Kammermusik in Bad Tölz:Renommierte Ensembles und ein neuer Wettbewerb

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Das "Borodin Quartett" war über viele Jahrzehnte mit dem Komponisten Dmitri Schostakowitsch verbunden. Das Ensemble stehe für eine andere Haltung zu Russlands Regierungschef Putin als der Dirigent Valery Gergiev, sagt Initiator Christoph Kessler. (Foto: Simon van Boxtel/oh)

Christoph Kessler, Vorsitzender des Vereine "Klangerlebnis", hat für die kommenden Quartettissimo-Saison ein hochwertiges Programm zusammengestellt.

Von Ulrich Möller-Arnsberg, Bad Tölz

Einen kurzen Rückblick muss sich Christoph Kessler vom Verein "Klangerlebnis" gönnen, bevor er über die kommende Saison spricht. Man habe alle Konzerte, die während der Pandemie ausgefallen waren, inzwischen nachgeholt, sagt der Kammermusik-Liebhaber. "Rund 2000 Menschen konnten in den letzten zwei Jahren in den Genuss unserer Konzerte unter Pandemie-Bedingungen kommen." Dann aber geht er gleich zur Jubiläums-Saison der Reihe " Quartettissimo" über. Der Superlativ passt gut zu den Ensembles, die Kessler in Zusammenarbeit mit der Stadt Bad Tölz für die Saison 2022/2023 eingeladen hat.

Eröffnen wird die Reihe, die im Herbst seit fünf Jahren besteht, vom renommierten Belcea Quartet aus London (3. November). Schon der zweite Abend mit dem legendären Borodin Quartet aus Moskau (15. Januar) wirft die Frage an den Verein auf, ob man denn so planen könne angesichts der derzeitigen Weltlage. "Für uns gibt es keinen Grund, das Quartett auszuladen", erklärt Kessler. Ein Fall wie Valery Gergiev, der ein erklärter Freund des russischen Staatschef Putin sei, sei das eine. Das Borodin Quartet stehe aber für eine ganz andere Haltung. 1945 gegründet, hat es zusammen mit dem Komponisten Dmitry Schostakowitsch dessen sämtliche Streichquartett erarbeitet. Und Schostakowitsch sei nie ein Freund sowjetischer Kulturpolitik gewesen, so Kessler. Trotzdem habe das Ensemble immer mit offizieller Genehmigung weltweit reisen können als Botschafter russischer Musikkultur. Außerdem, fügt Christoph Kessler mit einem Lächeln hinzu, habe er die russischen Musiker vor drei Jahren eingeladen, um sie im Januar 2023 in Bad Tölz haben zu können.

Einen Gegenpol zu dem Quartettabend mit den Musikern aus Moskau bildet das letzte Konzert der Reihe "Quartettissimo" mit dem Julliard String Quartet aus New York (19. März 2023). Auch dieses Ensemble ist eine kammermusikalische Marke seit 75 Jahren, die internationales Flair in den Gabriel von Seidl-Konzertsaal im Tölzer Kurhaus bringen wird. "Die Konzerte werden seit Beginn der Reihe vor fünf Jahren gut angenommen", ergänzt Mitveranstalterin Susanne Frey-Allgaier vom Referat Tourismus und Kultur der Stadt Bad Tölz. Vor allem in der Zeit der Pandemie war man froh, dass das Publikum "die wechselhaften Bedingungen" mitgegangen sei. Auch für den kommenden Herbst kann niemand garantieren, das alles so laufen kann wie geplant. Aber man sei zuversichtlich und habe Erfahrungen gesammelt, so Christoph Kessler und seine Frau Susanne, die die Programm-Redaktion inne hat, hinzu. Was die Hygiene-Bedingungen angeht, habe man immer lieber auf Abstand gesetzt, als auf das Maximum an Konzertbesuchern. Das habe sich bewährt, so Kessler.

Christoph Kessler, der künstlerische Leiter der "Quartettissimo"-Reihe, wartet wieder mit internationalen Ensemble-Größen auf. (Foto: Manfred Neubauer)

Sagt es und fügt der Vorstellung von "Quartettissimo" in der Saison 2022/23 noch einen weiteren Superlativ hinzu. Am 16. und 17. April 2023 wird es den 1. internationalen Streichquartett-Wettbewerb in Bad Tölz geben. Mit einem Preisgeld-Volumen von 27 000 Euro hat der Verein Klangerlebnis junge Quartette aus aller Welt aufgerufen, sich bis zum Oktober dieses Jahres zu bewerben. Für die internationale Jury konnte man unter anderem Günther Pichler gewinnen, Primarius des legendären Alban Berg Quartetts aus Wien. Dem Gewinner des Tölzer Wettbewerbs winkt neben dem Preisgeld eine Konzerttournee durch Europa. Nähere Informationen zu den geplanten Konzerten und zum Wettbewerb unter www.quartettissimo.de.

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