Münsing diskutiert erneut:"Gewaltiger Eingriff"

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Für zwei Wohnungen soll ein Dachgeschoss im Ambacher Seniorenwohnstift ausgebaut werden

Von Benjamin Engel, Münsing

Die Kritik am Seniorenwohnstift in Ambach unter den Gemeinderäten geht weiter: Das Architekturbüro von Matteo Thun hat zwar dem Druck nachgegeben, die oberen Stockwerke nun doch wieder in Holz- statt Ziegelbauweise zu errichten. Doch die neue Entwurfsidee, zwei Wohnungen vom Souterrain einfach aufs Dach des straßennächsten Gebäudes zu verlegen, kritisierten einige Räte vehement. Damit würde der Dachfirst um 1,50 bis 1,70 Meter höher werden.

Von einem "massiven Klotz" sprach Matthias Richter-Turtur (Wählergruppe Ammerland). "Kann man die zwei Wohnungen nicht streichen", fragte er. Der Dachausbau konterkariere die Schönheit der Konstruktion. Umweltreferentin Christine Mair (Wählergruppe Münsing) erinnerte daran, dass der Gemeinderat beschlossen habe, auf die Einwände der Anwohner einzugehen. "Das ist eine zu dichte Bebauung", sagte sie. "Wenn man ehrlich ist, wäre es wunderbar, wenn dieses Haus gar nicht da wäre." Das würde die Wohnfläche um genau die zehn Prozent reduzieren, die es jetzt zu viel gebe. Helge Strauß (CSU) warf den Planern "Salamitaktik" vor. "Ein Geschoss darüber finde ich schon einen gewaltigen Eingriff."

Im Frühjahr 2016 hat das "Kuratorium Wohnen im Alter" einen Großteil des früheren Wiedemann-Sanatoriums gekauft. Dieser Familie gehört noch eines der Häuser, das sie jetzt gerne durch zwei Neubauten ersetzen würde. Die Gebäude auf dem baumbestandenen Hanggrundstück im Nordwesten von Ambach am Starnberger See stehen seit mehr als zehn Jahren leer. Dort möchte das KWA 80 Wohnungen für Senioren errichten. Eine Tagespflege, ein Schwimmbad und ein Veranstaltungssaal will das Unternehmen ins Projekt integrieren. In einem Wettbewerb hatten sich zwei Architekturentwürfe durchgesetzt. Der Gemeinderat hatte sich schließlich für das Büro von Thun entschieden. Seit Jahren kritisieren Anwohner, aber auch manche Gemeinderäte, die Dimensionen der Bauten.

Kritikbewusst gab sich Gerhard Schnell vom Architekturbüro Thun. "Durchaus nicht ganz zu unrecht" habe der Gemeinderat jüngst kritisiert, dass vom Holz- aus pragmatischen Gründen auf einen Ziegelbau ausgewichen worden sei, sagte er. "Wir haben uns entschlossen, den Holzbau wiederaufzunehmen." Das gelte für die Obergeschosse. Der Sockel und die Gebäudeteile im Untergrund blieben ein Massivbau mit Beton.

Außerdem soll das Dach mit einer Neigung von 20 Grad steiler im Unterschied zum bisherigen Entwurf werden. "Das entspricht dem Langhauscharakter besser", sagte Schnell. Die traditionelle Deckung mit Doppelfalz-Dachziegeln passe obendrein zum steileren Dach. Auf Ursula Scriba (Bürgerliste) wirkten die Pläne zu gewaltig. Sie schlug vor, das Dach weiter nach unten zu ziehen, damit sich der Komplex besser in die Landschaft integrieren könne.

Ortsplaner Christian Weigl warb dafür, die Architekten auch einmal in Schutz zu nehmen. "Sie haben alle Forderungen erfüllt", sagte er. Jetzt habe der Gemeinderat alle Grundlagen, um zu entscheiden.

Ihr Haus auf dem Sanatoriums-Areal möchte die Familie Wiedemann abreißen. Zwei Gebäude sollen das 48 Meter lange frühere Gästehaus ersetzen. Jedes Haus soll Platz für eine 240 beziehungsweise 245 Quadratmeter große Wohnung bieten, schilderte Sebastian Wiedemann. Carports sollen den Lärmschutz zur Tiefgarageneinfahrt des Seniorenwohnstifts sicherstellen. Laut Bürgermeister Michael Grasl (FW) sind für den Immissionsschutz noch Grundlagen zu klären. "Wir können aber nicht Monate und Jahre weiterdiskutieren", sagte er.

© SZ vom 01.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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