Porträt:Umgeben von "schönen Dingen"

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Die Leiterin der Stadtbücherei Bad Tölz: Melanie Sappl. (Foto: Manfred Neubauer)

Melanie Sappl leitet die Stadtbücherei Bad Tölz

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz

Ein Minijob ist die kleinste Form der Teilzeitbeschäftigung auf dem Arbeitsmarkt. Eben ein solcher hat Melanie Sappl (Foto: Neubauer) zu ihrem Traumberuf geführt. Die 28-Jährige leitet seit 1. April die Tölzer Stadtbibliothek. Dort hat sie als Schülerin das Haus und das Team kennengelernt. "Während meines Minijobs ist der Entschluss gereift, Bibliothekarin zu werden", erzählt die gebürtige Tölzerin. Die Stadtbücherei sei einfach ein "toller Ort". Ihr Wunsch und Auftrag: Das Haus soll nicht nur eine Ausleihstation sein, sondern ein kommunaler, gesellschaftlicher Treffpunkt.

Sappl studierte sechs Semester Bibliotheks- und Informationsmanagement in Stuttgart an der Hochschule für Medien. Während des Studiums machte sie ein Praxissemester und arbeite im Textarchiv/Redaktionsrecherche der Süddeutschen Zeitung. 2008, frisch aus der Hochschule, übernahm sie als Berufseinsteigerin die Leitung der Stadtbibliothek von Königsbrunn. Die Bücherei in der 30 000-Einwohner-Stadt südlich von München lasse sich mit der Tölzer vergleichen, sagt Sappl. Für sie sei das damals eine tolle Chance gewesen, ebenso wie nach einigen Jahren wieder in ihre Heimatstadt - "man fühlt sich nicht fremd" - zurückkehren zu können. Und wieder mit der Leitung einer Stadtbibliothek betraut zu werden.

Mit Büchern zu arbeiten, das sei so, als umgebe man sich "mit lauter schönen Dingen", tagein, tagaus. "Wenn man liest, kann man sich selbst und alles andere um einen herum vergessen", sagt die 28-Jährige. In ihrer Kindheit habe es zwei Lieblingsorte gegeben: Turnverein und Bücherei. Melanie Sappl zeigt auf ein Buch mit dem Titel "Die Hexe und die sieben Fexe". Dieses Buch suchte sie als Kind als erstes, wenn sie in das große alte Haus an der Hindenburgstraße kam. "Das habe ich immer mitgenommen."

Heute wählt sie nicht nur Bücher aus, um den Bestand der Stadtbibliothek kontinuierlich zu erweitern. E-Books, DVDs, Hörbücher und vieles mehr gehören dazu, wie auch eine Erstberatung für Ausleiher. Sie und ihr Team führen Schulklassen ein, vor Kurzem war eine Gruppe Asylbewerber in der Bücherei. Von 1. September an kümmert sie sich um eine Auszubildende. Hierfür legt sie die Ausbildungsprüfung bei der Industrie- und Handelskammer ab. "Wir sind ein kreatives Team. Ich habe ein super bestelltes Haus mit viel Atmosphäre übernommen." Eine neue Veranstaltungsreihe mit dem Titel "Literatur im Café" hat Sappl initiiert. Die Auftaktveranstaltung sei mit 24 Teilnehmern sehr gut besucht gewesen. Kommen kann, wer Spaß am Lesen hat. Ein Einstieg ist jederzeit möglich. Der nächste Termin ist am 8. Juli (19 Uhr). Diskutiert wird über "Löwen wecken" von Ayelet Gundar-Goshen.

"Es ist schön, wenn man seinen Heimatort mitgestalten und mitentwickeln kann", sagt Sappl. Ihr Beruf gebe ihr dazu die Möglichkeit.

© SZ vom 02.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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