Neue Tölzer Hotelkultur:Belebtes Vitalzentrum

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Südlich des Vitalzentrums soll die Kneipp-Anlage entstehen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Neubau im Kurviertel ist bereits so ausgelastet, dass die Stadt den Keller der benachbarten Kurbücherei ausbaut

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Nach dem Ende des Spa "Natura Tölz" und des Hotelprojekts an der Arzbacher Straße ist von den hochfliegenden Plänen für die Neue Tölzer Hotelkultur wenig übrig geblieben. Mit einer Ausnahme: Das Vitalzentrum ging im Herbst 2016 in Betrieb. Damals wurde neben dem Haus des Gastes an der Ludwigspromenade eben dieses Haus der Gesundheit eröffnet, als Zwillingsbau der benachbarten Kurbücherei. Manche Tölzer monieren inzwischen allerdings, dass dieser Neubau zwar immer schön beleuchtet, drinnen aber kaum jemand zu sehen sei.

Diese Kritik wies Bürgermeister Josef Janker (CSU) im städtischen Haupt- und Finanzausschusses vehement zurück. "Dass da keine Nutzung sei, ist Geschwätz", sagte er. Ihm assistierte Kurdirektorin Brita Hohenreiter. Wegen der steigenden Nachfrage sei jetzt sogar die Sanierung des Untergeschosses in der Kurbücherei nebenan dringend notwendig, sagte sie. Feldenkrais-Workshops und QiGong, Hatha Yoga und Pilates, BKK-Aktivwochen und Vegane Wochen, Ausbildung von Kräuterpädagogen, Personalcoaching und eine Reihe an Vorträgen: 755 Einzelnutzungen zählte Hohenreiter in ihrem Überblick für das vergangene Jahr auf. Die Belegungszeiten sind dabei unterschiedlich, sie reichen von lediglich einer Stunde bis zu einem ganzen Tag. 2016 hatte es bloß 564 Einzelnutzungen gegeben, was daran lag, dass der Betrieb im Vitalzentrum erst im Februar startete und bis zum Herbst immer noch daran herumgebaut wurde. "Als Stadt haben wir nicht den Anspruch, alles selber zu machen, sondern kleineren Dienstleistern eine Plattform zu geben, die sonst über keine Räumlichkeiten verfügen", sagte Hohenreiter. Voriges Jahr nahm die Stadt insgesamt 17 222 Euro an Mieten im Vitalzentrum ein, mehr als drei Mal so viel wie im Haushalt veranschlagt.

Weil die Nachfrage zunimmt, kommt es schon jetzt zu Terminkollisionen. Vor allem zu den begehrten Zeiten, wie Kämmerer Hermann Forster verdeutlichte: "Das ist eine Auslastung wie beim Eisstadion, abends will jeder trainieren, vormittags will keiner rein." Für Hohenreiter würde der zusätzliche Raum im Souterrain der benachbarten Kurbücherei für eine spürbare Entlastung sorgen. Der könnte multifunktional hergerichtet werden, sagte sie. Nötig wäre auch eine Renovierung der Toilette. Im Zuge der Arbeiten könnten oben in der kleinen Bibliothek, die 2013 durch den Einsatz von Tölzer Bürgern vor dem geplanten Abriss bewahrt wurde, auch gleich noch Fenster abgedichtet werden. "Weil die Leute sagen, da zieht es rein", berichtete der Stadtkämmerer.

Ganz billig wird die Sanierung allerdings nicht. Hohenreiter rechnet mit einer Gesamtsumme von circa 200 000 Euro. Der Grund dafür ist ein Wasserschaden im Untergeschoss, der bislang nur zum Teil behoben wurde. "Da unten war es feucht, und es stank", sagte Forster. Inzwischen sei der Keller entkernt und könne nun hergerichtet werden. Angesichts der Renovierungskosten fragte Stadtrat Anton Mayer (CSU) nach, ob die Mieteinnahmen von lediglich 17 000 Euro nicht verbessert werden könnten. "Irgendwo muss sich das ja ein bisschen amortisieren." Eine Anhebung für die Nutzer lehnten Hohenreiter und Janker allerdings ab. "Wir haben ermittelt, welche Raumnutzungsgebühren in Tölz verlangt werden, und haben uns da im Durchschnitt eingegliedert", so die Kurdirektorin. Für den Bürgermeister wäre es kontraproduktiv, mit dem Mietpreis an die obersten Grenze zu gehen. Eine Einrichtung wie das Vitalzentrum könne nicht kostendeckend sein, ebenso wenig wie der Kurpark oder die Kurbücherei. "Das ist eine notwendige Infrastrukturmaßnahme."

Hohenreiter wünscht sich, dass die Bauarbeiten noch in diesem Jahr über die Bühne gehen. Danach wäre man mit dem Vitalzentrum für die nächsten Jahre sehr gut aufgestellt, sagte sie. Ähnlich äußerte sich Forster: "Wir runden jetzt mit dem Untergeschoss der Kurbücherei das ganze Ensemble dort ab."

© SZ vom 26.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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