Münsing:Fische säubern Degerndorfer Weiher

Lesezeit: 2 min

Gut eine Woche lang wird das Wasser im Degerndorfer Weiher abgelassen, danach werden Spiegelkarpfen eingesetzt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Nach dem Weißen Amur setzt die Gemeinde Münsing zusammen mit Freiwilligen nun Spiegelkarpfen ein

Von Benjamin Engel, Münsing

Vor ein paar Jahren drohte der Degerndorfer Weiher umzukippen. Das Gewässer war stark verschlammt und bewachsen. Anwohner und die Gemeinde entfernten mit einem Mähboot Teile der Wasserpflanzen, zudem probierte der damalige Eigentümer - der Schauspieler Sepp Bierbichler - mit seinem Freund Karl Birzle animalische Methoden aus, um den See sauber zu halten. Der Fischzüchter aus Nußberg bei Seeshaupt am südwestlichen Ende des Starnberger Sees setzte daraufhin 500 Kilogramm Grasfische, auch als Weißer Amur bekannt, in den Weiher ein. Im Frühjahr wird er das Wasser aus dem Weiher ablassen, die Fische entnehmen und andere einsetzen. Fein filetiert landet der Weiße Amur dann in den Küchen asiatischer Spezialitätenrestaurants.

Mit der Gemeindeverwaltung hatte sich Birzle auf dieses Vorgehen verständigt. Die Kommune hatte den Degerndorfer Weiher im Dezember der Familie Bierbichler abgekauft. In der jüngsten Sitzung beschlossen die Räte, das rund 25 000 Quadratmeter große Gewässer zunächst zusammen mit Freiwilligen zu bewirtschaften. Das Wasserwirtschaftsamt Weilheim hatte von der Gemeinde gefordert, den Weiher auch vor einem sogenannten "Jahrhunderthochwasser" zu schützen, was bisher fehlt. Die Behörde will den Räten in einer der nächsten Sitzungen ein entsprechendes Hochwasserschutz- und Rückhaltekonzept vorstellen. Erst nach Klärung der genauen Maßnahmen will die Gemeinde über eine längerfristige Nutzung entscheiden.

Die Grasfische sollten die störenden Wasserpflanzen beseitigen. Und das ist auch gelungen, wie Birzle findet. "Das Wasser ist wesentlich besser geworden. Die Fadenalgen sind verschwunden." Doch immer noch ist der Weiher stark bewachsen und sein Boden verschlammt. Jetzt ist Birzle gespannt, wie sich die Fische in den vergangenen vier, fünf Jahren entwickelt haben. Solange hatte der Fischzüchter sie in Ruhe gelassen. Im Durchschnitt müssten die noch verbliebenen Grasfische nun um die zwei- bis drei Kilogramm schwer sein, schätzt er. Eine solche Größe müssen die Fische schon haben, sonst sind die Filets für die Restaurants zu klein.

Für die Aktion muss das Wasser im Weiher erst einmal abgelassen werden, was wohl gut eine Woche dauern wird. Dann sollen Spiegelkarpfen in das Gewässer kommen. Die Gemeinde verspricht sich davon, dass diese Fischart den verschlammten Boden mehr aufwirbelt und damit das Pflanzenwachstum auf der Wasserfläche verringert. In der nächsten Ausgabe des kommunalen Mitteilungsblattes "Münsing aktuell" soll ein Aufruf an Freiwillige erscheinen, sich an der Aktion zu beteiligen.

Für seinen Betrieb seien die Grasfische im Degerndorfer Weiher wirtschaftlich kaum interessant, sagt Birzle. Sein Großvater hat die Fischzucht in Nußberg in den 1930-er Jahren gekauft. Heute züchtet die Familie Renken, Karpfen, Zander, Hechte, Schleien und Grasfische. Bis zu Säkularisation war die Fischzucht in Klosterbesitz. In Degerndorf war das ebenso. Mit den Fischen aus dem Degerndorfer Dorfweiher besserten die Augustiner-Chorherren aus dem Kloster Beuerberg ihren Speiseplan auf. 1803 übernahm das Königreich Bayern den Weiher. Später fiel er in Privatbesitz. Für die Degerndorfer war und ist der Weiher mitten im Ort beliebter Treffpunkt für Freizeitaktivitäten.

© SZ vom 29.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: