Neubau an der B11:Stadl-Fassade mit Froschmaul

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Die obere Hälfte des Ickinger Supermarktes wird mit Brettern verkleidet. Ob und wie diese die Optik des massiven Baus verbessern können, bleibt umstritten. (Foto: Hartmut Pöstges)

Ickinger Gemeinderat diskutiert Änderungen in der Optik des Supermarktes

Von Claudia Koestler, Icking

Die Stimmen reichten von "deutlicher Verbesserung" bei einem "Gebäude, das Icking dominiert" bis hin zu "Murks von A bis Z". Der Neubau des Supermarktes an der B 11 in Icking spaltet die Kommune weiter und bereitet auch den Gemeinderäten Kopfzerbrechen. Nicht nur verzögern sich die Arbeiten aufgrund des starken Schneefalls diesen Winter um zwei Monate, der Bau soll nun zum 1. Juli 2019 fertig gestellt sein, wie Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI) am Montag in der Gemeinderatssitzung erklärte. Es war vor allem die Fassadengestaltung des Baus, die die Ratsmitglieder am Montag erneut heftig diskutieren ließ.

Im Mai 2016 hatte sich der Bauausschuss mit dem Antrag auf Baugenehmigung befasst und eine von vier Varianten empfohlen, den die Mitglieder um Hinweise an den Antragssteller erweiterten. Gewünscht waren sogenannte "Lüftungsöffnungen", um die Fassade aufzulockern. Grundsätzlich sollte die Fassade mit einem Bundwerk mit Kreuzelementen, falschen Fenstern und einem Rundbogen über der Torausfahrt gestaltet werden. Eine vorherige Variante mit einer etwas verschlankten Optik durch eine schlichte senkrechte Verschalung ohne Bundwerk hatte die Gemeinderäte nicht überzeugen können. Sie wurde als "Bretterscheune" und "Lagerhalle" bezeichnet. Nachdem ein entsprechender Vorschlag vorgelegt wurde, hatten die Gemeinderäte mehrheitlich ihr Einvernehmen erteilt.

Nun wird derzeit die Außenverschalung an das Gebäude angebracht, und während dieser Arbeiten ist laut Menrad die ausführende Zimmererfirma auf Probleme mit der Wunschfassade gestoßen, die bei einem Besichtigungstermin in der vergangenen Woche erörtert wurden und nun in einem Änderungsantrag mündeten. Denn aus Sicht der Handwerker kommen die vorgegebenen Kreuzelemente nicht zur Geltung, sie würden vom Dachüberstand verdeckt. Zudem schlagen die Zimmerer vor, die Kreuzelemente im Mittelteil des Gebäudes nur mit sogenannten Zierbindern als Fachwerk auszuführen - in umgedrehter V-Form. Die nach Osten gerichtete Fensterfront - im oberen Bereich des sogenannten Kopfbaus - wurde bereits verkleinert. Deshalb sind dort nun oberhalb der Fenster Zierbinder in Kreuzform vorgesehen. Über diese Änderungen respektive Vorschläge zur Änderung gab es im Ratsgremium jedoch deutlich geteilte Meinungen. Während Otto Güllich (Ickinger Initiative) monierte, dass damit die gewünschte Auflockerung fehle und nur noch "die Überdimensionierung eines Wirtschaftsgebäudes" übrig bleibe, sah es für Verena Reithmann (UBI) "deutlich ruhiger aus, weniger gewollt, nun passt es zusammen."

Für Claudia Roederstein (UBI) war der ursprüngliche Vorschlag zur Fassadengestaltung "eher im Bereich der Fantasie angesiedelt." Nun erinnere es mehr an einen traditionellen Bundwerkstadl, wie es ihn in Oberbayern gebe. Die Fassade werde der "Dominanz und Massivität des Gebäudes " nicht unbedingt mehr etwas nehmen, "aber je ruhiger, desto passender." Dem widersprach Vigdis Nipperdey (Ickinger Initiative): "Es handelte sich nicht um einen fantasievollen Entwurf, sondern um eine genehmigte Bauplanung", konterte sie. Den Kopfbau fand sie verbessert, doch dem reduzierten Bundwerk konnte sie nichts abgewinnen. "Ich habe noch nie einen Stadl gesehen mit einem dürren V als Bundwerk." Die, wie Matthias Ertl (PWG) sagte, sechs Zentimeter Tiefe dieser angeschraubten Bretter trafen auf allgemeines Missfallen - sie würden nicht wirken. Dickere Bretter aber würden an der Kante überstehen. Ein Problem, das nun den Kreisbaumeister beschäftigen soll.

Nipperdey kritisierte zudem die Einfahrt als ein "riesiges Froschmaul-Loch". Menrad befürchtete, dass die Einfahrt nicht die genehmigte Höhe haben könnte, so dass das Be- und Entladen statt im Gebäudeinneren doch auf der Straße stattfinden könnte. Sie aber war zumindest für die Bundwerk-Vorschläge des Zimmerers dankbar: "Mir war es vorher für Icking zu jodlerisch." Nipperdeys Fazit aber war: "Murks von A bis Z." Mit drei Ablehnungen ging der Änderungsantrag jedoch mehrheitlich durch.

© SZ vom 27.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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