Münsing:Seniorenstift an attraktivem Standort

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Das Kuratorium Wohnen im Alter hat Teile des Wiedemann-Areals in Münsing gekauft. Die alten Gebäude sollen abgerissen werden, eine Anlage mit etwa 90 Appartements für ältere Menschen neu entstehen.

Von Benjamin Engel, Münsing

Seit 2008 sind alle Versuche fehlgeschlagen, das leer stehende frühere Wiedemann-Sanatorium in Ambach wiederzubeleben. Investoren stellten wiederholt Pläne vor, etwa für ein psychosomatisches Zentrum. Mehr passierte bisher nicht. Doch jetzt hat das gemeinnützige Sozialunternehmen "Kuratorium Wohnen im Alter" (KWA) aus Unterhaching große Teile des Areals gekauft. Das KWA will die alten Gebäude abreißen und ein Wohnstift mit rund 90 Wohnungen für Senioren errichten. Das Unternehmen kündigt in einer Pressemitteilung an, voraussichtlich im Sommer die konkreten Planungen öffentlich in Münsing vorzustellen.

Bürgermeister Michael Grasl (FW) wertet das Vorhaben positiv. Das Projekt decke den Wohnbedarf für eine älter werdende Gesellschaft und sichere regionale Arbeitsplätze. Allerdings sei der Standort mit alten Bäumen, Verdichtungsfragen und Parkdruck in Seenähe sensibel, sagte er. Ein vernünftiger Bebauungsplan sei notwendig, ein solcher existiert derzeit noch nicht. Die Gemeinde wolle die Erschließungsmaßnahmen in Grenzen halten.

Das KWA hat rund 13 200 des 16 000 Quadratmeter großen Areals aus der Konkursmasse der Sanacare Italia gekauft. Das bestätigt KWA-Pressesprecherin Sieglinde Hankele am Montag auf Nachfrage. Sie erklärt, der Kauf sei vor zwei Wochen notariell beurkundet worden. Preisangaben will sie allerdings nicht machen. Das Unternehmen plant, die vier Gebäude auf dem Grundstück abzureißen und durch einen mehrgliedrigen Gebäudekomplex zu ersetzen. Der restliche Teil des Areals mit einem weiteren Gebäude bleibt im Besitz der Familie Wiedemann.

Das KWA betreibt bereits 14 Wohn- und zwei Pflegestifte. Ambach passe zur Philosophie des Unternehmens, die Häuser an möglichst attraktiven Standorten zu platzieren, sagt die Pressesprecherin. Die Wohnungen in Ambach sollen zwischen 32 und 120 Quadratmeter groß sein. Die Senioren können nur zur Miete einziehen, keine Wohnung kaufen.

Laut der KWA-Homepage kostet eine 45 Quadratmeter große Zwei-Zimmer-Wohnung im Stift Rupertihof in Rottach-Egern am Tegernsee beispielsweise 2717 Euro monatlich. Der Aufpreis für eine zweite Person beläuft sich auf 388 Euro im Monat.

Zum Konzept der Wohnstifte zählt ein umfassendes Serviceangebot. Wer nicht selbst kochen will, kann im Restaurant essen. Es soll auch ein Schwimmbad geben. Zudem sind Räume für kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte oder Vorträge direkt im Haus eingerichtet. In das Stift ist ein hauseigener ambulanter Pflegedienst integriert. Er ist rund um die Uhr präsent. Die Bewohner können diesen bei Bedarf in die Wohnung rufen.

Hankele kündigt eine landschafts- und umweltverträgliche Bebauung an. Das KWA wolle den Baumbestand auf dem Grundstück weitgehend erhalten. Der parallel zum Starnberger See verlaufende Baumgürtel solle nicht angetastet werden. Das Unternehmen werde Gutachten zur Landschafts- und Ortsplanung ausarbeiten lassen.

Die Anfänge des heutigen Sozialunternehmens reichen bis 1966 zurück. Damals gründeten Einwohner der Landeshauptstadt den Verein Münchner Altenwohnstift. Ziel war es, eine moderne Einrichtung mit professioneller Versorgung, gastronomischem und kulturellem Angebot zu schaffen. Heute ist das KWA eine gemeinnützige Aktiengesellschaft.

Mit dem Vorhaben knüpft das Unternehmen an die illustre Geschichte des ehemaligen Kursanatoriums Wiedemann an. Die gleichnamige Familie betrieb mehr als ein halbes Jahrhundert die in ihrem Besitz befindliche Privatklinik in Ambach. An das Ostufer des Starnberger Sees zog es prominente Schauspieler wie Klausjürgen Wussow, Harald Juhnke und Inge Meysel.

Vor zwölf Jahren verkaufte Helmut Wiedemann die Klinik an das Unternehmen Sanacare Italia, das 2005 in die Insolvenz ging. Für zwei Jahre, von 2006 bis 2008, kam nochmals kurzzeitig Leben in das Sanatorium. Die psychosomatische Akutstation der Kempfenhausener Argirov-Klinik (heute Schön-Klinik) nutzte das Areal. Seitdem standen alle Gebäude leer. Das Landgericht Trient wollte schließlich 2012 die vier Häuser aus der Konkursmasse der Sanacare Italia versteigern lassen. Der Aufrufpreis lag bei 9,2 Millionen Euro. Doch damals meldete sich kein Bieter.

© SZ vom 26.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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