Münsing:Zu hohes Risiko

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Archäologische Funde haben den Bau des Regenrückhaltebeckens am Pallaufhof erst einmal gestoppt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Grabhügel am Pallaufhof: Abwasserverband prüft Entwässerung

Von Benjamin Engel, Münsing

Nach dem Baustopp für das Regenwasserrückhaltebecken der Baugemeinschaft am Pallaufhof ist erst einmal nur eines sicher: Das Projekt wird sich verzögern. Der Archäologe Markus Fagner hatte eine oberflächennahe Bodenschicht abgetragen und Hinweise auf Grabhügel gefunden. Seiner ersten Einschätzung nach würde es rund 166 000 Euro kosten, um die archäologischen Spuren freizulegen und zu dokumentieren. Wegen der hohen Kosten hat der Abwasserverband Starnberger See als Bauherr die Arbeiten vorerst einstellen lassen, um nun alternative Lösungen zur Entwässerung zu prüfen. Noch muss der Abwasserverband genauer untersuchen, welche der Ideen technisch überhaupt umgesetzt werden kann. Danach ist ein "Runder Tisch" mit allen Beteiligten von der Baugemeinschaft bis hin zu den Vertretern des Landesamtes für Denkmalpflege geplant.

Bekannt ist schon seit Jahrzehnten, dass im sumpfigen Wiesengrund weiter westlich der Bauvorhaben vorgeschichtliche Grabhügel existieren. Schon 1989 zeigten dies erste Luftbildbefunde. In den 1990r Jahren wurden die Grabhügel bei Begehungen nachgewiesen. Wie der Referatsleiter Jochen Haberstroh erklärt, geht das Landesamt für Denkmalpflege von zehn bis 15 vorgeschichtlichen Gräbern am Standort des geplanten Regenwasserrückhaltebeckens aus. Wäre das bereits früher bekannt gewesen, hätte das Landesamt hätte alles versucht, damit das westliche der beiden Gebäude der Baugemeinschaft an anderer Stelle gebaut worden wäre, ist Haberstroh überzeugt.

Doch erst im Vorjahr hatte das Landesamt die Fläche im Denkmal-Atlas neu kartiert und erweitert. Darin eingeschlossen ist seitdem der Standort des geplanten Regenwasserrückhaltebeckens. Schon damals hatten archäologische Funde das Projekt verzögert. In den Baugruben waren Relikte aus dem Mittelalter und Grabhügel der Hallstattzeit freigelegt worden.

Norbert Impelmann, Geschäftsführer des Abwasserverbands, rechtfertigt den Baustopp für das Regenwasserrückhaltebecken mit der ungewissen Situation. Wäre weitergebaut worden, hätte auch ausgegraben werden müssen - und das womöglich Monate lang. Dieses Risiko wollte er nicht tragen. Deshalb arbeite der Abwasserverband an alternativen Lösungen. Die sollen auch berücksichtigen, dass die Mitglieder der Baugemeinschaft möglichst bald in ihre Wohnungen einziehen wollten. Welche Lösungen das sein sollen, will Impelmann noch nicht öffentlich diskutieren. Er erklärt, dass es dafür noch zu früh sei.

Fraglich ist für den Geschäftsführer des Abwasserverbandes darüber hinaus, wer die Kosten für die Ausgrabungen eigentlich hätte übernehmen sollen. Sein Verband sei zwar Bauherr, die Gemeinde und die Baugemeinschaft aber Grundstückseigentümer. Wer wie viel zahlen sollte, könne er nicht sagen. Bürgermeister Michael Grasl (FW) bestätigt das interne Treffen mit Vertretern des Abwasserverbandes. Danach müssten sie weitersehen, sagte er. Erst vergangene Woche hatte er angekündigt, einen "Runden Tisch" mit allen Beteiligten zu organisieren. Ein Termin steht allerdings noch nicht fest.

Haberstroh hält einen "Runden Tisch" erst dann für sinnvoll, sobald die Prüfungen des Abwasserverbandes vorliegen. Der Einbau von Pumpwerken und andere Konstruktionen seien im Gespräch. Am liebsten wäre es Haberstroh, die archäologischen Stätten blieben möglichst unangetastet. Auch die nun freigelegte Fläche sollte wieder geschlossen werden. So könne vermieden werden, dass die Bodenfeuchtigkeit nicht im Wechsel von Trocken- und Regenperioden schwanke und damit die Bodendenkmäler schädige.

© SZ vom 21.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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