Münsinger Politik:Amtliche Container

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Im engen Münsinger Rathaus kann die Verwaltung kaum konzentriert arbeiten. Der Raumnot soll nun abgeholfen werden

Von Benjamin Engel, Münsing

Der Ort scheint das Klischee einer reichen Starnberger Seeufer-Kommune zu bestätigen. Denn jetzt hat es Münsing Schwarz auf Weiß: "Die Tätigkeiten und die Kundschaft sind anspruchsvoll." Das hat jedenfalls Bauamtsleiter Stephan Lanzinger in der jüngsten Sitzung gesagt. Gemeint hat er das aber wohl anders als es erst einmal klingt. Begründen wollte er damit, dass die Verwaltungsmitarbeiter im engen Rathaus viel zu wenig Platz haben, um konzentriert arbeiten zu können. Die Beschäftigten müssen sich Arbeitszimmer teilen. Zu telefonieren und gleichzeitig komplizierte Besprechungen zu führen, wird so fast unmöglich. Daher will die Kommune übergangsweise mehr Raum schaffen - durch provisorische Container, einen temporären Holzbau oder angemietete, zusätzliche Büroräume in Münsing.

In der Grundproblematik ist sich der Gemeinderat mit der Verwaltung einig. Daher befürwortete das Gremium die Suche nach temporären Zusatzräumen in der jüngsten Sitzung. Nur waren einigen Gemeinderäten die Netto-Kosten von um die 125 000 Euro für voraussichtlich drei Jahre zu hoch. Sie fragten sich, ob die Kommuner Büroräume im Ort nicht günstiger anmieten könne. Außerdem setzte sich ein Teil des Gremiums dafür ein, ökologischere Alternativen, etwa in Holz, statt der Container zu prüfen. Lanzinger betonte, dass er damit genauso zufrieden sei. "Mir geht es darum, was wirtschaftlicher ist."

Wie eng es im Rathaus zugeht, ist seit Jahren bekannt. Laut Lanzinger ist die Situation im Melde-, Pass- und Ordnungsamt sowie im Bauamt "räumlich unzumutbar". Zu den Öffnungszeiten für das Publikum sei es schwierig, konzentriert zu arbeiten, sagte er. Die Mitarbeiter müssten etwa Bürger zu komplexen Themen wie Sozialleistungen oder Rente beraten oder sich mit Trauerfällen auseinandersetzen. Gleichzeitig wolle sich jemand einen Ausweis abholen. Bauberatungen dauerten oft stundenlang, während Kollegen telefonieren müssten. Für sensible Gespräche müssten Mitarbeiter oft in ein anderes Büro ausweichen. Der einzige verfügbare Rückzugsraum sei der Sitzungssaal. Da ihn alle Abteilungen im Rathaus nutzten, herrschten oft Engpässe, erläuterte der Bauamtsleiter.

Eine Container-Anlage am Rathaus- Parkplatz zur Weipertshausener Straße könnte abhelfen. Mit zwei Doppelcontainern für Räume mit Besprechungstisch sowie Einzelcontainern ließen sich auf zwei Ebenen vier Büros schaffen. "Das Bauamt hätte die Möglichkeit, eine zusätzliche Stelle zu schaffen", sagte Lanzinger. Das Münsinger Rathaus sei eher unter-, denn überbesetzt. Mit 9,1 Stellen habe die Verwaltung 1,5 Stellen weniger als Gemeinden in vergleichbarer Größe.

Sechs Container inklusive Büroausstattung für 36 Monate zu mieten würde laut Lanzinger 125 000 Euro netto kosten. Der Kauf käme nach Kostenermittlung von Planer Michael Bruckmeir 15 000 Euro teurer. Allerdings ließen sich die Container für einen solchen Betrag wieder verkaufen.

Für eine begrenzte Zeit so viel Geld auszugeben, erschien Helge Strauß (CSU) zu hoch. Er fragte sich, ob sich der Gemeindesaal als Büroraum herrichten lasse. Dafür sah Bauamtsleiter Lanzinger eher keine Möglichkeit, weil der Raum anderweitig gebraucht würde. Das sah Thomas Schurz (CSU) genauso. "Der Gemeindesaal ist komplett verkehrt", sagte er und warb für einen Holzbau statt der Container. Schurz rechnete mit einer längeren Übergangszeit bis zur Fertigstellung des Bürgerzentrums mit Rathaus. Um Kosten zu sparen, brachten Simon Berger (Einigkeit Degerndorf), Georg Sebald (Wählergruppe Ammerland) und Tobias Eckart (FW) das Anmieten von Büroräumen in Münsing ins Spiel. Wie wichtig eine zügige Lösung sei, mahnte Zweiter Bürgermeister Josef Strobl (Wählergruppe Münsing). "Es brennt hinten und vorne."

© SZ vom 17.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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