Neubau statt Sanierung:Bad Tölz plant neue Lettenholzschule

Lesezeit: 3 min

Mehr als 60 Jahre ist die Lettenholzschule alt. Bürgermeister Josef Janker hält einen Abriss und einen Neubau für sinnvoller als eine Sanierung. (Foto: Manfred Neubauer)

Das Gebäude, das für die US-Streitkräfte im Jahr 1958 errichtet wurde, ist dringend sanierungsbedürftig. Bürgermeister Janker plädiert für einen Neubau, auch aus Furcht vor einer möglichen Schadstoffsanierung

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Lettenholzschule rückt jetzt in den Fokus von Bürgermeister Josef Janker (CSU). Er befürworte einen Neubau, sagte er im Gespräch mit der SZ. Die Stadt Bad Tölz hat prüfen lassen, welche Lösung sinnvoller ist: Sanierung oder Neubau. Janker zufolge wäre zwar beides möglich. Doch ein Abriss und ein modernes Schulhaus sind aus seiner Sicht die nachhaltigere und unproblematischere Variante. Die neue Lettenholzschule könnte laut Janker auf dem Gelände am Sportplatz gebaut werden. Eine Überlegung dabei: Auch die Turnhalle und das benachbarte Bürgerhaus könnten abgerissen und womöglich in den Neubau integriert werden. Nach der Fertigstellung würden die Schülerinnen und Schüler einfach umziehen.

Die Lettenholzschule liegt ganz am Rande von Bad Tölz. Hinter dem kleinen Gebäudekomplex beginnen die Felder, nahebei liegt der Flugplatz Greiling. Auch in der Lokalpolitik befand sich die Grundschule im Osten der Stadt in den vergangenen Jahren stets ein wenig im Abseits. Sie stand im Schatten der beiden anderen Tölzer Schulen: Die Südschule wurde für acht Millionen Euro saniert und erhielt eine neue Zweifachturnhalle, in diesem Jahr kommt die Jahnschule an die Reihe.

Das Schulhaus am Lettenholz wurde 1958 gebaut. Damals belegten Soldaten der US-Streitkräfte mit ihren Familien die Wohnblöcke an der General-Patton-Straße gegenüber der Flint-Kaserne. Ihre Kinder gingen in die nahe Lettenholzschule, so blieb man in dem Stadtquartier mehr oder weniger unter sich. 1991 zogen die Amerikaner die Flagge mit dem Sternenbanner ein und aus Bad Tölz ab. Inzwischen ist das Lettenholz eine Siedlung, in der neben Einheimischen vor allem Migranten aus vielen Ländern leben, darunter zahlreiche Familien, die ihren Nachwuchs in die alte Schule schicken.

Den Zustand des Gebäudes bezeichnet Janker als "dringend sanierungsbedürftig". Doch eine reine Renovierung der Lettenholzschule ist aus Sicht des Bürgermeisters sehr schwierig. Zum Problem könnten dabei mögliche Altlasten werden. Ende der Fünfzigerjahre seien andere Dämm- und Fugenmaterialien verbaut worden als heutzutage, sagt der Bürgermeister. Er befürchtet, dass darin giftige Stoffe enthalten sein könnten. Schließlich hatte die US-Armee in der Flintkaserne unter anderem das Insektizid DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan) versprüht, was eine millionenschwere Schadstoffsanierung nötig machte. Ob Ähnliches auch für die Lettenholzschule zutreffe, sei "nicht geprüft".

Ein weiteres Problem wäre, dass die Grundschule im laufenden Schulbetrieb umgebaut werden müsste. "Da stellt sich die Frage, wo wir die Kinder unterbringen", sagt Janker. "Wir müssten vermutlich Container aufstellen oder eine ähnliche Lösung finden."

Derzeit besuchen 182 Mädchen und Jungen die Grundschule im Osten von Bad Tölz. Das dürften in Zukunft noch etliche mehr sein, glaubt der Bürgermeister: "Wir müssen mit 230 bis 240 Kindern rechnen, die wir vielleicht unterbringen müssen." Auch unter dem Aspekt des Raumbedarfs, der schulaufsichtlich genehmigt werden muss, wäre ein Neubau für ihn die bessere Lösung. Dafür ist zunächst mal ein bauliches Schulkonzept erforderlich, dann braucht die Stadt eine Abbruchgenehmigung und eine Neubauplanung. Damit kann sie schließlich auch die staatlichen Fördermittel beantragen.

All dies verschlingt viel Zeit. "Ich glaube, das dauert noch fünf Jahre", sagt Janker. Auf seiner Prioritätenliste steht im Moment ohnedies die Jahnschule an erster Stelle. In diesem Jahr noch soll der Kindergarten auf dem Schulgelände geplant werden, den die Stadt von drei auf vier Gruppen erweitert. Die Fertigstellung ist für 2020 vorgesehen.

Danach kommt der neue Komplex mit Turnhalle, Mittagsbetreuung, Klassenzimmer und dem Probenraum für die Stadtkapelle an die Reihe, ebenso die neue Aula, die diesen Trakt mit dem schon sanierten Altbau verbindet. Dies dürfte dem Bürgermeister zufolge bis 2022 dauern - sofern alles nach Wunsch läuft. Und erst im Anschluss folgen die Bauprojekte Alten- und Seniorenheim Josefistift sowie Lettenholzschule.

Auch wenn bis dahin noch Jahre vergehen werden, rückt die Schule am Rande der Stadt für ihn nicht aus dem Blickfeld. Anders als die vom TV Bad Tölz gewünschte Bewegungshalle hat er sie auf seine Prioritätenliste gesetzt. "Das ist eine wichtige Maßnahme", sagt er. Allerdings müsse die Stadt ihre einzelnen Bauprojekte eintakten. Von der Zeit her, weil man nicht alles auf einmal schaffen könne. Von den Finanzen her, weil "die Stadt eben nur eine bestimmte Summe für Investitionen hat". Der bauliche Zustand der Lettenholzschule "geht noch so", meint Janker. "Aber da steckt man nicht mehr viel Geld rein und macht nur noch das Nötigste."

© SZ vom 13.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: