Münsing:Der Kasperl und sein Graf

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Ein langer Lulatsch, der hintergründig lächelt: So stellt Otto Süßbauer Graf von Pocci in Münsing dar. Zu seinen Füßen der Kasperl Larifari. (Foto: Hartmut Pöstges)

Otto Süßbauer schuf das Bronzedenkmal, das in Münsing an den Grafen Franz von Pocci erinnert

Von Benjamin Engel, Münsing

Hier kommt die Auflösung unseres "Hinguckers" vom Dienstag:

Zwischen Grundschule und Verwaltungsgebäude steht in Münsing die hagere Figur des Grafen Franz von Pocci (1807 - 1876). Zu seinen Füßen hockt der Kasperl Larifari. Kinder und Rathausmitarbeiter gehen am Denkmal aus Bronze fast täglich vorbei. Der Bildhauer Otto Süßbauer zeigt den Künstler und Hofbeamten als hoch aufgeschossenen Lulatsch: Gertenschlank steht er da - das Haar exakt gescheitelt - und scheint den Betrachter mit einem hintergründig breiten Lächeln anzublicken. Der kleine Kasperl Larifari wirkt so, als wolle er den Passanten etwas zuflüstern.

Graf Pocci erfand die Figur des Kasperl Larifari, um den mehr als 40 Puppenkomödien kreisen. So wurde er als "Kasperlgraf" bekannt. Er stand im Mittelpunkt des Münchner Gesellschafts- und Kulturlebens. Am bayerischen Hof machte Pocci Karriere, diente drei Königen unter anderem als Hofmusikintendant und Oberstkämmerer. Die Sommer verbrachte er im Ammerlander Familienschloss.

Ihm zu Ehren hat die Pocci-Gesellschaft 2006 das 2,25 Meter hohe Denkmal in Münsing errichten lassen. Der Mooseuracher Bildhauer Süßbauer schuf die Bronzefigur des Grafen und des Kasperl Larifari zu seinen Füßen. Beide stehen auf einem ein Meter hohen Steinsockel.

Süßbauer hatte sich mit seinem Entwurf in einem Wettbewerb gegen die Bildhauer Angelika Knickmaier, Ernst Grünwald und Hans Neumann durchgesetzt. Für die Jury spiegelte die Figur von Süßbauer die elegante, von skurriler Selbstironie geprägte Persönlichkeit des Grafen wider und verdichtete sein öffentliches Erscheinungsbild sowie seine aristokratische, hintersinnige und pfiffige Individualität. Für den Entwurf sprach aus Sicht der Jury zudem der hohe Wiedererkennungswert für Kinder und Jugendliche.

Als Bildhauer ist der 1957 in München geborene Süßbauer Autodidakt.Ursprünglich widmete er sich der Malerei und Grafik, ehe er sich in den Neunzigerjahren sich dem Gießen und der Bildhauerei zuwandte. Süßbauer erlernte das Handwerk in der Gießerei Kirchner in Ascholding. Er wollte dreidimensional arbeiten, haptisch, und ohne Pinsel dazwischen.

Zur Einweihung seines Denkmals für Pocci in Münsing konnte Bürgermeister Michael Grasl vor neun Jahren zahlreiche prominente Persönlichkeiten begrüßen. Es kamen der inzwischen verstorbene Ehrenbürger Vicco von Bülow (Loriot) mit Frau, die Pocci-Gräfinnen Annamaria (Mirzl), Christina und Felicitas, Bürgermeister und Kommunalpolitiker aus mehreren Landkreisen. Die Musikkapelle Münsing spielte. Der damalige Bezirkstagspräsident Franz Jungwirth sagte, ein Denkmal sei überfällig gewesen. Der Graf habe Generationen von Kindern mit seinen Figuren erfreut. Und der Vorsitzende der Pocci-Gesellschaft, Michael Köhle, wünschte sich bei der Enthüllung der Skulptur, dass das Denkmal auch eine Diskussion über Leben und Werk des vielfältig talentierten Graf Pocci anstoße.

© SZ vom 01.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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