Nächtlicher Effekt:Mühsamer Weg zu den Sternen

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Einige Hauseigentümer am Karl-Lederer-Platz lehnen einen Lampenhimmel ab. Stadtrat sieht die Attraktivität des neuen Zentrums gefährdet

Von Felicitas Amler, Geretsried

Der Himmel über Geretsried soll leuchten - aber das wollen einige nicht zulassen. Das Konzept für die Neugestaltung des Karl-Lederer-Platzes als attraktives Stadtzentrum sieht eine Beleuchtungsvariante mit Stahlseilen in acht Metern Höhe vor, an denen Lampen hängen. Der nächtliche Effekt ist der eines Sternenhimmels - eine Idee, von der viele Bürger genauso wie der gesamte Stadtrat ziemlich begeistert sind. Doch am Dienstag teilte Architekt Klaus Kehrbaum im Stadtrat mit, dass eine Befragung der Hauseigentümer "ein bisserl ernüchternd" sei. Ein Großteil derjenigen, an deren Hauswänden die Drahtseile mit einem Durchmesser von acht Millimetern angebracht werden müssten, lehnte dies ab. Darunter ist zum Entsetzen einiger Stadträte sogar die Baugenossenschaft (BG). Und das Landes-Denkmalamt, welches das Rathaus vor dem kleinen Eingriff schützen möchte. Kehrbaum sagte, es gebe zwei Alternativen: Stangen als Befestigungsmöglichkeiten für die Seile oder gleich konventionelle Mastleuchten.

Beides lehnte der Stadtrat ab und bat die Verwaltung darum, noch einmal mit den Anliegern zu verhandeln. Die Denkmalschützer sollen auf das Beispiel Landsberg hingewiesen werden, wo der Lichterhimmel realisiert ist - "und das sind alles Denkmäler", sagte der Architekt. Lorenz Weidinger warnte eindringlich davor, die großzügige Planung des Platzes "mit Standlampen kaputtzumachen". "Wir wollten hier einen absolut offenen Raum haben", sagte er.

Dieses Konzept, das sich "Shared Space" nennt, bedeutet eine schwellenfreie Gestaltung. Der Platz wird mit hell gefärbtem Bitumen belegt. Wasser, Licht und Grün sollen ihn prägen. Kehrbaum zeigte, wie die Wasserläufe aussehen sollen und wo "lebendiges Wasser" - im Boden versenkte Spritzdüsen - möglich wäre. Welche Bäume ausgewählt werden, soll eine Landschaftsarchitektin mit der städtischen Umweltfachfrau Inken Domany entscheiden. Am Aufgang mit Aufzug aus der zentralen Tiefgarage sind unterschiedliche Gestaltungen vorstellbar. Kehrbaum zeigte, dass statt einer Blecheinhausung auch eine aus Alu und Glas mit einer Medienwand in Form eines Bildschirms möglich wäre. Dort könnten wie sonst auf Litfaßsäulen wechselnde Veranstaltungen angezeigt werden; die Mehrkosten lägen bei bis zu 80 000 Euro.

In der Tiefgarage, die besonders geräumig und hell sein soll, würde der Investor, die Wolfratshauser Krämmel-Gruppe, die 100 Meter lange Längswand lediglich streichen. Kehrbaum sagte, es sei aber auch eine - dann von der Stadt zu finanzierende und als Wettbewerb auszuschreibende - künstlerische Gestaltung vorstellbar. Er hat dafür etwa 32 000 Euro angesetzt. Sonja Frank (FW) schlug vor, Schulen einzubeziehen, etwa die Leistungskurse Kunst am Gymnasium.

Entschieden wurde über all dies noch nicht abschließend bis ins Detail; die Planer haben den Auftrag, die Ausschreibungen vorzubereiten. So wurde auch eine Sorge, die FDP-Stadtrat Günther Fuhrmann vortrug, als Protokollnotiz aufgenommen. Fuhrmann befürchtet, dass mit Beginn der Bauarbeiten der BG in der Egerlandstraße kaum noch ein Durchkommen vom Platz dorthin möglich sein werde. "Wie kommen die Leute dann hin zu den Geschäften?", wollte er wissen. Dies soll ebenso geprüft werden wie die Frage nach dem Sternenhimmel.

© SZ vom 31.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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