Nach Debatte im Gemeinderat:Eurasburg prüft Kauf von Stromnetz

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Von Benjamin Engel, Eurasburg

Die Eurasburger Grünen liebäugeln damit, die Mehrheit des Stromnetzes in kommunale Hand zu bekommen. Davon versprechen sie sich Mehreinnahmen und Mitsprache bei der Gestaltung der Netze. Der Gemeinderat billigte ihren Antrag am Dienstag, nach Möglichkeiten dafür zu suchen. Außerdem soll die Verwaltung mit den Städten Wolfratshausen und Geretsried Gespräche aufnehmen. Beide Kommunen verhandelten derzeit über eine Netzübernahme, sagte der grüne Landtagsabgeordnete und Gemeinderat Hans Urban. Eurasburg könne sich anschließen. "Jetzt hat man die Möglichkeit, Gewinne abzuschöpfen, indem man andockt."

Hintergrund ist, dass der Konzessionsvertrag mit der Bayernwerk Netz GmbH Ende 2021 ausläuft. Laut Urban könnte die Kommune Eurasburg 51 bis 75 Prozent des Stromnetzes kaufen. Der Rest bliebe im Besitz des Netzbetreibers, mit dem man kooperieren könne. Der Landkreis Ebersberg habe es vorgemacht. Dort hätten sich Kommunen zusammengetan, um die Mehrheit des Stromnetzes zu übernehmen. Die Bayernwerke agierten als deren Dienstleister. Wie Grünen-Gemeinderat Klaus Koch hinzufügte, hätte die Kommune damit zudem die Chance, das Netz selbst zu gestalten. Das betrifft etwa die Form des Ausbaus oder den Zeitpunkt der Investitionen.

Wollte die Gemeinde Eurasburg das gesamte Stromnetz übernehmen, müsste sie dafür laut Bürgermeister Moritz Sappl 2,9 Millionen Euro zahlen. Wer ein Netz betreibt, kann allerdings ein sogenanntes Netznutzungsentgelt von den Stromerzeugern verlangen.

Auf den Vorstoß der Grünen reagierte der Zweite Bürgermeister Roland Grünwald (EL) skeptisch. "Wenn man auf den Wagen aufspringt und in die Grube fährt, wäre das schlecht", sagte er. An eine große Gewinnmarge durch eine Stromnetzübernahme glaubte Bürgermeister Moritz Sappl (GWV) nicht. "Bei 50 Prozent müssten wir 1,5 Millionen Euro auf den Tisch legen", sagte er. Servicepersonal müsste vorgehalten werden und dafür brauche es einen Dienstleister. Sappl hielt es für problematisch, dass eine Flächengemeinde mit 40 Quadratkilometern wie Eurasburg das Netz übernehme. Das rechne sich aus seiner Sicht nur in stärker verdichteten Gebieten. Er mahnte, die Frage der Stromnetzübernahme bis kommendes Jahr zu klären. "Ich möchte nicht, dass in Eurasburg wegen der ungeklärten Konzessionsfrage die Lichter ausgehen."

© SZ vom 10.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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