Platzmangel:Noch ein Notjahr

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Der Platzmangel an der Grund- und Mittelschule Waldram ist groß. 19 Klassen teilen sich dort 16 Klassenzimmer, Fachräume müssen deshalb umfunktioniert werden. Doch die Erweiterung verzögert sich. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Grund- und Mittelschule Waldram braucht mehr Räume. Doch die Erweiterung des Gebäudes kann erst in den Sommerferien 2019 beginnen. Einer der Gründe ist die gute Baukonjunktur, denn auf Ausschreibungen gehen derzeit kaum Angebote ein

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Die Grund- und Mittelschüler in Waldram gehen in die Sommerferien. Wenn sie im September wieder in die Schule kommen, werden sie weiterhin ohne Fachräume auskommen müssen. Denn die ursprünglich für die Ferien vorgesehene Aufstockung, um dort fünf weitere Klassenzimmer zu schaffen, musste verschoben werden: Für die einzelnen Arbeiten hat die Stadt trotz breit gefächerter Ausschreibung viel zu wenige, zum Teil sogar gar keine Angebote erhalten. Nun soll die Schule ein Jahr später, in den Sommerferien 2019, erweitert werden.

"Wir müssen wieder ein Notjahr hinzufügen", sagte Schulleiter Josef Märkl. Wie im nun endenden Schuljahr müssen also auch von September an insgesamt 19 Klassen mit 16 Klassenzimmern auskommen. Die Fachräume, wie sie im modernen Unterricht eigentlich vorgesehen sind, muss der Rektor dann wie gehabt zweckentfremden, um dort gewöhnlichen Unterricht abzuhalten. "Uns fehlen alle Fachräume", sagt Märkl: also für Informatik, Kunst und Physik. Dass diese Fächer in den gewöhnlichen Klassenzimmern stattfinden müssen, stellt Lehrer und Schüler vor Herausforderungen. Auch der Jugendraum für sozialpädagogische Angebote kann wegen der Raumnot im kommenden Schuljahr nicht genutzt werden.

Für die Aufstockung, sagt Märkl, sei es "schon seit Jahren höchste Zeit". Im Mai 2017 hatte der Stadtrat endlich den Antrag genehmigt, den Grundschultrakt aufzustocken, um dort fünf zusätzliche Klassenzimmer mit etwa 350 Quadratmeter Fläche zu schaffen. 1,8 Millionen Euro kostet die Erweiterung laut Schätzung des Bauamtes ohne Aufstockung. Der Zeitplan war jedoch knapp: Schon während der Planung wurde der ursprünglich für Beginn des Schuljahres 2018/2019 vorgesehene Abschluss der Arbeiten in die Herbstferien dieses Jahres verschoben. Im Juni wurden die einzelnen Arbeiten ausgeschrieben, dann kam die Ernüchterung, wie Thomas Wenig vom Bauamt kürzlich im Bauausschuss berichtete: Für Zimmerer- und Trockenbauarbeiten gingen je zwei verwertbare Angebote ein, nur je eines zu Spengler und dem Bereich Heizung, Lüftung, Sanitär. "Zu den Baumeisterarbeiten, den Fassadenarbeiten und der Elektroinstallation ging kein einziges Angebot ein", musste Wenig konstatieren.

Die Verzögerung hatte sich schon im Juni abgezeichnet. Nun hat das planende Büro Brückner aus Geretsried zusammen mit Bauamt und Schulleitung einen neuen Rahmenterminplan erarbeitet: Demnach werden die Bauarbeiten in die Sommerferien 2019 geschoben - um den Schulbetrieb so wenig wie möglich zu stören. Baustelleneinrichtungen, Gerüste und Schutzdach sollen jedoch schon vor Schuljahresende fertiggestellt werden, damit der Bau am ersten Ferientag beginnen kann. Dazu werde die Stadt die Gewerke zeitnah erneut ausschreiben, um mit genügend Vorlauf gute Preise zu erzielen. Für die oberen Klassenzimmer soll bereits in den Pfingstferien eine "Bypasslösung" geschaffen werden - mit neuen Fluchtmöglichkeiten über das Treppenhaus. Das ermöglicht laut Planern einen reibungslosen Schulstart, falls der Flur wegen der Bauarbeiten noch nicht genutzt werden kann.

Die Verschiebung der Schulerweiterung führt Wenig nicht nur auf den "sportiven" ursprünglichen Zeitplan zurück, sondern auch auf die gute konjunkturelle Lage in der Baubranche. "Nachdem sich die Firmen die Baustellen schon fast aussuchen können, werden problematische oder knappe Baustellen eher gestrichen", erklärte er im Ausschuss. Diese Gefahr könne man nun mit rechtzeitiger Ausschreibung vermeiden. Auch Märkl macht der Stadtverwaltung keine Vorwürfe. "Das hat andere Gründe", sagt er zu der Verzögerung. "Wir haben einfach zu wenig Handwerker und Facharbeiter." Das wiederum habe mit der Einführung der sechsstufigen Realschule im Jahr 2000 in Bayern zu tun, erläutert der Waldramer Rektor. "Aber das ist eine andere Geschichte."

© SZ vom 28.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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