Neun Stationen geplant:Auf den Spuren von Thomas Mann

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Bad Tölz weist einen Themenweg mit Lesepulten zu Ehren des Schriftstellers aus

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Bad Tölz bekommt einen Thomas-Mann-Themenweg. Auf einer Länge von ungefähr 2,5 Kilometern führt er von der Stadtbibliothek über den Alten Bahnhof und den Klammerweiher zur Sommervilla des Schriftstellers an der Heißstraße, von dort zum ehemaligen Prinz-Luitpold-Genesungsheim und zurück zum Ausgangspunkt. Vorgesehen sind neun Stationen mit halb mannshohen Lesepulten, die oben aus Holz, unten aus Metall bestehen. Sie sehen wie eine aufgeschlagene Buchseite aus und sollen dem Spaziergänger allerlei Informationen über den großen Schriftsteller, seine Familie und Bad Tölz bieten. An einer Stelle soll auch eine Telefonzelle stehen, in der sich ein Regal mit Büchern befindet, daneben eine Sitzgelegenheit. Die Kosten von 75 000 Euro billigte der Tölzer Stadtrat am Dienstag gegen die Stimme von Andrea Grundhuber (Grüne).

2017 hatte Bad Tölz den berühmten Sommergast, der 1909 die Villa an der Heißstraße bauen ließ und 1917 wieder verkaufte, mit einem Jubiläumsjahr gefeiert. Damit soll es nicht sein Bewenden haben. In der Stadtbibliothek wird gerade ein Thomas-Mann-Zimmer mit Requisiten aus dem 2001 entstandenen Film "Die Manns - Ein Jahrhundertroman" eingerichtet. Ein Interieur, das früher im Thomas-Mann-Haus "Villino" in Feldafing untergebracht war. Die Bücherei ist deshalb auch die erste Station des neuen Themenwegs.

Für die Gestaltung zeichnet die Agentur "balleywasl" aus München verantwortlich. Geplant sind die Lesepulte an Stellen, die ein Bezug zum Leben und Werk von Thomas Mann haben. Zum Beispiel: Am Alten Bahnhof kam die Familie in Tölz an, im Klammerweiher badeten seine Kinder. Das blaue Logo, das den Schriftsteller beim Spaziergang in Tölz zeigt, soll sich dem Werbematerial aus dem Jubiläumsjahr anpassen.

Außerdem regte Albert Wasl diverse Leseorte an, wie etwa die Bücher-Telefonzelle. Die Nutzer können eigene Bücher dort abgeben und andere ausleihen. Dabei müsse es sich nicht immer um Literatur im klassischen Sinn handeln, sagte Wasl. "Das darf auch mal 'Asterix und Obelix' sein, in erster Linie geht es darum, zu lesen." Für Kurdirektorin Brita Hohenreiter wären solche Leseorte ideal für Veranstaltungen, nicht zuletzt für das StadtLesen, das nächstes Jahr wieder in Bad Tölz stattfinden soll.

Die Stadträte stimmten dem Thomas-Mann-Weg ohne große Bedenken zu. Sie plädierten dafür, die Informationstafeln in Form von Lesepulten anzuschaffen, die mit 20 000 Euro rund 5500 Euro teurer kommen als hohe Stelen, die Wasl als einfachere Alternative präsentierte. Stadträtin Grundhuber (Grüne) forderte allerdings, die halb mannshohen Pulte anhand eines Prototyps erst einmal zu testen, weil sich Schulkinder den Kopf daran stoßen könnten. Ihr Vorschlag floss jedoch nicht in den Ratsbeschluss ein. Michael Lindmair (FWG) gab zu bedenken, dass der Informationsweg zum früheren Reichspräsidenten Paul von Hindenburg an der Stadtbücherei endet. Für Christof Botzenhart (CSU) hätte es wissenschaftlich Sinn, wenn sich beide Wege berührten. "Man kann ja auch sagen, dass der Dualismus zwischen Mann und Hindenburg die Brüche in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts zeigt", erwiderte der Dritte Bürgermeister und Initiator des Thomas-Mann-Jahres. Auf die Frage von Ingo Mehner (CSU), wie es um die Haltbarkeit der teils aus Holz gefertigten Info-Pulte bestellt sei, erwiderte Kurdirektorin Hohenreiter: "Das Holz wird geschützt, vielleicht muss man es nach zehn, 15 Jahren erneuern."

© SZ vom 27.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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