Musik in Bad Tölz:Bodenständig, bayerisch, bärig

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Hatte das Publikum nach wenigen Akkorden auf seiner Seite: Roland Hefter trat bereits zum vierten Mal im Kellergewölbe des Tölzer Gasthauses auf und überzeugte erneut mit seinen Songs und komödiantischen Plaudereien. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Liedermacher Roland Hefter erzählt und singt zum Jubiläum des Tölzer Gasthauses Geschichten aus seinem Leben

Von Arnold Zimprich, Bad Tölz

Dicht an dicht stehen die Bänke im Tölzer "Gasthaus". An der Bar im Kellergewölbe, in dem sich auch die Bühne befindet, wird ein Bier nach dem anderen gezapft. Dem Publikum ist die Vorfreude auf Roland Hefter, der heute zum vierten Mal im Gasthaus auftreten wird, anzumerken.

Doch zunächst betritt Gasthaus-Wirt Tino Kellner die Bühne und erklärt, dass auf den heutigen Tag genau vor zehn Jahren das Gasthaus seine Pforten zum ersten Mal geöffnet hat. Dass Roland Hefter ausgerechnet zum zehnjährigen Jubiläum auftrete, sei ihm eine besondere Freude.

Hefter, mit schwarzem Langarmshirt und Jeans bekleidet, betritt die Bühne, das lange Haar etwas ungeordnet, Dreitagebart: Rebellen-Look auf 1,90 Meter Größe. Seine E-Gitarre mit Naturholz-Korpus passt zu ihm - bodenständig, bayerisch, bärig.

"S'werd scho no" heißt das erste Lied, mit dem Untertitel "Die Hoffnung stirbt zuletzt". Die Inspiration zu seinen Songs hole er sich aus dem Alltag. "Gehst in' Fitness Tag für Tag, weil dich keine Frau mehr mag" - Hefter hat das Publikum nach wenigen Akkorden am Wickel, die Leute nicken, singen mit, goutieren die Musik mit Applaus. Oberschenkelklatscher hallen durch das Kellergewölbe. Immer wieder unterbricht der 51-Jährige seine Lieder, um kurze Anekdoten einzustreuen - meist geht es darum, was ihn wann und wo dazu bewogen hat, einen neuen Liedtext zu schreiben. Das macht den Abend kurzweilig und humorig, hin und wieder wähnt man sich in einer Stand-up-Comedy.

Im Lied "Schlimmer geht's nimmer" sinniert Hefter über Fernreisen. "Des is ned nachhaltig!" Schlauer sei es hingegen, mit dem Zug nach Sylt zu fahren. Sylt fühle sich für einen Bayern ebenso an wie ein Aufenthalt auf den Malediven: "Mi hod koana vastandn, I hob' koan vastandn".

Kurz vor der Pause ordert Hefter einen doppelten Schnaps. Die Begleiterscheinungen des übergroßen Gasthaus-Schnitzels, das er vor dem Auftritt konsumiert hat, würden ihn dazu animieren. "Des könnt's ihr ned wissen, aber des is' wirklich a Ausnahme" - lautes Lachen. Hefter setzt zum Titel "S'Leben is eh scho schwer und jetzt kommst du daher" an und bewirbt gleichzeitig Fußabstreifer, auf denen der gleiche Text prangt. So einfach kann Merchandising sein.

Besucherin Birgit Kerbus kennt Hefter schon seit langem: "Mir taugt's!" Sie habe Hefter-Konzerte schon zu einer Zeit besucht, als er nur in München bekannt war. "Auch mit den ' Drei Männern nur mit Gitarre' habe ich ihn schon gesehen", sagt Kerbus, die über das ganze Gesicht strahlt.

Auch zu Liebesliedern lässt sich Hefter hinreißen: "A Weißbier in da Sunn, und das mit dir!" - das muss der Himmel der Bayern sein. Angefangen habe er mit 18 Jahren in einer Blues Brothers-Band. "Da hat mi mei Muada no hifoan". Im legendären Schwabinger Podium sei er aufgetreten - und hat inzwischen bayernweit Erfolg. Erwähnt seien an dieser Stelle nur die Brettlspitzen im Bayerischen Fernsehen.

Draußen vor der Gasthaus-Tür steht Hefters Campingmobil, darin seine Golden Retriever-Hündin Sheila. "Eigentlich müsste sie eher Hildegard oder Renate heißen, so träge wie sie ist", schmunzelt Hefter, "hoffentlich heißt hier niemand so".

Gegen Ende versucht sich Hefter an einer Abrechnung mit der in westlichen Ländern gepflegten Unsitte, möglichst viele Dinge zu horten. "Darüber musste ich ein Liadl schreiben", betont er. Dass überflüssige Dinge im Hause Hefter gerne mal im Klo landen würden, nimmt man ihm dann doch nicht ganz ab. Ganz bayerischer Spitzbub, hat Hefter eben keine Hemmungen, was die Themenwahl angeht.

Zum Abschied wird jedem Gasthaus-Gast von Mitinhaber Claus Hühnlein zum Jubiläum eine Flasche Mühlfeldbräu-Bier und ein Flaschenöffner überreicht. Das Gasthaus weiß eben auch, wie Kundenbindung funktioniert.

© SZ vom 11.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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