Nachfolger von Hans Kiefersauer:Die Bürger haben die Wahl

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In Benediktbeuern wird am Sonntag der Rathauschef bestimmt

Von Konstantin Kaip, Benediktbeuern

Der unerwartete Tod des amtierenden Bürgermeisters Hans Kiefersauer am 13. März dieses Jahres hat in Benediktbeuern nicht nur eine schmerzhafte Lücke hinterlassen, sondern auch den politischen Kalender der Gemeinde verschoben. Am Sonntag, 30. Juni, sind die Benediktbeurer nun aufgerufen, einen neuen Bürgermeister zu wählen, der bis zum Jahr 2026 im Amt bleiben soll. Zur Wahl stehen erstmals drei Kandidaten: Rudi Mühlhans (Freie Bürgerliste Miteinander), Toni Ortlieb (Benediktbeurer Bürger) und Hanns Frank Seller (CSU).

Der Tod Kiefersauers, der das Rathaus seit 2014 als Parteifreier für die Fraktion von Benediktbeurer Mitte und CSU führte und insgesamt 29 Jahre im Gemeinderat saß - davon zwölf als Vizebürgermeister - war für viele im Ort ein Schock. Schließlich hatte er noch im vergangenen November angekündigt, bei der Kommunalwahl 2020 erneut kandidieren zu wollen. Kiefersauer litt seit 2016 an einer Krebserkrankung, die er jedoch zwischenzeitlich überwunden zu haben schien. Im März erlag er mit 57 Jahren den Folgen eines schweren Infekts. Weil das politische Leben im Rathaus aber weitergehen muss, wurde wenige Wochen später der Termin für die Wahl seines Nachfolgers festgesetzt, kurz darauf nominierten die Parteien und Gruppierungen ihre Kandidaten.

Der Erste, der seinen Hut in den Ring warf, war Rudi Mühlhans. Der Sozialpädagoge wollte bereits 2014 Bürgermeister in Benediktbeuern werden und unterlag mit 46,5 Prozent der Stimmen Kiefersauer bei der Wahl nur denkbar knapp. Er habe sich die Entscheidung für die Kandidatur nicht leicht gemacht, der Zuspruch aus der Bevölkerung habe ihn jedoch bestärkt, sagte Mühlhans im Mai. "Ich packe noch mal an."

Der 52-Jährige, der seit 2007 Geschäftsführer des Trägervereins Jugend- und Sozialarbeit Geretsried ist, will unter anderem den Flächennutzungs- und Bebauungsplan der Gemeinde baldmöglichst überarbeiten lassen, um mehr Möglichkeiten für Wohnbau zu schaffen. Auf einer Wahlkampfveranstaltung sprach er sich auch für ein mehrgeschossiges Studentenwohnheim aus. Die FBM, die im Gemeinderat mit fünf Sitzen vertreten ist, hat sich beim Bürgerbegehren im vergangenen Jahr für den Erhalt des Lainbachwalds und gegen eine Erweiterung des Gewerbegebiets an der Stelle eingesetzt; sie will mehr kommunalen Wohnungsbau und in einer "generationengerechten Gesellschaft" den Abbau von Barrieren fördern. Für die Schaffung kommunaler bezahlbarer Wohnungen will sich auch Toni Ortlieb einsetzen, der seit 2014 für die Gruppierung Benediktbeurer Bürger im Gemeinderat sitzt. Eine Kandidatur als Bürgermeister habe er schon vor Kiefersauers Tod erwogen, sagte der 45-Jährige im Wahlkampf. Als Kommunal- und Firmenkundenberater bei der Sparkasse befasse er sich seit Jahren intensiv mit kommunalen Finanzen und habe "ein tiefes Verständnis für die Anliegen und Bedürfnisse von Benediktbeuern gewonnen". Laut eigenem Bekunden steht Ortlieb für "Transparenz, cleveres Haushalten und einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur". Auch will er sich dafür einsetzen, dass die Zusammenarbeit im Gemeinderat wieder besser wird. Die Harmonie habe insbesondere wegen des Bürgerentscheids zum Lainbachwald gelitten.

CSU-Kandidat Seller, der als Zweiter Bürgermeister die Pläne für eine Erweiterung des Gewerbegebiets im Wald unterstützt hat, gibt sich nach dem Bürgerbegehren einsichtig. "Wir waren beim Lainbachwald wohl nicht maßvoll genug, vielleicht eher verblendet vom Bedarf, und haben es zu schnell nach vorne getrieben", erklärte er im Wahlkampf.

Als Bürgermeister wolle er einen "offenen Kommunikationsstil" pflegen, auch bei der Suche nach einem geeigneten Standort für das neue Gewerbegebiet. Für Seller steht fest: "Das Gewerbe muss im Ort bleiben." Der Kommunalpolitiker, der seit 2002 im Gemeinderat sitzt und in den vergangenen Jahren eng mit Kiefersauer zusammengearbeitet hat, will die Strukturen der dörflichen Gemeinde erhalten. Für ihn bedeute das, Handel, Handwerk, Gewerbe und Landwirtschaft zu stärken.

Ein wichtiges gemeinsames Anliegen aller drei Kandidaten ist die Dorferneuerung - insbesondere eine Entwicklung des Dorfplatzes mit dem aktuell nicht bewirtschafteten Gasthof Post. Das Ortszentrum mit Dorfplatz, Dorfstraße und Asamstraße sei ein Kleinod, dem man sich in besonderer Form widmen müsse, erklärten Mühlhans, Ortlieb und Seller unisono bei einer gemeinsamen Veranstaltung Anfang Juni.

Den Bürgern stehen an Sonntag zwei Wahllokale zur Verfügung: die Gästeinformation direkt neben dem Rathaus und der Pfarrsaal beim katholischen Pfarramt. Beide sind von 8 bis 18 Uhr geöffnet und barrierefrei zugänglich. Eine mögliche Stichwahl würde am Sonntag, 14. Juli, stattfinden. Der neue Bürgermeister wird dann bis 2026 im Amt bleiben, vom 15. März 2020 an mit einem neu zusammengesetzten Gemeinderat, der regulär bei der Kommunalwahl gewählt wird.

© SZ vom 28.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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