Münsing:Fulminant

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Klaviertrio brilliert bei den Holzhauser Musiktagen

Von Reinhard Szyszka, Münsing

Beim Streichquartett würde es nur in Ausnahmefällen funktionieren, beim Klaviertrio klappt es umso besser: Solisten zur Kammermusik zusammenzuspannen. Der Pianist Michael Schäfer, die Geigerin Ilona Then-Bergh und der Cellist Wen-Sinn Yang, allesamt gefragte Solokünstler, haben im Rahmen der Holzhauser Musiktage den Beweis dafür angetreten. Trotz des zugkräftigen Namens Wen-Sinn Yang war die Reithalle von Gut Ried nur zu zwei Dritteln gefüllt. Dabei standen die besten Klaviertrios der jeweiligen Komponisten auf dem Programm.

Zu Beginn Haydns G-Dur-Trio mit dem berühmten "Rondo all'Ongarese". Im einleitenden Variationensatz schien zunächst das Klavier zu dominieren, doch bald blühte die Geige mit strahlendem Ton auf. Das ist das Geheimnis des Zusammenwirkens verschiedenartiger Instrumente: Jeder muss bereit sein, sich zurückzunehmen an Stellen, wo der Kollege etwas musikalisch Wesentliches zu sagen hat, um an anderen Stellen umso mehr zu glänzen. Beim Schlussrondo wagten die Musiker ein atemberaubendes Tempo, und hier durfte sogar das von Haydn etwas stiefmütterlich behandelte Cello hervortreten.

Dann folgte Mendelssohns c-Moll-Trio, ein grüblerisches, schroffes Werk. Schäfer meisterte den hochvirtuosen Klavierpart mit Bravour, ohne sich unangemessen in den Vordergrund zu drängen. Beim langsamen Satz zeigte sich, wie sorgfältig die drei Künstler ihr Zusammenspiel geprobt hatten. Kleinste Rückungen und Zäsuren kamen wie selbstverständlich synchron. Schwirrend und dahinhuschend das Scherzo; im Finale strömte die choralartige Dur-Melodie herein wie aus einer anderen Welt.

Nach der Pause dann Brahms' H-Dur-Trio, ein Frühwerk, das der Komponist in späteren Jahren überarbeitete. Schäfer, Then-Bergh und Yang präsentierten diese Spätfassung mit perfekter Beherrschung ihrer Instrumente und ausgewogenem Zusammenspiel. Wie beiläufig servierte Schäfer die unglaublich schweren Klavierkaskaden im Scherzo, und Then-Bergh und Yang brachten bei den Kantilenen des langsamen Satzes den Streicherklang zum Blühen. Großer Beifall; die Künstler bedankten sich mit zwei geschmackvoll für Klaviertrio arrangierten Brahms-Liedern: "Von ewiger Liebe" und "Der Tod, das ist die kühle Nacht". Der Textanfang des ersten Lieds, "Dunkel, wie dunkel in Wald und in Feld", gab das Motto vor für die Heimfahrt, die bei Gut Ried stets ein wenig abenteuerlich ausfällt.

© SZ vom 24.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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