Ortsentwicklung:Landratsamt erzwingt Neubau am Dorfplatz

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Kreisbehörde überstimmt Münsinger Gemeinderat und genehmigt Planung der Raiffeisenbank mit zehn Wohnungen

Von Benjamin Engel, Münsing

Thomas Schurz (CSU) will die Entscheidung des Landratsamts nicht akzeptieren. "Wenn ich jetzt dagegen stimme, komme ich dann ins Gefängnis?", fragt er. Als Bürgermeister Michael Grasl (FW) verneint, reckt der christsoziale Gemeinderat den Arm umso energischer gegen das Projekt der Raiffeisenbank am Dorfplatz nach oben. Sieben weitere folgen seinem Beispiel. Damit sperrt sich das Gremium am Dienstag mit acht zu sieben Stimmen weiter gegen den Neubau von zwei Wohn- und Geschäftshäusern anstelle der alten Bankfiliale samt Lagerhaus.

Damit hat der Gemeinderat das Projekt bereits zum zweiten Mal innerhalb von rund zwei Monaten abgelehnt. Bereits Ende Juli hatte die Abstimmung mit einem Patt geendet. Der Neubau war damit in der Kommune gescheitert. Für viele Gemeinderäte erscheinen die geplanten Gebäude zu groß und massiv für den Ort. Doch verhindern kann die Kommune das Projekt nicht. Das Tölzer Kreisbauamt hat der Verwaltung Ende August schriftlich mitgeteilt, dass sie die Neubaupläne rechtmäßig nicht ablehnen darf. Die Behörde wird sich als übergeordnete Genehmigungsinstanz über das negative Votum aus Münsing hinwegsetzen.

Wie Bürgermeister Grasl aus dem Schreiben zitierte, füge sich die beiden Häuser in die Umgebungsbebauung ein. Die Aufteilung auf zwei einzelne Häuser lockere das Vorhaben aus. Eine Riegelwirkung sei nicht mehr vorhanden.

Dass die beiden Häuser mit einer Wandhöhe von 6,95 Metern das Ortsbild nachhaltig veränderten, räumte Grasl ein. Zudem falle der Getränkemarkt mitten im Dorf weg. Doch er wollte an dem Projekt auch Positives erkennen. "Dafür kommt eine andere Nutzung", sagte er. So entstehe dringend benötigter Wohnraum. Außerdem werde die Bankfiliale erhalten.

Die Mehrheit des Gemeinderats überzeugte er mit diesen Argumenten nicht. Umweltreferentin Christine Mair (Wählergruppe Münsing) kritisierte, dass das Ortsbild stark verändert werde und damit der dörfliche Charakter in Münsing verloren gehe. "Mir ist das nach wie vor zu massiv", erklärte sie.

Genauso haben die Münsinger Grünen-Kreisrätin Mechthild Felsch und Gemeinderätin Ursula Scriba (Bürgerliste) schon vor einem knappen Jahr gegen die Neubaupläne protestiert. Damals hatte die Volks- und Raiffeisenbank München-Land erstmals einen Vorbescheidsantrag gestellt, den der Gemeinderat seinerzeit sogar genehmigt hatte.

Demnach hätte das bisherige Filialhaus am Kirchberg samt dem anschließenden Lagerhaus mit dem Getränkemarkt abgerissen werden sollen. Ein einziger Neubau wäre entstanden. Zwei Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss sowie zwölf Wohnungen im ersten Stock und im Dachgeschoss sollten unterkommen - plus eine Tiefgarage mit 17 Stellplätzen. Doch ein lang, gestrecktes Gebäude war dem Tölzer Kreisbauamt zu massiv. Daher lehnte die Genehmigungsbehörde im Mai dieses Jahres die Pläne ab. Stattdessen wurde der Bau von zwei Einzelgebäuden vorgeschlagen. Die Raiffeisenbank plante um - und kam damit durch.

© SZ vom 29.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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