Leistung bringen - daran ist Katja Deutsch gewöhnt. Bis vor kurzem nahm die 16-jährige Ickingerin regelmäßig an Turnwettbewerben teil. Doch dafür bleibt ihr keine Zeit mehr. Ihre große Leidenschaft ist die Musik, und die fordert all ihre Aufmerksamkeit. Bei den Frühjahrskonzerten der Sinfonietta Isartal in Icking und München, bei denen auch Édouard Lalos Konzert für Violoncello und Orchester erklingt, wird sie zum ersten Mal als Solistin vor ein Sinfonieorchester treten.
"Das ist eine ganz neue Situation für mich", sagt die Schülerin, die das Münchner Pestalozzi-Gymnasium besucht. "In die ersten Proben bin ich mit sehr gemischten Gefühlen gegangen." Zum einen habe sie sich natürlich gefreut: "Es ist schon eine Ehre, das machen zu dürfen." Zum anderen habe sie aber "sehr großen Respekt" vor dieser Aufgabe. Leichter macht es der Umstand, dass sie das Orchester sehr gut kennt: Seit vielen Jahren schon sitzt sie in der Sinfonietta am Cellopult. Die ersten Proben liefen gut, nun schaut die Tochter des Pianisten und Musikpädagogen Franz Deutsch mit freudiger Erwartung den Konzerten sowie der anschließenden Konzertreise nach Italien entgegen.
Mit der Gründung der "Musikwerkstatt Jugend" hat ihr Vater 2005 einen Impuls gegeben, der das Kulturleben im Isartal nachhaltig bereichert. Drei Orchester umfasst die Musikwerkstatt: Das Kinderorchester, die Sinfonietta, die für Jugendliche von 14 bis 18 Jahren gedacht ist, und die Neue Philharmonie München, die sich an Studenten wendet. Katja kam schon als Sechsjährige ins Kinderorchester und hat mehrfach im Studentenorchester mitgespielt. Als man ihr das erste Cello in die Hände gab, war sie dreieinhalb. In einer Musikerfamilie - die Mutter ist Geigenlehrerin und leitet das Kinderorchester, der Vater spielt Klavier und Flöte, die größere Schwester ist ebenfalls Geigerin - ist das keine Besonderheit. Da wollen und dürfen die Kleinen einfach schon früh mittun.
Als Vierjährige begann sie den Unterricht bei Michael Weiss an der Musikschule Pullach. Acht Jahre später wechselte sie zu Hanno Simons, dem stellvertretenden Solocellisten des BR-Orchesters, der sie auch aktuell unterrichtet. Bei "Jugend musiziert" hat Katja viele Erfolge errungen; in den Pfingstferien tritt sie gemeinsam mit der Ebenhauser Geigerin Catalina Pires beim Bundeswettbewerb in Paderborn an. Da es für die beiden Mädchen die erste Zusammenarbeit war, kostete die Vorbereitung viel Zeit. Abends, vor allem aber am Wochenende, wurde geprobt. "Seit dem Landeswettbewerb sind wir aber gut eingespielt", erzählt Katja, sie reise mit Vorfreude nach Paderborn. "Wegen der Punkte mache ich mir keinen Stress. Darum geht es ja nicht primär." Wichtiger sei die Freude am Musizieren und das Erfolgserlebnis, ein Werk zu durchdringen und zu bewältigen.
Erfahrungen sammelt die junge Cellistin auch als Mitglied des Bayerischen Landesjugendorchesters, dessen Projekte jeweils in den Sommer-, Herbst- und Winterferien stattfinden. Außerdem hat sie ein Jahr lang bei den Kinderkonzerten der Münchner Philharmoniker mitgewirkt. Dass sie ein Musikstudium plant, kann kaum überraschen. Was den konkreten Berufswunsch angeht, ist sie realistisch genug, die Dinge auf sich zukommen zu lassen. "Natürlich ist eine Solokarriere der absolute Traum. Aber ich finde es auch toll, im Orchester zu spielen", sagt sie. "Man darf sich selbst nicht so viel Druck machen."
Frühlingskonzerte der Sinfonietta Isartal: Donnerstag, 25. Mai, 19 Uhr, Kirche St. Johannes, Preysingplatz, München; Freitag, 26. Mai, 19 Uhr, Aula der Grundschule Icking; Werke von Rossini, Lalo und Beethoven; Leitung: Winfried Grabe; Karten zu 20 Euro über München Ticket, Schüler und Studenten haben an der Abendkasse freien Eintritt