Ökologisch fragwürdig:Kunstrasen in der Diskussion

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Münsing vertagt Entscheidung über Wunsch des Sportvereins

Von Benjamin Engel, Münsing

Kunstrasenplatz oder nicht? Ein Fachmann soll dem Münsinger Gemeinderat dazu Entscheidungshilfe geben. Denn der Vorstand des Münsinger Sportvereins (SV) hatte in dem Gremium mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gegeben. Nach einer Studie des Fraunhofer-Instituts in Osnabrück sind Kunstrasenplätze in die Kritik geraten, weil sie Mikroplastik in der Natur freigeben. Als der SV Münsing sein Konzept im Rathaus vorstellte, beschäftigten die Gemeinderäte zusätzlich zu ökologischen Aspekten eine Reihe weiterer Punkte. Der Kunstrasenplatz würde 540 000 Euro kosten, wovon die Kommune 60 Prozent aufbringen müsste.

Als drittgrößte Quelle von Mikroplastik in der Natur hat das Fraunhofer-Institut Kunstrasenplätze ausfindig gemacht. Granulat, das auf die Plätze aufgebracht wird, kann durch Regen und Wind, aber auch von den Spielern in der Umwelt verteilt werden. SV-Vorsitzender Michael Sandherr erklärte: "Dieser Platz wird nicht mit Kunststoffgranulat befüllt." Es gebe ökologische Alternativen wie Quarzsand. Allerdings lasse sich eine Abreibung von Mikroplastik im Training nicht vermeiden.

Eine Alternative zu einem Kunstrasenplatz gibt es für Sandherr nicht. Der Verein hat bisher zwei Rasenspielfelder - für Liga- und Trainingsbetrieb. Sandherr erklärte, der Übungsplatz sei an die 17 Jahre alt und dringend sanierungsbedürftig. Mittlerweile habe der Verein elf Jugendmannschaften plus ein Damen- sowie drei Herren-Teams. Daher könne der Rasen sich kaum noch regenerieren. Von Anfang November bis Mitte März könne derzeit gar nicht draußen gespielt werden. Die Halle aber sei zu klein, damit alle Sportler ausreichend zum Zuge kämen. Mit einem neuen Kunstrasenplatz könnten die Fußballer das ganze Jahr spielen und trainieren. Laut Sandherr hat der Verein 974 Mitglieder, davon bis 350 zu Jugendfußballer.

Problematisch sind aus Sicht von Platzwart Sepp Leis auch die zunehmenden Trockenphasen für die Rasenfelder im Sommer. Zur Bewässerung werde das Regenwasser in einer 60 Kubikmeter umfassenden Zisterne gesammelt. Diese Menge brauche er für einen Platz. Sei früher so viel Wasser nachgelaufen, um danach nochmals bis zu fünfmal bewässern zu können, reiche die Menge mittlerweile höchstens für zwei weitere Male. Mit einem Kunstrasenplatz entfalle ein Teil der Bewässerung. Außerdem müsste kein Dünger mehr ausgebracht werden.

Warum unbedingt im Winter Fußball gespielt werden müsse, fragte Matthias Richter-Turtur (Wählergruppe Ammerland). Aus ökologischer Sicht wünsche er sich Alternativen zu einem Kunstrasenplatz. Angesichts anstehender Millioneninvestitionen in der Kommune vermisste Ursula Scriba (Bürgerliste) Informationen zu Anbietern und Materialien. Für einen Kunstrasenplatz plädierten Ernst Grünwald (Wählergruppe Ammerland) und Heinz-Jürgen Schreiner (SPD).

© SZ vom 03.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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