Buchvorstellung:Der Chronist von Benediktbeuern

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Cordula Sindlhauser präsentiert den neuen Sammelband mit Werken ihres 2013 verstorbenen Schwiegervaters Peter Sindlhauser. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Zwei Bücher von "Abrahambauer" Peter Sindlhauser sind jetzt in einem neuen Sammelband erschienen, illustriert mit historischen Fotos. "Es war ein feiner Mensch", sagt seine Schwiegertochter Cordula Sindlhauser.

Von Arnold Zimprich, Benediktbeuern

Sucht man im Internet nach Flurnamen, geologischen Besonderheiten oder geschichtlichen Vorkommnissen rund um Benediktbeuern und Bad Heilbrunn, stößt man unweigerlich auf einen Namen: Peter Sindlhauser. Der im Jahr 2013 verstorbene Abrahambauer aus Benediktbeuern "hätte eigentlich Lehrer werden wollen", sagt seine Schwiegertochter Cordula Sindlhauser, die mit ihrem Mann Franz und Tochter Regina den Hof bewirtschaftet. Aber das verhinderte der Zweite Weltkrieg. Der ältere Bruder fiel in Stalingrad, der jüngere kam schwer verletzt nach Hause - und so musste Peter den Abrahamhof übernehmen, der sich seit 1590 in Familienbesitz befindet. Doch dies hinderte ihn nicht, der Chronist von Benediktbeuern zu werden. Zwei seiner Bücher über das Klosterdorf erscheinen nun als Sammelband.

Mit seinen Aufzeichnungen bot Peter Sindlhauser einen unverstellten Blick auf das Bauernleben seiner Zeit. Er war selkbst nicht nur Landwirt, er hatte auch einige Ehrenämter inne und war unter anderem Hochzeitslader. Der "Abraham-Bauer" von Benediktbeuern war aber noch mehr als das. "Er war ein feiner Mensch", erinnert sich seine Schwiegertochter. "Und sehr belesen. Er konnte im Stegreif aus dem Faust zitieren."

Die Faszination für Geschichte, Geologie, Archäologie und viele andere wissenschaftliche Fachbereiche ließ Peter Sindlhauser sein Leben lang nicht los. So trug er seinem Sohn Franz und seiner Schwiegertochter Cordula noch im hohen Alter auf, auf Bergtouren bestimmte Gesteinsformationen zu fotografieren, um sie später analysieren zu können. "Geologie war seine Leidenschaft."

Mit feiner Feder minutiös Buch geführt

Der 1923 geborene Heimatforscher führte mit feiner Feder minutiös Buch über bemerkens- und erinnernswerte Vorkommnisse, Entdeckungen und Anekdoten aus dem Dorfleben von Benediktbeuern. Cordula Sindlhauser präsentiert stolz seine Ende der 1940-er Jahre begonnene handschriftliche Chronik, die schließlich in den frühen 2000-er Jahren durch drei grün gebundene, im Eigenverlag erschienene Bücher ergänzt wurde: "Die Benediktbeurer Vergangenheit in Episoden", "Benediktbeuern - das alte Laingruben" sowie "Benediktbeuern und die Erdgeschichte".

Die drei Bücher lesen sich überaus kurzweilig. Sindlhausers Humor lugt zwischen den Zeilen hervor, "die Bücher waren damals im Nu weg", sagt Cordula Sindlhauser. Ihr Schwiegervater zog als Grundlage für seine Werke nicht bloß Briefprotokolle, Aufzeichnungen des Veteranenvereins und Originalurkunden des Klosters Benediktbeuern heran, sondern auch Bücher und Akten aus Staatsarchiven.

Peter Sindlhauser bei einem Vortrag 2007 in der Wolfratshauser Landwirtschaftsschule. (Foto: Hartmut Pöstges)

Es ist ein Glücksfall, dass die Familie zum zehnjährigen Todestag von Peter Sindlhauser beschlossen hat, die beiden erstgenannten Bände in einem schön gestalteten Sammelband erneut zu veröffentlichen. Herausgekommen ist ein überaus kurzweiliges Buch, das einen tiefen Einblick in das Dorfleben ab dem 16. Jahrhundert mit allen Höhen und Tiefen ermöglicht. Sindlhauser wusste, wie man trockenen Geschichtsstoff dem Leser häppchenweise schmackhaft machen kann. Und so ist ein lokalhistorischer Pageturner entstanden, der seinesgleichen sucht - ein Werk also, bei dem man nicht aufhören kann zu lesen. Außerdem wurde der Band mit historischen Bildern illustriert, die dem Leser zahlreiche Dorfcharaktere und -szenen näher bringen. Alleine das ist ein Genuss, den diese Ausgabe bietet.

Der Sammelband ist zum Preis von 18 Euro im Benediktbeurer Klosterladen, bei Schreibwaren Baader sowie in der Gästeinformation erhältlich ist. Das Buch wendet sich nicht nur an Benediktbeurer Bürger, die mehr über ihren Ort erfahren wollen, sondern an alle, die sich für die Geschichte von Oberbayern interessieren. Die Art und Weise, in der Peter Sindlhauser seine umfangreichen Recherche-Ergebnisse zusammengefasst hat, sucht ihresgleichen.

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