Puppenspiel-Festival:Ansteckende Leidenschaft

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Beim siebten "Dietramszeller Larifari" begeistern Puppen- und Marionettenspieler ihre Gäste mit liebevollen Inszenierungen, fantasievollen Geschichten und magischen Momenten

Von Anja Brandstäter, Dietramszell

"Wenn den Menschen langweilig ist, kaufen sie jeden Mist", kichert der Zauberer Kaschnur. Und just hat der Schurke dem jungen Kalifen Chasid Zauberpulver für einen horrenden Preis angedreht. Der verwandelt sich daraufhin ebenso wie sein Großwesir Mansor in einen Storch. Mit fantasievollen Stabpuppen erzählen Silvia und Stefan Beyrer das Märchen "Kalif Storch" von Wilhelm Hauff in einer Fassung von Susa Vischer. Kichern und vergnügtes Lachen erklingt im Dietramszeller Pfarrheim, als der Breitmaulfrosch auf die Bühne springt. Eigentlich ein gefundenes Fressen für Störche. Doch den beiden verhexten Vögeln graust es schon bei der Vorstellung. Außerdem haben sie "den Schnabel vom Fliegen voll". Schallendes Gelächter und viel Applaus für das "Klick-Klack-Theater", das am Samstag das Puppenfestival "Larizell" eröffnet.

Detlef Schmelz demonstriert, wie viele Fäden nötig sind,um einer Marionette Beweglichkeit zu verleihen (Foto: Harry Wolfsbauer)

Eine wundervolle Stunde lang führen die beiden Künstler hochkonzentriert ihre Stabpuppen, schalten Musik vom Band ein und aus, schieben die Dekorationen von links nach rechts und knipsen im rechten Moment die Batterie an, welche die Augen der Eule (auch sie ist eine verzauberte Prinzessin) leuchten lässt. Puppenspielkunst auf höchstem Niveau. Auch die Bühne haben sie selber entwickelt: ein komplexes System aus Metallstangen, schwarzem Stoff und Scheinwerfern. Seit 27 Jahren sind Silvia und Stefan Beyrer als "Klick-Klack-Theater" mit verschiedensten Spieltechniken unterwegs. In Dietramszell treffen sie auch ein begeistertes Publikum. Trotz des schönen Wetters ist der Pfarrsaal sehr gut besucht.

Das "Klick-Klack-Theater" arbeitet in seinem Stück "Kalif Storch" mit Stabpuppen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Während die Beyers ihre Bühne abbauen, beginnt in der Gasterei Sonnenhof schon das nächste Stück: "Kasperl als Detektiv" mit dem Theater "Zirbelzunder". Am gleichen Ort folgt für Erwachsene später noch "Kasperl und der Bankraub". Am Sonntag ist der Saal beim Huber in Linden schon vormittags um zehn Uhr randvoll. Erika und Roland Kühnemund laden zu "Peterl und Hiu's Kasperltheater" und haben das Stück "Kasperl und der Neue" mitgebracht. Darin geht es um die Ausgrenzung von Ali, der aus Afrika stammt. Aufgeregt rufen die Kinder in den Saal, als das Krokodil die Prinzessin fressen will. Da kann nur Ali helfen, der weiß, wie man mit Krokodilen umgehen muss.

Zu den beliebtesten Protagonisten des Duos "Pendel Marionetten" zählt der Rabe Huckebein, der einen über den Durst getrunken hat. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Am Nachmittag verzaubert das "Marionettentheater Pendel" kleine und große Zuschauer mit dem Stück "Es klopft bei Wanja in der Nacht". Besonders der Bär hat es den Kindern angetan. Er ist so feingliedrig gebaut, dass er sogar die Tatzen bewegen kann. Die Schöpfer aller Figuren sind Marlene Gmelin und Detlef Schmelz, die seit mehr als 40 Jahren handwerkliches und künstlerisches Gespür in ihre Marionetten fließen lassen. Am Abend erklärt Schmelz die Technik, indem er sich den Bären vorknöpft. Zahlreiche Fäden, die an mehreren Drehkreuzen befestigt sind, machen ihn so beweglich. "Wir gehen vom Skelett aus", erklärt er. Wie facettenreich ihr Spiel ist, zeigen die beiden Künstler in ihrem Programm "Geschichten ohne Worte". Alltagsgeschichten kommen pantomimisch auf die Bühne und bezaubern durch ihre Poesie. Protagonisten sind Paulchen und Pauline, der betrunkene Rabe Hans Huckebein, die Hexe, die fliegen lernen möchte, oder das wilde Einhorn, das sich durch ein weibliches Wesen zähmen lässt.

Mit viel Applaus bedankt sich ein beseeltes Publikum, in dem auch Karl-Heinz Bille und Albert Maly-Motta vom Tölzer Marionettentheater sitzen. Die großzügige kostenlose Pausenbewirtung kommt vom Huber in Linden. Das Festival haben zum siebten Mal der Arbeitskreis Tourismus, Gastronomen und der Kulturverein Dietramszell auf die Beine gestellt.

© SZ vom 16.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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