Münsing:Fischen im Trüben

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Alle Versuche, den Degerndorfer Weiher zu entschlammen, sind gescheitert. Die jüngste Idee ist zu teuer

Von Benjamin Engel, Münsing

Mit seinen Schilf- und Wiesenrändern ist der Degerndorfer Weiher zwar sehr idyllisch, aber auch pflegeintensiv. Am Untergrund hat sich meterdicker Schlamm abgesetzt, der dringend entfernt werden müsste, um die Wasserqualität zu verbessern. Das war der Gemeindeverwaltung nur zu bewusst, als sie das Gewässer vor fünf Jahren von der Familie des Schauspielers Josef Bierbichler erwarb und schließlich an den Fischereiverein Ammerland verpachtete. Die Kommune habe sich damit sehr viele Sorgen erkauft, sagte Bürgermeister Michael Grasl (FW) in der jüngsten Bauausschusssitzung des Gemeinderats.

Bislang sind aber alle Versuche gescheitert, den Schlamm gänzlich los zu werden, die jüngste Idee ist zu teuer. Vor mehr als zehn Jahren hatte der Voreigentümer den Weiher trockengelegt, das Vorhaben den Schlamm auszubaggern, aber wegen der großen Menge aufgegeben. Die Kommune entfernte die stark zunehmenden Wasserpflanzen zweimal mit einem Mähboot. Nach einem Termin mit Fachbehörden und Vertretern des Wolfratshauser Maschinenrings kam die Idee auf, einen schwimmenden Saugroboter einzusetzen. Doch das würde laut Schätzung des Ingenieurbüros SKI knapp 940 000 Euro kosten. "Wir sind erschrocken über diese Summe", sagte Bürgermeister Grasl.

Alternativ will die Gemeinde nun untersuchen lassen, wie viel es kosten würde, den Schlamm nach Auslassen des Gewässer im trockenen Zustand zu entfernen. Diese Lösung könne aber nur weiterverfolgt werden, wenn es sich wirtschaftlich gegenüber dem Steuerzahler rechtfertigen lasse, sagte Grasl. Gelinge dies nicht, sollte das Projekt auf der Prioritätenliste zurückgestuft werden. Bislang hat die Kommune schon Planungskosten in Höhe von 36 000 Euro ausgegeben.

Vor diesem Schritt warnte Thomas Schurz (CSU). "In fünf oder zehn Jahren fällt uns das wirklich vor die Füße", warnte er. Im Ammerlander Fischereiverein sei er selbst aktiv, fische auch häufig im Degerndorfer Weiher. Im Sommer sei der Krautbewuchs im Gewässer enorm. Den Wasserstand höher zu halten, könnte aus seiner Sicht verhindern, dass die Pflanzen so stark überhand nehmen. Doch das Wasserwirtschaftsamt Weilheim verlangt laut Susanne Öttl vom Münsinger Bauamt, den Pegel immer wieder abzusenken, solange der Damm am Südende des Weihers nicht ertüchtigt ist.

In der Debatte zur Schlammproblematik waren viele Gemeinderäte um Lösungsansätze bemüht. Christine Mair (Grüne) wies darauf hin, dass das Gewässer aus ihrer Sicht so sehr verschlamme, weil der Nährstoffeintrag sehr hoch sei. Die Menge müsse vermindert werden, etwa indem mehr naher Grund von landwirtschaftlicher Nutzung freigehalten werde. "Wir müssen aufpassen, dass der Weiher nicht kippt." Ursula Scriba (Bürgerliste) plädierte zudem dafür, Sauerstoff erzeugende Wasserpflanzen einzubringen oder Graskarpfen einzusetzen, die einer Verschlammung entgegenwirkten. Bernhard Ruhdorfer (Wählergruppe Münsing) hielt es für möglich, eine Wiesenegge an ein Boot anzuhängen und so die Wasserpflanzen umfassend zu entfernen.

Davon sei vieles schon ausprobiert worden, erklärte Bürgermeister Grasl schließlich. Die Gemeinde bemühe sich weiterhin darum, alles zu unternehmen, was möglich sei.

© SZ vom 22.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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