Neue Vergärungsanlage:Strom für 1800 Haushalte

Lesezeit: 2 min

Der Entsorgungsbetrieb in Quarzbichl wird erweitert. Neben der bestehenden Kompostierungsanlage soll ein sogenannter Trockenfermenter entstehen, der pro Jahr drei Millionen Kubikmeter Biogas erzeugt. Im April 2012 soll er in Betrieb gehen.

Wolfgang Schäl

Der Verwaltungsrat der WGV Recycling GmbH in Quarzbichl hat in seiner jüngsten Sitzung grünes Licht gegeben für eine weitere Ausbaustufe des Entsorgungszentrums im Landkreis. Es handelt sich um eine Vergärungsstufe, die im Zusammenhang mit der bestehenden Kompostieranlage betrieben und zur Stromerzeugung genutzt werden soll.

Durch die Aufrüstung wird es möglich, die in Quarzbichl pro Jahr anfallenden 35000 Tonnen Bio- und Grünabfälle künftig auch ökonomisch noch sinnvoller zu nutzen. Denn der sogenannte Trockenfermenter, der auf dem Betriebsgelände unmittelbar neben der Kompostieranlage installiert wird, erzeugt pro Jahr drei Millionen Kubikmeter Biogas, die wiederum einem Blockheizkraftwerk zufließen. Das Vorhaben kostet rund acht Millionen Euro, mit der Genehmigung ist Mitte 2011 zu rechnen, Baubeginn soll in genau einem Jahr sein. Im April 2012 wird die neue Komponente voraussichtlich ihren Betrieb aufnehmen.

Pro Jahr können dann 6600 Megawattstunden Strom ins Netz eingespeist werden, das ist eine Menge, die den Bedarf von rund 1800 Haushalten abdeckt. Zusätzlich entsteht Wärme, die der Beheizung der Betriebsgebäude und zur Förderung von anlageninternen Prozessen, etwa im Nachrotte-Tunnel, dient.

Die Betriebskosten werden auf 240000 Euro im Jahr geschätzt, wie WGV-Geschäftsführer Bernd Angermann am Freitag versicherte. Die Erweiterung beinhalte aber noch weitere wirtschaftliche Chancen, "die den zusätzlichen Aufwand gegen Null gehen lassen könnten". Mit einer Anhebung der Müllgebühren sei jedenfalls nicht zu rechnen, versicherte Angermann, der die Pläne gemeinsam mit Landrat Josef Niedermaier vorstellte.

Das Unternehmen weist darauf hin, dass es sich bei dem verwerteten Bioabfall um einen nachwachsenden Rohstoff handelt. Im Gegensatz zu " Energiepflanzen" wie Mais stünden Grünabfälle aber nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelerzeugung, weil sie sowieso anfallen.

Die Vergärungsanlage wird entweder liegend oder auch als "stehender Fermenter" mit einer Höhe von maximal 23 Metern errichtet. Dies werde sich aber optisch nicht negativ auswirken, wie man bei einer Landschaftsbildanalyse bereits festgestellt habe, sagte Angermann. Die Entscheidung über die Bauweise sei noch nicht gefallen. Im Fermenter bildet sich das Gas. Dabei entstehen aus dem Bioabfall ein flüssiger Gär-Rest, der als Dünger in der Landwirtschaft Verwendung findet und vom Wolfratshauser Maschinenring abtransportiert wird.

Der flüssige Dünger - rund 300 Lastwagenladungen im Jahr - ist hochwertig und soll ebenso zertifiziert werden wie der Kompost. Der entwässerte Teil wird kompostiert. Die Gaserzeugung stellt also einen technischen Einschub im Prozess der Kompostierung dar. WGV-Techniker Gerhard Ganser betonte, dass dabei kein klimafeindliches Methan in die Umwelt gelange. Durch die Ergänzung der Kompostieranlage mit einer Vergärungsstufe werde ein positiver Beitrag zum Klimaschutz erzielt und die Anlage für die kommenden Jahre auf den neuesten Stand gebracht.

© SZ vom 30.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: