München-West:Unfälle, die nicht passieren dürften

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Derzeit häufen sich die Baustellen in München - und die Unfälle. Franz Custodis von der Autobahndirektion über die Kollisionen.

Anita Naujokat

Derzeit gibt es besonders viele Baustellen in München und auf den Autobahnen rings um die Landeshauptstadt. Oft führen sie auch zu Unfällen: Innerhalb einer Woche sind allein im Bereich der Autobahnmeisterei München-West drei Warnleitanhänger zerstört worden. Diese sichern mit blinkenden Aufschriften oder Pfeilen Bauarbeiten ab oder weisen auf eine kommende Fahrbahnverengung hin. Anita Naujokat sprach mit Franz Custodis, Leiter der Abteilung Betrieb und Verkehr in der Autobahndirektion Südbayern, darüber.

Franz Custodis von der Autobahndirektion Südbayern. (Foto: Autobahndirektion Südbayern)

SZ: Bricht in Ihrem Fuhrpark bald der Notstand aus?

Franz Custodis: Nein. Wir haben in Südbayern an die 150 solcher Anhänger, unsere Autobahnmeisterei verfügt über etwa zehn. Benachbarte Meistereien können sich untereinander schnell Anhänger ausleihen, die Hersteller können sie ebenfalls kurzfristig ersetzen. Und viele Baufirmen verfügen über eigene. Es sind also noch ausreichend Anhänger vorhanden.

SZ: Und wenn jetzt gleichzeitig noch ein paar Unfälle solche passieren?

Franz Custodis: Dann ist das auch kein Problem. Wir können aus München-Nord oder Inning Ersatz bekommen.

SZ: Geht das auf dem kurzem Dienstweg?

Franz Custodis: Die Straßenmeister machen das unter sich aus. Da genügt ein Griff zum Telefon.

SZ: Reparieren Sie die Anhänger selbst?

Franz Custodis: Die sind in aller Regel so beschädigt, dass man sie nur noch verschrotten kann. Deshalb sind wir schon lange dazu übergegangen, die Anhänger hinter Lastwagen zu stellen. Es ist wichtig, dass der Energie eines Aufpralls Masse entgegengesetzt wird, damit die Arbeiter, die bei Tagesbaustellen im Schutz des Sicherungsanhängers arbeiten, nicht zu Schaden kommen. Zwei der drei Unfälle wurden von Lastwagenfahrern verursacht. Das sind kritische Fälle, da durch die Wucht der Zusammenstöße auch unsere Lkws beschädigt wurden. Wir hier haben sechs Lkws zur Sicherung. Wenn davon zwei ausfallen, spüren wir das schon. Im Winter wäre das noch schlimmer als im Sommer, weil wir sie für den Winterdienst brauchen.

SZ: Die Sicherungsanhänger haben ja nicht umsonst ihren Namen. Warum werden sie trotzdem so häufig übersehen?

Franz Custodis: Wir vermuten, dass in einer Vielzahl der Fälle Sekundenschlaf die Ursache war und Lastwagenfahrer auch unter enormem Druck stehen.

SZ: Oder sind die Menschen vielleicht langsam von den vielen Baustellen überfordert?

Franz Custodis: Solange es Autobahnen gibt, gibt es auch Baustellen. In diesem und im vergangenen Jahr ist durch das Konjunkturpaket zwar mehr gebaut worden, aber die Nutzer müssen die Straßen so nehmen wie sie sind. Wir sind uns der Problematik aber bewusst: An mehr als 90 Prozent dieser Unfälle sind Lkws beteiligt. 20bis 25 gibt es davon jedes Jahr, das ist alle 14 Tage einer. Deshalb werden wir im September und Oktober 40 bis 45 Anhänger mit Geräten auf Basis von CB-Funk ausrüsten, den auch Lkw-Fahrer benutzen. Die Sensoren können in bis zu zwölf verschiedenen Sprachen die Warnung "Achtung Baustelle" an die Fahrer ausgeben, wenn sie sich zu schnell einem Anhänger nähern. In Nordbayern ist dieses System bisher als Versuch gelaufen, mit sehr gutem Erfolg.

© SZ vom 14.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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