüppchen gegen 11 Uhr wieder am Wertstoffhof zusammenfanden. Sicher auch ein Verdienst der Grundschüler, die schon die in den Tagen zuvor fleißig Weggeworfenes gesammelt hatten. In Richtung der Isar sammeln viele Ickinger das ganze Jahr über immer wieder Müll auf. Trotzdem fanden die Freiwilligen auch dort allerlei, von zerbrochenen Blumentöpfen über Badarmaturen und Fließen bis hin zu einem Dutzend Schnapsflaschen.

Die Säcke wanderten in blaue Container, Handschuhe und Sammelstöcke wurden bei Burlein gegen Leberkässemmel und Spezi getauscht. "Aber erst werden die Hände gewaschen", rief Viehmann. Wenig später kam auch die Jugendfeuerwehr samt Anhänger am Wertstoffhof an, die unter der Leitung von Jugendwart Michael Senft in Dorfen, Höhenrain und Walchstadt vier Säcke Müll gesammelt hatte. Der Container war damit zu einem Drittel voll, Burlein zufrieden mit dem Ergebnis: "Früher, vor zehn Jahren, war so ein Container beim Ramadama voll", sagte er. Das liege auch daran, dass sich die Anzahl der öffentlichen Mülleimer deutlich erhöht habe. Auch der Sperrmüll könne unkompliziert entsorgt werden. Ob sich das wieder ändert, wenn die Regelung umgestellt wird, bleibt eine Frage. Die Helfer jedenfalls waren an diesem Tag froh, dass Kühlschränke und Fernseher im Wald der Vergangenheit angehören.

© SZ vom 10.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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