Münsing:Kopfarbeit

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Larifari: Markus Maria Winkler (li.) und Jürgen Wegscheider haben zwei Pocci-Werke aus den Archiven geholt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Eine Pocci-Premiere im "Freiraum"

Perücke auf, Perücke ab, Hut auf, Hut ab, Kopf auf, Kopf ab! Die zehn verschiedenen Figuren, die Jürgen Wegscheider und Markus Maria Winkler in der Premiere von "Poccis Larifari-Jahrmarkt" verkörpern, unterscheiden sich allein durch die Kopfbedeckungen. Gretel, Kasperls Frau: lange blonde Haare; Kasperl: klassische, leicht modernisierte Zipfelmütze; das Gespenst: Kopf unterm Arm.

Der Münsinger "Freiraum" ist fast ausverkauft, als die Geschichten vom ambivalenten Kasperl Larifari dargeboten werden. Im Auftrag der Franz-Graf-von-Pocci-Gesellschaft haben die beiden Schauspieler Archive durchstöbert und sich für zwei Werke entschieden, deren Anspruch und Reiz eben in der Vielzahl der unterschiedlichen Rollen liegt. Grund für den Auftrag ist der 210. Geburtstag des "Kasperlgrafen", berühmt für seine Kasperl- und Marionettentheater.

Im Schicksalsdrama "Kasperl wird reich" geht Kasperl Larifari einen Pakt mit einem Gespenst ohne Kopf ein, denn "der Teufel hat keine Zeit, er hat seine Hörner beim Reparieren". Dem Kasperl (Jürgen Wegscheider) werden tausend Dukaten versprochen, sollte er dem Gespenst helfen, das vor hundert Jahren geköpft wurde. Kasperl kann das Geld gut gebrauchen ("Mir geht's passabel miserabel"), und so schreitet er zur Tat.

Die übrigen Charaktere, etwa Frau Schnipfelhuber, Madame Stimpferl oder Frau Moosmayerin amüsieren die Zuschauer bei der Personenvorstellung zu Beginn des Stücks schon allein wegen ihrer ulkigen Namen. Gelobt wird im Publikum unterdessen auch die schauspielerische Leistung von Wegscheider und Winkler, die in wenigen Sekunden abtauchen, zwischen den Rollen hin und her wechseln und die langen Dialoge aus teils verdrehter Sprache mit Bravour lesen.

Das zweite Stück ist das wohl berühmtere: "Eulenschloss" - "ein mit unglaublicher Zauberei vermischtes Drama in vier Aufzügen". In dessen Verlauf wird Kasperl zum wohlhabenden und angesehen Staatsminister, dessen Selbstverständnis ("Mit dem Amt kommt auch der Verstand") für viele Lacher sorgt, vielleicht, weil sich viele der Zuschauer an gegenwärtige Amtsträger erinnert fühlen. Für die Schauspieler besonders herausfordernd ist die Szene, in der die blonde Perücke und damit die Rolle der Gretel übergangslos von Wegscheider zu Winkler wechselt. Das Publikum ist am Ende dieses Abends so begeistert, dass die Schauspieler sich für den Applaus noch mit einem Gedicht bedanken.

"Poccis Larifari-Jahrmarkt" ist vorerst nur noch einmal zu sehen: am 7. Juni im Klinikum Starnberg

© SZ vom 29.03.2017 / pebu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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