Neues Baugebiet auf zwei Hektar Wiese:Zukunft für den Zwickerhof

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In den Häusern an der Heißstraße mit bis zu 30 Einheiten sollen vor allem Familien wohnen. Die Nachbarn sind besorgt

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Fehlender Baugrund und sündteure Preise sind die Gründe, warum es in Bad Tölz arg schwierig ist, noch ein Einfamilienhaus zu errichten. Gerade dies soll allerdings auf der gut zwei Hektar großen Wiese zwischen der Heißstraße und dem Zwickerhof im Norden der Kurstadt möglich werden. Einzel- und Doppelhäuser sollen dort entstehen, vor allem für Familien. Der Stadtrat ebnete dafür den Weg, als er am Dienstag im neuen Saal des Rathauses der Aufstellung des Bebauungsplanes "Hintersberg II" geschlossen zustimmte.

Die Stadt hat mit Eigentümer Martin Sappl, dem seit dem Tod seiner Mutter Annelies Sappl der verschuldete Zwickerhof gehört, einen Vertrag geschlossen. Demnach kommt auf dem Areal die "Zukunftsorientierte Bodennutzung" (ZoBoN) zum Tragen, wonach die Stadt ein Drittel der Gesamtfläche verbilligt für soziale Zwecke kaufen kann, wenn sie Grünland wie die Zwickerhofwiese in Bauland umwandelt.

Die Anwohner der Heißstraße sind darüber nicht glücklich. Sie befürchten, dass der gesamte Baustellenverkehr über den bislang kaum befahrenen Weg rollt, der dann später auch die einzige, weit stärker frequentierte Route zur neuen Siedlung sein soll. Außerdem glauben sie, dass sie an den Kosten für den Straßenausbau beteiligt werden. Die Zufahrt werde während der Bauzeit über die Heißstraße erfolgen, teilte Bauamtsleiter Christian Fürstberger mit. Ob das neue Wohngebiet auch künftig über diesen Weg erschlossen werde, sei aber offen. "Das wird während des Bebauungsplanverfahrens diskutiert." Möglich wäre eine solche Zufahrt, nachdem der städtische Bauausschuss im Herbst vorigen Jahres übereingekommen war, ein privates Teilareal der Heißstraße in eine öffentliche Fläche umzuwidmen.

Mehrere Stadträte griffen die Bedenken der Anlieger auf. Peter Wiedemann (FWG) wollte wissen, ob es mehrere Varianten einer Zufahrtsregelung gebe, über die man dann abstimmen könne. Die Stadt will Fürstberger zufolge einem Verkehrsgutachter die Frage der künftigen Erschließung vorlegen und nach der ersten Auslegung des Bebauungsplanes über die Varianten diskutieren. Es sei denn, der Experte sage, "das passt schon, weil es täglich nur 40 Fahrzeuge mehr sind". Für Anton Mayer (CSU) wäre eine neue Zufahrt auf Höhe des Waldfriedhofs sinnvoll, erschlösse sie doch "das Potenzial für eine Erweiterung" des Baugebiets nach Norden. Fürstberger sieht diese Alternative kritisch. Zum einen deshalb, weil dieser Weg länger und die Umweltbelastung damit höher wäre - was Anwohner auf den Zuschauerstühlen mit Gelächter quittierten. Außerdem sieht der Bauamtschef technische Probleme beim Bau einer Zufahrt den Wald hinauf, "dort laufen auch Quellen heraus". Und im Übrigen sei es "nicht Ziel des Eigentümers, weitere Flächen für eine bauliche Entwicklung zur Verfügung zu stellen".

Einen Diskussionsabend mit den Anwohnern forderte Margot Kirste (FWG). Dieses Bauvorhaben sei in puncto Information nicht mit dem Auslegen des Bebauungsplans erledigt. "Das sind Sachen, die sauber besprochen gehören - nicht, dass Gerüchte und Seilschaften gebildet werden." Er rede ungern über Wasserstandsmeldungen, erwiderte Fürstberger. "Mir ist das lieber, wenn ich was weiß." Josef Steigenberger (CSU) appellierte hingegen an den Gemeinsinn der Anlieger. Während der Bauphase werde es für sie eng, aber sie sollten sich daran erinnern, dass sie selbst auch einmal gebaut hätten, sagte er.

Auf Nachfrage von René Mühlberger (CSU) teilte Fürstberger mit, dass der Zuzug in der neuen Siedlung schätzungsweise zwischen 45 und 60 Bewohner betragen dürfte, da 25 bis 30 Wohneinheiten entstünden. Richard Hoch (Grüne) monierte, dass dies ja rund 1000 Quadratmeter pro Grundstück bedeute. Das sei ihm zu viel in einer Zeit, "wo jeder weiß, dass der Flächenverbrauch zu hoch ist". Der Bauamtsleiter verwies darauf, dass von zwei Hektar "Brutto-Baugebiet" noch Flächen für Straßen, Kinderspielplätze oder Rückhaltebecken zu subtrahieren seien. Zudem, so Fürstberger, gebe man die maximale Baugröße vor. Die Stadt achte darauf, "dass sich da nicht einer eine Riesenvilla baut".

© SZ vom 27.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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