Münsing:Ungezwungene Gespräche

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Ein "Café der Begegnung" für Münsinger und Flüchtlinge

Von Benjamin Engel, Münsing

Vor eineinhalb Jahren sind die ersten in Münsing angekommen. Derzeit leben 33 Asylbewerber in der Kommune, im Gemeindesaal und in privaten Wohnungen. Drei Flüchtlingskinder besuchen die Münsinger Grundschule. "Nach einem Jahr in der Schule sprechen sie schon fließend Deutsch. Es ist erstaunlich, wie schnell die Kinder lernen", sagt Gemeinderätin Regina Reitenhardt (WG Münsing). Sie engagiert sich im örtlichen Helferkreis Asyl. Jetzt wollen dessen Mitglieder gemeinsam mit dem Pfarrgemeinderat mehr Begegnungsmöglichkeiten unter Münsingern und Asylbewerbern eröffnen. Sie laden zum ersten Café der Begegnung am Samstag, 23. Januar, in das Münsinger Pfarrheim.

Die Idee, einen festen Treffpunkt zu etablieren, hatten die Mitglieder im Helferkreis schon länger. Im Dezember verständigten sie sich mit dem katholischen Pfarrgemeinderat. Reitenhardt will Berührungsängste und Vorurteile abbauen: "Die Leute sollen ins Gespräch kommen." Das Café sieht sie als wichtiges Element für Einheimische und Asylbewerber, sich besser kennenzulernen. So könnten sich die Asylbewerber leichter integrieren. Sie sollten, seien sie erst einmal offiziell anerkannt, in Münsing Arbeit finden können. "Das ist meine Vision für die Zukunft."

Im Pfarrheim sollen alle ganz ungezwungen zusammenkommen. Es gibt Kaffee und Tee. Die Teilnehmer sollen spielen oder musizieren können. Um untereinander leichter Kontakt aufzunehmen, plant Reitenhardt kurze Filme zu zeigen. Sie erklärt, dass alle so gleich eine gemeinsame Gesprächsbasis hätten. Einfach nur zu sagen, da sei das Café und jetzt müsse sich jeder unterhalten, halte sie für schwierig. Sie könne sich vorstellen, zum Auftakt etwa einen kurzen Filmausschnitt zum früheren Münsinger Faschingszug zu zeigen. Dadurch lernten die Asylbewerber auch gleich die Alltagskultur vor Ort kennen.

Laut Reitenhardt sind derzeit 16 Asylbewerber im Gemeindesaal untergebracht, der Rest dezentral in Privatwohnungen, junge Männer, Familien, alleinerziehende Mütter und Väter und Pärchen. Sie stammen aus Afghanistan, Nigeria, Eritrea, Syrien, Iran und Myanmar. Mitte 2014 entstand der Helferkreis in Münsing, mit damals um die 20 Münsingern, sagt Reitenhardt. Mittlerweile engagierten sich 80 Personen.

Zu den Hauptaufgaben zählt, den Asylbewerbern die deutsche Sprache nahe zu bringen. Manche Mitglieder unterrichten ehrenamtlich, andere helfen den Schulkindern bei ihren Hausaufgaben. Wie Reitenhardt erklärt, habe jede Familie bis zu drei Paten. Sie betreuten die Familien bei Schwierigkeiten. Helfer begleiteten Flüchtlinge beispielsweise zum Arzt. Es gehe um ganz praktische Hilfestellungen, um das tägliche Leben in Deutschland einzuüben. Manche organisierten besondere Aktionen, etwa einen Konzertbesuch. Zwei Helfer schauten im Gemeindesaal nach dem Rechten. Dort kochten und putzten die Asylbewerber selbst.

Einige Asylbewerber arbeiten auch in sogenannten "Ein-Euro-Jobs". Sie helfen im Verein Essen plus mit, der das Essen in der Mittagsbetreuung der Schule organisiert. Sie engagieren sich im Gartenbau- oder im Sportverein. Alle seien in irgendeiner Form beschäftigt, sagt Reitenhardt. Darin sieht sie auch der Grund, warum das Zusammenleben bisher so gut funktioniert hat. Erst im Dezember hat der Helferkreis eine Weihnachtsfeier für die Asylbewerber organisiert. Gemeinsam haben sie die lebende Krippe am Kammerloh besucht und anschließend im Gemeindesaal gegessen und musiziert. Kleine Präsente gab es auch. "Das war ein beeindruckendes Erlebnis", sagt Reitenhardt.

Café der Begegnung, Samstag, 23. Januar, 14 bis 16 Uhr, Pfarrheim Mariä Himmelfahrt, Holzhauser Straße 4, Münsing

© SZ vom 22.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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