Politik in Lenggries:Streit über Skatepark

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Der von Jugendlichen geforderten Anlage stimmen nur Stadträte der Grünen und der SPD im Gemeinderat zu

Von Petra Schneider, Lenggries

Vor der Sitzung des Gemeinderats am Montagabend hatten sich Dutzende Kinder, Jugendliche und Eltern am Eingang zum Mehrzwecksaal in Lenggries eingefunden, allesamt mit Masken. Auf einem Schild hatten sie ihre Forderung in bunten Lettern aufgemalt: "Wir wollen einen Skatepark", stand darauf. Im Gemeinderat fand die Aktion in Corona-Zeiten gleichwohl wenig Zustimmung.

Auch über den Anlass entwickelte sich eine lebhafte Debatte: hohe Kosten, Haftungsfragen und der Betrieb des Skateparks - das waren die hauptsächlichen Problempunkte, die in dem Gremium angesprochen wurden. Die Diskussion nahm an Schärfe zu, weil aus Teilen von Grünen und SPD der Vorwurf kam, die Gemeinde habe in Sachen Jugendarbeit generell Nachholbedarf - was von Vertretern von CSU und Freien Wählern energisch zurückgewiesen wurde. Am Ende entschieden sich alle für eine Vertagung: Zuerst sollen die Initiatoren ihre Vorstellungen konkretisieren, außerdem sollen notwendige Rahmenbedingungen, wie etwa die Gründung eines Vereins, geklärt werden.

In Lenggries ist das Thema Skatepark nicht neu. Bereits im Jahr 2009 hatte sich eine Elterninitiative für eine solche Anlage eingesetzt, es gab einen Ortstermin mit Altbürgermeister Werner Weindl (CSU) auf dem Festplatz. Die Initiatoren lehnten die Übernahme der Haftung allerdings ab, auch die Gründung eines Vereins erfolgte nicht. Zwei Jahre später wurde die Idee erneut aufgegriffen und ein Standort beim Pfarrheim angedacht, der dann allerdings aus Lärmschutzgründen von Weindl abgelehnt wurde.

Initiative von vier Buben

Den jüngsten Vorstoß für einen Skatepark hatten vier Buben gemacht, die in der Bürgersammlung im September die Errichtung einer solchen Anlage gefordert hatten. Sie sammelten dafür 251 Unterschriften. Im Oktober beauftragte der Gemeinderat die Verwaltung, Informationen über Skateparks in anderen Kommunen einzuholen.

Die Ergebnisse präsentierte der Geschäftsleiter der Gemeinde, Tobias Riesch, am Montag: Demnach ist die Spanne, je nach Größe und Ausstattung, breit. So habe etwa eine 530 Quadratmeter große Anlage in Peißenberg rund 35 000 Euro gekostet. Der 1000 Quadratmeter große Skatepark in Bad Tölz kam auf 250 000 Euro, eine gleich große Anlage in Schongau mit mobilen Elementen gar auf 450 000 Euro.

Die Finanzierung sieht Bürgermeister Stefan Klaffenbacher (FWG) als einen der großen Knackpunkte. Angesichts der vielen Großprojekte wisse er nicht, "wie wir das finanzieren sollen", sagte er. Ein Standort müsste gefunden werden, der zwar gut erreichbar, aber aus Emissionsschutzgründen auch nicht zu zentral sein dürfe. Außerdem: "Wer betreut die Anlage, wer übernimmt die Haftung?", fragte Klaffenbacher. Die Gründung eines Vereins sei erforderlich, um den langfristigen Bestand zu sichern. Die Gemeinde könne das nicht leisten, und der Bau eines Skateparks sei keine Pflichtaufgabe der Kommune.

Das sahen vor allem die Grünen anders, die Defizite in der Jugendarbeit in Lenggries beklagten. "Es fehlt ein öffentlich zugänglicher Raum, wo sich Jugendliche treffen können, ohne gleich Mitglied sein zu müssen", sagte Nadia Tretter. Ähnlich argumentierte Roman Haehl. Er verstehe den Antrag für einen Skatepark nicht primär als Sportanlage, sondern allgemeiner als einen Raum für Jugendliche. "Denn auf Spielplätzen oder im Kurgarten sind sie nicht erwünscht", sagte Haehl. Jugendreferentin Sabine Gerg (SPD) forderte, dass die Gemeinde die offene Jugendarbeit mehr unterstützen müsse.

"Absolute Frechheit"

Dagegen formierte sich heftiger Widerspruch. "Mich ärgert das maßlos, wenn man sagt, Jugendliche haben in Lenggries keinen Anlaufpunkt", schimpfte Peter Gascha (FW). Es gebe diverse Vereine sowie den Jugendtreff im Pfarrheim. Eine "Generalabrechnung" mit der Jugendarbeit der Gemeinde sei nicht berechtigt, sagte Thomas Murböck (CSU). Wer einen Skatepark wolle, der könne mit dem ÖPNV nach Tölz fahren, so Gascha. Als "absolute Frechheit" bezeichnete er es, dass man eine "Versammlung" vor dem Sitzungsaal veranstalte, noch ehe das Gremium überhaupt beraten habe. Elisabeth Ertl (CSU) verwies auf die Kosten und erklärte: "Viele haben Wünsche, aber keiner will Verantwortung übernehmen." Markus Ertl (FWG) regte an, in einem "Arbeitskreis Jugend" über Bedarfe zu diskutieren. Ähnlich argumentierte Tobias Raphelt (SPD). "Wir sollten den Antrag jetzt nicht mit Ja oder Nein beantworten, sondern einen Dialog starten."

© SZ vom 01.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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