Politik in Geretsried:Impfaufruf spaltet Stadtrat

Mitglieder des Gremiums verlassen bei der Frage nach einem offiziellen Appell für das Vakzin den Saal

Ein Aufruf der Stadt Geretsried, sich impfen zu lassen, stieß nicht bei allen Gremiumsmitgliedern auf Verständnis. (Foto: Hartmut Pöstges)

Darf eine Kommune offiziell zum Impfen aufrufen oder mischt sie sich damit übergriffig in die Privatsphäre der Bürger ein? Mit seinem Impfaufruf angesichts der dramatischen Corona-Lage, mit dem Michael Müller (CSU) Stellung beziehen wollte, spaltete der Geretsrieder Bürgermeister den Stadtrat in der letzten Sitzung vor Jahresende.

"Der Stadtrat beobachtet mit Sorge, dass es auch in Geretsried Stimmen gibt, die Zweifel an der Sinnhaftigkeit von Impfungen hegen und fragwürdige Beiträge, vor allem in Internetforen und auf Social Media, diesbezüglich verbreiten", hieß es in der Vorlage dazu. Doch trotz der eindringlichen Worte Müllers verweigerten etliche Räte die Zustimmung zum Beschluss. So wertete etwa Elmar Immertreu (Geretsrieder Liste) die Impfentscheidung als rein persönliche Angelegenheit, die die Stadt nichts angehe. Martina Raschke (Grüne) argumentierte damit, dass durch zu viel Druck von oben nur das Gegenteil erreicht werde. "Wir müssen die Menschen mitnehmen, indem wir sie überzeugen." Schlussendlich stellten sich 19 Stadträte hinter den Impfaufruf und drei dagegen (Raschke, Hans Ketelhut und Christos Saridis, beide CSU). Geretsrieder Liste, Edmund Häner (FDP) und Detlef Ringer (Grüne) entzogen sich demonstrativ der Abstimmung, indem sie währenddessen den Saal verließen.

© SZ vom 30.12.2021 / Shau - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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