Nachfolge von Hans Kiefersauer:Benediktbeurer Herausforderungen

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Die drei Bürgermeisterkandidaten stellen sich im ZUK den Fragen des Publikums

Von Arnold Zimprich, Benediktbeuern

Die Benediktbeurer Bürgermeisterwahl am 30. Juni rückt näher. So stand die Podiumsdiskussion am Donnerstag im Allianzsaal des Zentrums für Umwelt und Kultur (ZUK) im Kloster Benediktbeuern auch ganz im Zeichen des Wahlkampfs. Das Interesse aus der Bevölkerung an den drei Kandidaten war rege - der rund 200 Personen fassende Allianzsaal war bis auf wenige Plätze voll besetzt.

Die drei Kandidaten Hanns-Frank Seller (CSU), Toni Ortlieb (Benediktbeurer Bürgervereinigung) und Rudi Mühlhans (Freie Bürgerliste Miteinander) stellten sich rund zwei Stunden lang den Fragen von Moderatorin Veronika Ahn-Tauchnitz, der Leiterin des Tölzer Kuriers, und den Nachfragen aus dem Publikum.

Eine der drängendsten Fragen im Dorf unter der Benediktenwand ist die nach bezahlbarem Wohnraum. Nicht nur, da sich junge Familien die Grund- und Immobilienpreise nicht mehr leisten können, sondern da sich auch rund 400 bis 450 Studenten Semester für Semester auf die Suche nach Zimmern begeben.

Alle drei Kandidaten haben hierzu keine Patentlösung, allein Rudi Mühlhans drängt dazu, den Flächennutzungs- und Bebauungsplan baldmöglichst zu überarbeiten. Diese stammten aus dem Jahr 1999 und könnten nicht mehr als Planungsgrundlage dienen. "Wie soll Grunderwerb und Bauen für die Enkelgeneration noch leistbar sein?", lautete eine Frage aus dem Publikum. Toni Ortlieb betonte, dass "eine weitere Innenverdichtung" von Nöten wäre. "Wir werden in den Geschosswohnungsbau gehen müssen", betonte der 45-Jährige. "Je schneller ein Studentenwohnheim kommt, desto besser", fasste Rudi Mühlhans die Wohnsituation für die Studenten zusammen. Was Baugrund für junge Familien angehe, erwähnte der 52-Jährige die 19 Parzellen westlich des Feuerwehrhauses, für die sich 168 Interessenten beworben hätten. "Das bedeutet, das 149 Personen leer ausgehen werden. Dieses Potenzial müssen wir erkennen und entsprechend planen."

Etwa 200 interessierte Bürger waren in den Allianzsaal des Benediktbeurer Zentrums für Umwelt und Kultur gekommen, um den Kandidaten für den Chefsessel im Rathaus Fragen zu stellen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Eng damit verwoben ist die Frage nach weiteren Plätzen zur Kinderbetreuung. Zwar seien im Don Bosco-Kindergarten aktuell elf Betreuungsplätze frei. Diese komfortable Situation sei jedoch hinsichtlich des erwarteten Bevölkerungswachstums - Hanns-Frank Seller rechnet mit einem Erreichen der 5000 Einwohner-Marke im Jahr 2050 - nicht von langer Dauer. Toni Ortlieb schlug einen neuen Kindergarten im Bereich der Mittelschule vor, doch müsse auch hier zunächst der Bebauungsplan überarbeitet werden. Seller stellte in den Vordergrund, dass die Gemeinde in der Pflicht steht, ausreichend Plätze zur Verfügung zu stellen, Mühlhans nannte die Thematik ein "überfälliges Problem", denn "junge Familien müssen heutzutage schnell wieder zu arbeiten anfangen". Der Bedarf sei da und müsse überprüft werden. Der günstigste Standpunkt für einen neuen Kindergarten sei indes in einem Bereich, der erst entwickelt werden müsse, so Mühlhans, der sich zudem mehr Partizipation der Bürger bei Fragen zur Gemeindeentwicklung wünschte.

Nach dem Bürgerentscheid im vergangenen Jahr, bei dem ein Gewerbegebiet am Lainbach abgelehnt wurde, wird auch die Frage nach zusätzlichen Gewerbeflächen heiß diskutiert. "Anfragen sind da", betonte Hanns-Frank Seller. "Wir haben damals nicht richtig kommuniziert", verwies Seller auf das Nichtzustandekommen des Gewerbegebiets am Lainbach. "Das Gewerbe muss im Dorf bleiben", betonte Seller, der speziell im Osten der Gemeinde noch Flächen sieht, auf denen sich Firmen ansiedeln können. Toni Ortlieb sieht speziell im Bereich der Heimarbeit und im Bereich des "platzsparenden Gewerbes", wie er es nannte, noch Potenzial. "Wir haben Breitbandanbindung, die Infrastruktur ist da", so Ortlieb.

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(Foto: Harry Wolfsbauer)

Hanns-Frank Seller tritt für die CSU an.

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(Foto: Harry Wolfsbauer)

Toni Ortlieb von der Bürgervereinigung.

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(Foto: Manfred Neubauer)

Rudi Mühlhans (Freie Bürgerliste Miteinander)

Zum Thema Energie äußerte sich Rudi Mühlhans vorsichtig. "Ich will das Thema angehen, musste mich aber in der Vergangenheit mit meinen Ideen zurückhalten", sagte er. Hanns-Frank Seller betonte, dass das Rathaus bereits energetisch saniert wurde, zudem habe man Photovoltaik aufs Dach gebaut, auch gäbe es eine Elektrotankstelle. Wo er Potenzial sieht, ist bei der Wasserkraft. "Wir haben mehrere Bäche, die man nutzen könnte" - im Publikum erntete dieser Vorschlag indes nicht nur Zustimmung. Ortlieb ist "sehr aufgeschlossen, was Energiethemen angeht", wie er etwas vage formulierte. "Jede Energie, die ich nicht verbrauche, brauche ich auch nicht zu erzeugen", war sein Appell.

Wenn es eine Herzensangelegenheit für die drei Kandidaten in Sachen Dorfverschönerung gibt - und da war sich das Trio einig - dann ist es die Entwicklung des Dorfplatzes, der durch den aktuell nicht bewirtschafteten Gasthof Post als "Gemeindeparkplatz" missverstanden wird. Das Ortszentrum mit Dorfplatz, Dorfstraße und Asamstraße sei ein Kleinod, dem man sich in besonderer Form widmen müsse.

© SZ vom 08.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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