Neubau:Top-Hotel für den Bichler Hof

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Auf dem Areal des sanierungsbedürftigen Bichler Hofs in Oberfischbach plant Privatinvestor Hubert Hörmann ein Top-Hotel. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Ausschuss stimmt Investoren-Plan für 80 Betten und Doppelhäuser in Bad Tölz zu. Die Grünen bleiben unzufrieden

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

In der lokalpolitischen Sommerpause hat es in Bad Tölz hinter den Kulissen rumort. Grund dafür ist das Top-Hotel, das der Tölzer Privatinvestor Hubert Hörmann auf dem Areal des sanierungsbedürftigen Bichler Hofs in Oberfischbach plant, der früher dem Konzern Eon gehörte. Außer dem 80-Betten-Haus soll es dort noch ein Restaurant, eine Sauna mit Freischwimmbecken, einen Pferdestall mit Sandplatz und einen Schwimmteich geben. Um das rund fünf Millionen Euro teure Projekt querzufinanzieren, plant Hörmann auf dem 22 Hektar großen Gelände den Bau von 18 Doppelhaushälften auf etwa 1,3 Hektar Fläche. Für das Wohnland muss die Stadt einen Bebauungsplan aufstellen und wendet dabei das neue Rahmenkonzept "Zukunftsorientierte Bodennutzung" (ZoBoN) an. Die Art, wie dies geschieht, stößt auf deutliche Kritik der Grünen. Sie monieren, dass der Hotelinvestor die gesamte Fläche erhält, ohne dass die Wohnbedürfnisse der Bevölkerung ausreichend berücksichtigt sind. Damit standen sie im Bauausschuss des Stadtrats am Dienstag alleine da: CSU, FWG und SPD votierten für die Vorgehensweise der Stadt.

Die ZoBoN ist im Grunde ein einfaches Regelwerk: Wenn die Stadt künftig Bauland für Wohnhäuser ausweist, will sie ein Drittel der Gesamtfläche kaufen, damit dort Sozialwohnungen oder Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindertagesstätten entstehen. Dies gilt für Planungsgebiete, die größer als 5000 Quadratmeter sind. Eine Ausnahme gibt es, wenn ein Grundstückskäufer auf dem besagten Drittel selbst ein städtebauliches Ziel der Stadt realisiert, zum Beispiel ein Hotel, das dem Tourismus dient. Das gebe die ZoBoN her, räumte Stadtrat Franz Meyer-Schwendner (Grüne) ein. Allerdings kritisierte er, dass im Januar, als das Rahmenkonzept vom Stadtrat beschlossen wurde, "nicht ansatzweise davon die Rede war", die Ausnahme könne der Förderung eines Hotelprojekts dienen. Dies war seinen Worten zufolge nicht die Intention der Arbeitsgruppe, die voriges Jahr die ZoBoN vorbereitete und der er selbst angehörte. Ziel sei vielmehr "die Aktivierung von Wohnbauland für kommunale Zwecke". Zudem wunderte sich Meyer-Schwendner, warum der Investor nicht davon ausgegangen sei, ein Drittel des Areals an die Stadt verkaufen zu müssen, als er im November 2015 seine Pläne für den Bichler Hof im Rathaus vorstellte. Da müsse man sich nicht wundern, wenn Irritationen entstehen, sagte er.

Dagegen verwiesen Bürgermeister Josef Janker (CSU) und Bauamtsleiter Fürstberger darauf, dass der Stadtrat das Rahmenkonzept mit beiden Varianten zu Jahresbeginn beschlossen hat. "Die ZoBoN sagt klar, entweder das oder das", so Janker. Nach seinem Dafürhalten wäre es "unredlich, wenn wir sagen, ein Drittel der Fläche brauchen wir, und das Hotel auch noch". Zweiter Bürgermeister Andreas Wiedemann (FWG) bezeichnete es als "dringend nötig, dass wir Investoren bekommen". Dies unterstrich Kurdirektorin Brita Hohenreiter mit ungewohnter Vehemenz. Für sie kann der Stadt nichts Besseres passieren, als wenn ein Bauwerber aus Tölz in ein Hotel investiere, da dies ein Zeichen sei, das andere Interessenten anlocke. Hohenreiter beschwor gar das Ende der Neuen Tölzer Hotelkultur herauf, falls die "leidige Diskussion" um die ZoBoN dazu führe, dass das Hotelprojekt kippe. "Dann können wir uns davon verabschieden."

Um zu gewährleisten, dass das 80-Betten-Haus wirklich kommt, plant Fürstberger einen städtebaulichen Vertrag. Einige Eckpunkte: Ehe ein Bebauungsplan aufgestellt wird, muss der Investor ein detailliertes Entwicklungskonzept vorlegen. Die Stadt behält sich eine Ankaufsoption für das etwa 4300 Quadratmeter große Drittel vor, sollte Hörmann sein Hotel nicht binnen drei Jahren umsetzen. Außerdem wird der Bichler Hof selbst im Bebauungsplan langfristig als Fläche für touristische Nutzung festgelegt. Damit kommt er den Grünen entgegen, die ein Sondergebiet für Tourismus forderten. Meyer-Schwendner hob hervor, dass die Stadt von der Firma Arcus, die zwei Luxushotels neben dem neuen Wellnessbad "Natura Tölz" errichten will und zur Querfinanzierung dort auch einige Service-Appartements plant, sehr genaue Auskünfte verlangt habe. Demgegenüber komme man Hörmann "schon sehr weit entgegen".

Über den Vorschlag der Grünen, das Wohnbauland von 1,3 auf 1,7 Hektar auszudehnen, die Grundstücke für die neun Doppelhäuser zu verkleinern und dafür vier weitere Doppelhäuser zu bauen, wurde im Bauausschuss nicht diskutiert. Meyer-Schwendner zufolge könnte dadurch der Preis für eine Doppelhaushälfte von 850 000 auf 500 000 Euro reduziert werden. Im Rathaus habe man darüber gesprochen, sagte Janker. "Es wäre aber kontraproduktiv, wenn sich in der Nähe eines tollen Hotels eine sehr dichte Wohnbebauung befindet."

© SZ vom 15.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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