Prävention in jungen Jahren:Schraube für den Rücken

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Sabine Welsch macht's vor: Für die Münsinger Schüler sind die Rückenübungen noch kein Problem. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Münsinger Grundschüler lernen, wie sie mit vier Übungen Schmerzen vorbeugen können

Von Barbara Brießmann, Münsing

Etwas tun, bevor es weh tut. Das hat sich die "Aktion Rückenwirbel" vorgenommen. Was bei Erwachsenen, die schon unter Rückenschmerzen gelitten haben, erfolgreich ist, wird jetzt präventiv auch für Schulkinder angeboten. Vergangene Woche wurden alle Kinder in der Grundschule Münsing trainiert.

"Wo ist der Rücken?" Das ist die erste Frage, die Sabine Welsch der Klasse 4a stellt. Die gelernte Physiotherapeutin kommt von der "Aktion Rückenwirbel", die inzwischen schon 160 000 Kinder geschult hat. Außerdem will sie wissen, wie viele aus der Klasse schon einmal Rückenschmerzen hatten. Es sind acht von 23. "Das sind ausgesprochen wenige", findet sie. Vier Übungen bringt sie den Kindern bei: die Krone, die Palme, die Medaille und die Schraube. Wie das Zähneputzen sollen sie täglich "leicht und locker" gemacht werden. Diese Bewegungen haben sich bei Erwachsenen bewährt, die oft jahrelang unter Rückenschmerzen litten, ohne dass es hierfür eine Diagnose gab.

Die Krone: Bequem stehen, die Arme und Schultern hängen entspannt. Die Schüler sollen sich vorstellen, sie hätten eine Krone auf dem Kopf und müssen sich nach oben strecken, als ob sie über jemanden vor sich schauen wollten.

Die Palme: Das Becken bewegt sich nach links, der Oberkörper sanft nach rechts, dann ist die andere Seite dran.

Die Medaille: Die Kinder sollen so tun, als hätten sie einen Gegenstand um den Hals hängen, der sie leicht nach vorne zieht. Anschließend pendeln sie mit dem Oberkörper nach hinten. Wichtig sei, dass die Bewegung nicht aus dem Becken kommt, sagt Sabine Welsch.

Die Schraube schließlich ist nach Ansicht der Rückenlehrerin "eine Glücksbewegung". Wie Kleinkinder es gerne tun, schwingen die Arme in einer Drehbewegung um die eigene Achse. "Das setzt Endorphine frei", weiß Welsch, und diese Endorphine seien gut gegen Stress.

Die Aktion in der Grundschule Münsing, die von der Sparkasse gesponsert wurde, soll dauerhaft Rückenschmerzen vorbeugen. Deswegen werden auch alle Lehrer fortgebildet, um die vier Übungen mit ihren Schülern in den täglichen Unterricht einzubauen. "Dann bringt ihr sie am besten auch noch euren Eltern bei", gibt Welsch der Klasse 4a mit auf den Heimweg. Dass das Gewicht der Schulranzen, die sie dabei wieder schultern, bei Schulkindern zu Rückenschmerzen führt, dem widerspricht Sabine Welsch energisch. "Wenn ein Rucksack gut sitzt, macht es nichts aus, wie schwer die Schultasche ist", sagt sie. Das Problem sei einseitiges Tragen. Der Rücken brauche nur eins: Bewegung.

© SZ vom 27.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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