Ortsentwicklung Münsing:Ein Dorf im Umbruch

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Das alte Gasthaus Limm ist bald Geschichte. In der neu entstehenden Gewerbeeinheit soll aber wieder eine gastronomische Nutzung entstehen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Inhaberfamilie Limm plant anstelle des früheren Gasthauses in Münsing zwei neue Häuser mit 18 Wohnungen und Gewerbe. Metzgerei und der Schlachtbetrieb schließen. Das Zentrum wird verdichtet

Von Benjamin Engel, Münsing

An der Zukunft Münsings wird im Westen des Dorfs mit dem Bürgerhaus und den Geschäfts- und Wohnhäusern der Raiffeisenbank bereits intensiv gebaut. Inzwischen verdichten sich die Vorzeichen des Wandels im östlichen Ortszentrum: Hinter den Gastraumfenstern im einst für seine Küche weithin bekannten Gasthaus Limm bleibt es seit zweieinhalb Jahren dunkel. So lange ist der Betrieb bereits geschlossen. Mitte kommenden Dezembers wird die Inhaberfamilie den verbliebenen Schlachthof und die Metzgerei zusperren. Anstelle der bisherigen Gebäude sollen bald schon zwei neue Wohnhäuser mit Platz für Gewerbe und bis zu 18 Wohnungen entstehen - Tiefgarage inklusive.

Für die Pläne der Eigentümerfamilie Limm hat der Gemeinderat am Dienstag das Bebauungsplanverfahren begonnen. Der einstimmig gebilligte Aufstellungsbeschluss markiert den Auftakt für die weitere, im Rat kritisch begleitete Entwicklung. Laut Stadtplanerin Pauline Kurz-Müller ist eine Mischnutzung vorgesehen.

Ein Teil des Erdgeschosses im südlichen neuen Gebäude an der Hauptstraße ist ausschließlich für Geschäftsräume reserviert. Dort sei vieles von Einzelhandel, Gastronomiebetrieb, Büros bis zu Kultur-, Sozial- oder Gesundheitseinrichtungen möglich, so Kurz-Müller. Der bisherige Vorplatz im Osten vor Metzgerei und Wirtshaus werde künftig wesentlich größer. Dort stehen aber auch zwei bis vier oberirdische Parkplätze zur Debatte. In der Tiefgarage mit der Einfahrt über die Bachstraße im Norden könnten 32 Stellplätze unterkommen.

Fotovoltaik ist vorgeschrieben

Künftig wird die Bebauung auf dem Areal bei der scharfen Kurve an der Hauptstraße wohl dichter werden als bisher. Derzeit sei ein knappes Drittel der Grundstücksfläche mit Hauptnutzungsgebäuden belegt, erklärte Kurz-Müller. Das steige auf etwas mehr als ein Drittel, Terrassen und Balkone aber mitgerechnet. Bäume im Norden an der Bachstraße sowie das Exemplar auf dem Vorplatz im Osten sollen erhalten bleiben. Zur Verkehrssicherheit könnte der Gehweg nordöstlich der Kurve 2,75 Meter breit werden, um sich dann auf 1,80 Meter zu verjüngen. Eine Durchfahrt für Autos von der Haupt- zur Bachstraße soll nicht mehr möglich sein. Es wird eine regenerative Energienutzung vorgeschrieben. Zumindest die Hälfte der Dachflächen sind mit Fotovoltaikmodulen auszustatten.

Das alte Gasthaus Limm ist bald Geschichte. In der neu entstehenden Gewerbeeinheit soll aber wieder eine gastronomische Nutzung entstehen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Münsings immer dichtere Bebauung ist für Regionen um wirtschaftlich prosperierende Großstädte wie München typisch. Ein hochwertiges und großes Arbeitsplatzangebot bedeutet Zuzug. Zudem ist eine größere Verdichtung im bebauten Bestand politisch übergeordnet gewollt. Das weckt auf dem Land aber auch Befürchtungen, ein Dorf könne sich zum Schlafort entwickeln. In Münsing schwingt das am Dorfplatz mit, an dem die Volks- und Raiffeisenbank derzeit zwei Häuser mit 18 Wohnungen samt neuer Filiale und Tiefgarage errichtet. Und es scheint beim Gasthaus Limm erneut auf.

Christine Mair (Grüne) gab zu bedenken, dass die Stellplätze am Vorplatz im Osten, aus ihrer Sicht einen Café- oder Schankbetrieb ausschlössen. So bewertete dies auch Helge Strauß (CSU). "Da wird vom Platz nicht mehr viel übrig bleiben", sagte er. Strauß sprach sich gegen eine Büronutzung im Haus am Vorplatz aus. Es brauche dort Einzelhandel, ein Café oder einen Schankbetrieb, womit die Familie Limm auch geworben habe. "Dass Dorfleben stattfinden kann, das ist mir wichtig", sagte Strauß" Für Tobias Eckart (Freie Wähler) zeigte die Diskussion um Stellplätze, dass viel zu viele Wohneinheiten geplant seien. Thomas Schurz (CSU) sah die Tiefgaragenzufahrt über die Bachstraße kritisch, da im städtebaulichen Entwicklungskonzept diskutiert werde, diese eventuell zur Einbahnstraße zu machen.

Unterdessen schreitet die Veränderung in Münsings Zentrum voran. Für das Bürgerhaus gegenüber der Pfarrkirche sind die Spundwände eingetrieben. Wenn der Bau fertig ist, soll dort auch die Kommunalverwaltung einziehen und das bisherige Rathaus zum Haus für Kinder werden.

© SZ vom 11.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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