Paradiso in der Kritik:Brauerei will Loisachhallen-Wirt loswerden

Lesezeit: 2 min

Das Hofbräuhaus Traunstein übt scharfe Kritik an seinem Pächter Paradiso und wirft ihm einen Mangel an Kompetenz vor. An dessen Partner Bachmaier hält es aber fest.

Wolfgang Schäl

Die anhaltenden Querelen um die Bewirtschaftung der Loisachhalle und der Gaststätte "Flößerei" haben zu einer massiven Verstimmung zwischen dem Hofbräuhaus Traunstein und dessen beiden Pächtern Philipp Paradiso und Josef Bachmaier geführt: Brauerei-Sprecher Josef Schumacher übte am Mittwoch auf Anfrage der SZ scharfe Kritik insbesondere an Paradiso, dem er einen eklatanten Mangel an Kompetenz und Einsatzbereitschaft vorwirft.

Das Gasthaus Flößerei im Spiegel der Loisachhalle: Das Hofbräuhaus Traunstein ist mit den Pächtern beider Häuser nicht zufrieden. (Foto: Hartmut Pöstges)

Schon seit Wochen sei man auf der Suche nach einem Ersatz für Paradiso, sagte Schumacher. Vorwürfe richtet er aber auch an Bachmaier, der zwar im gastronomischen Bereich kompetent sei, sich aber nie in Wolfratshausen blicken lasse. An ihm, der in München das beliebte "Fraunhofer" betreibt, will die Brauerei gleichwohl festhalten: "Ich möchte deutlich machen, dass jede personelle Veränderung ausschließlich mit Herrn Bachmaier zu denken ist".

Wie berichtet hat Bachmaier die gemeinsam mit Paradiso betriebene Loisachtal Betriebs- und Gaststätten-GmbH Wolfratshausen aufgelöst und dies mit hohen Verlusten begründet, die ihm aus dem Pachtverhältnis erwachsen seien. Diese ließen sich nur in einer neuen Firma mit anderer Gesellschaftsform auffangen, Paradiso soll darin nicht mehr vertreten sein. Er fühle sich in Wolfratshausen über den Tisch gezogen, man habe ihm Nebenkostenberechnungen vorgelegt, die sich noch auf die alte Halle bezogen hätten, klagte Bachmaier im Gespräch mit der SZ und bezifferte das Defizit auf monatlich 7000 Euro.

Einen Weg, aus seiner Misere herauszukommen, sehe er nicht, zumal er hier, ganz anders als beim Münchner Fraunhofer, ständig in der Öffentlichkeit stehe: "Die Presse hier in Wolfratshausen druckt ja jeden Scheiß ab." Vom ersten Tag an sei es "schwierig gewesen, hier gute Arbeit zu machen". Ein Freund der Presse ist auch Paradiso nicht. Er kündigte am Mittwoch rechtliche Schritte gegen die SZ an, weil sie die Gaststätte vom Biergarten aus fotografiert hatte. Nachfragen weist er grundsätzlich barsch zurück.

Derlei kommt in Traunstein nicht gut an. "Es fühlt sich jeder berufen, einfach nur den Zapfhahn aufzudrehen, und meint dann, dass das Bier und das Geld sprudelt", schimpfte Schumacher. "Und wenn das nicht funktioniert, ist immer die Brauerei schuld." Den Vorwurf, man sei über den Tisch gezogen worden, hält er für "die dümmste Plattitüde". Mittlerweile sei er es leid, "ständig in der Zeitung zu stehen, weil Herr Bachmaier Herrn Paradiso einfach schalten und walten lässt, wie er will". Vor allem mit Letzterem ist Schumacher "sehr unzufrieden", denn dessen Verhältnis zu den Wolfratshausern sei nicht gerade hilfreich für die Geschäfte.

Gespräche wegen eines Nachfolgers führe er, Schumacher, deshalb "nicht erst seit vier Wochen". Es sei an der Zeit, das Kind endlich beim Namen zu nennen: "Leider ist es nicht so, dass wir schon einen Nachfolger präsentieren können." An eine Auflösung des Pachtvertrags denkt die Brauerei bei alledem nicht. "Daran wird nicht gerüttelt", versicherte Schumacher.

Die Stadt hält sich aus dem Hickhack heraus. Ihr Vertragspartner sei allein und "unverrückbar" die Brauerei, betont Bürgermeister Helmut Forster (BVW). Sein Amtsvorgänger Reiner Berchtold (SPD), der die Verträge mit ausgehandelt hat, sieht es genauso, wenngleich er einräumt, dass es auch früher schon Probleme mit den Pächtern der Loisachhallen-Gaststätte gegeben habe. Gerade deshalb habe man "die Risiken, letztlich aber auch die Chance, Geld zu verdienen", an die Brauerei übertragen. Das Argument Bachmaiers, die Stadt habe falsche Betriebskosten genannt, hält Berchtold nicht für stichhaltig. Denn mit der Modernisierung etwa der Heizung, seien die Nebenkosten eher gesunken.

© SZ vom 05.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: