Reden wir über:Berufsbegleitung für Schulabgänger

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Kathrin Foerster arbeitet als Begleiterin in den Oberland Werkstätten. (Foto: privat/oh)

In den Oberland-Werkstätten für behinderte Menschen hilft Kathrin Foerster jungen Leuten beim Einstieg in die Arbeitswelt.

Interview von Miriam Kinzl, Bad Tölz-Wolfratshausen

Kathrin Foerster arbeitet knapp einem halben Jahr in den Oberland-Werkstätten für Menschen mit Behinderungen. In der zweijährigen "Berufsbildungsbegleitung" der Agentur für Arbeit hilft sie dort jungen Leuten, die direkt aus der Schule kommen, sich im Arbeitsleben einzufinden.

SZ: Wie war Ihr erster Arbeitstag? Das war ja gewissermaßen ein doppelter Berufseinstieg: für Sie und dann für die Menschen, die Sie begleitet haben.

Kathrin Foerster: Ja, das stimmt so ein bisschen. Also erst mal bin ich sehr positiv und herzlich empfangen worden. Mein Vorgänger hat mich ganz gut eingeführt, und an meinem ersten Arbeitstag gab es viel Input und Kennenlernen. Wobei ich viele Leute, die hier auch arbeiten, von früher aus dem Wohnheim kenne. Die sind natürlich jetzt, wie ich, 20 Jahre älter. Das war ein schönes Wiedersehen. Mein erster Arbeitstag ist aber nicht mit dem der jungen Leute, die hier von der Schule herkommen und anfangen, auf einen Tag gefallen, die kamen erst später.

Welche Berufe haben Sie als Begleiterin schon kennengelernt?

Die Arbeitsbereiche Holz und Metall, die sind beide ein wenig lauter. Dann haben wir drei Produktionsmontagen, und es gibt die Küche. Die Leute, die dort arbeiten, richten zum Beispiel auch das Frühstück her. Da habe ich gerade drei, die in Berufsbegleitung sind. Dann gibt es noch den Dienstleistungsbereich, den Werkstattverkauf und die Verwaltung, das Lager und die Logistik.

Haben Sie einen typischen Arbeitsalltag? Oder ist für Sie, je nach Beruf, jeder Tag ein Neuanfang?

Es gibt Aufgaben, die sind immer gleich, gerade in der Pflege zum Beispiel. Da müssen wir unterstützen, wenn zum Beispiel Rollstuhlfahrerinnen auf die Toilette müssen und gerade zwei männliche Gruppenleiter da sind. Ich schaue immer nach, was meine elf Leute gerade machen in ihrem Arbeitsbereich. Das ist total gesplittet in verschiedene Arbeitsbereiche. Ich begleite auch Abteilungswechsel, schreibe Berichte, es gibt monatliche Schulungen zur sozialen Integration und halbjährlich Gespräche. Es geht bei den Oberland-Werkstätten nicht nur um Arbeiten, Arbeiten, Schaffen, Schaffen, sondern auch um das Soziale. Da achten wir auch im Arbeitsalltag drauf.

Am ersten Arbeitstag wollen die Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger wahrscheinlich einen guten Eindruck machen. Wie bereiten Sie sich als Begleiterin darauf vor?

Wir haben vorher schon ganz viel miteinander zu tun. Wir sind ja mit den Schulen in Austausch. Und die Neuen kommen mit ihren Eltern, mit den gesetzlichen Betreuern vorher schon hierher. Sie schauen die Werkstatt und schauen sich jeden Bereich an. Ich stelle die Bereiche vor, dann machen sie Praktikum, gerne in dem Bereich, den sie sich vorstellen können für die Arbeit. Dann finden Gespräche mit den Eltern und mit der Agentur für Arbeit statt, die ja die Maßnahme genehmigen muss. Ich sammle die Daten ein und gebe sie an die zuständigen Stellen weiter. Ansonsten höre ich viel zu, beobachte und informiere mich richtig. Daran knüpfe ich an und versuche mit viel Humor, Kreativität und Spontanität auf die Leute einzugehen. So bringe ich Entspannung und Sicherheit in dieses Konstrukt vom ersten Arbeitstag.

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