So langsam hat sie sich an das Gefühl gewöhnt, "aber es ist ganz, ganz eigenartig, die eigene CD in den Händen zu halten". Bald wird Le-Thanh Ho ihr erstes Album "Elephant" in Münsing präsentieren. Dort sitzt die Plattenfirma BSC Music. Le-Thanh Ho ist die Tochter von vietnamesischen Flüchtlingen, sie wurde 1987 in München geboren, lernte Klavier und Gitarre spielen. Vor drei Jahren erst ging sie nach Berlin. Über die Gründe für diesen Umzug, über ihre Texte, Musik, Theater und über die Anfänge in einer Ska Punk Band äußert sich die Songwriterin, Sängerin und Schauspielerin im Gespräch mit der SZ.
SZ: Wie lange haben Sie an den neun Songs für Ihre erste CD gearbeitet?
Le-Thanh Ho: Relativ lang. Den Titel "Regen" habe ich vor fast vier Jahren begonnen, so richtig rund war er vor einem Jahr. Aber geschrieben habe ich schon immer.
Texte oder Musik?
Gedichte. Da mache ich mir zuerst Skizzen, um Gefühle auszudrücken. Wenn ich als Maler Liebe ausdrücken wollte, würde nur eine Farbe Rot nicht ausreichen. Ich kreiere im Kopf sprachliche Bilder, die ein Zusammenspiel der Gegensätze sind. Gefühle sind schließlich nie logisch, und das möchte ich ausdrücken.
Wann fällt Ihnen zu Ihren Worten die passende Musik ein?
Manchmal läuft sie im Hintergrund schon im Kopf mit, ansonsten folgt sie dem Rhythmus meiner Gedichte.
Apropos Rhythmus: Ihre Lieder sind überwiegend Chansons und ansonsten gehobener Deutsch-Pop. Aber Sie kommen doch eher vom Ska Punk?
(lacht) Ich war damals 14 oder 15. An einem Ampelmast in München habe ich eine Annonce gesehen, dass eine Band eine Sängerin sucht. Es hat sich herausgestellt, dass ich die vier Jungs kannte. Wir hatten viel Spaß damals und nannten uns Skapisex . . . (lacht wieder).
Damals haben Sie auch schon Texte für die Band geschrieben?
Ja, aber ich habe alle meine Texte ins Englische und Französische übersetzt. Ich wollte meine Gedichte nicht auf Deutsch singen. Ich habe mich hinter den Fremdsprachen versteckt.
Warum wollten Sie sich verstecken?
Wenn man in seiner Muttersprache singt, ist es, als ob man nackt auf der Bühne steht, ohne jeglichen Schutz.
Jetzt singen Sie nur noch auf Deutsch?
Dafür habe ich mich entschieden, weil ich hoffe, dass manche Zuhörer etwas in den Texten entdecken, das sie in sich haben, auch fühlen, oder was sie verstört. Ich will, dass das Publikum selbst interpretieren kann. Darum erkläre ich bei Auftritten auch nichts zu den einzelnen Songs.
Auftreten - das haben Sie gelernt. Sie sind Schauspielerin.
Ich habe den Abschluss am Schauspiel München gemacht. Allerdings habe ich schnell gemerkt, dass ich hier nicht Fuß fassen kann, dass ich weg muss. Das erste Vorsprechen war eine Katastrophe für mich. Mir wurde gesagt, ich hätte keinen Ausdruck, könnte Menschen nicht berühren. Das hat mich sehr verletzt. Ich brauchte Abstand.
Deswegen gingen Sie nach Berlin?
Ja. Ich hatte eine Agentin dort. In Berlin habe ich bei freien Theaterprojekten mitgemacht. Um Geld zu verdienen, habe ich auch Fernsehrollen angenommen.
Warum sind Sie zurück zur Musik?
Weil mir niemand vorschreibt, was ich ausdrücken soll oder wie ich auszusehen habe. Ich bestimme über meine Gefühle und mein Aussehen.
Sie haben sich bei der Udo-Lindenberg-Stiftung um den Panikpreis beworben - stimmt das?
Ja, ich wollte nämlich unbedingt bei "Songs an einem Sommerabend" im Kloster Banz dabei sein. Das hätte ich gewinnen können.
Waren Sie sehr traurig?
Am Anfang schon, aber jetzt bin ich am 3. und 4. Juli mit dabei. Ich freue mich schon riesig darauf.
CD-Release von "Elephant" am 26. Juni um 20.15 Uhr in der Tenne Münsing.